"Original Play" für größten unwissenschaftlichen Unfug nominiert
Der bis vor kurzem in Kindergärten tätige Rangel-Verein hat Chance auf den Negativpreis „Goldenes Brett“, der jährlich von der Gesellschaft für kritisches Denken vergeben wird.
Wien. Der Verein "Original Play", in dessen Kursen fremde Erwachsene mit Kindern rangeln, hat Chancen auf das "Goldene Brett vorm Kopf". Der Negativpreis prämiert jährlich den „größten unwissenschaftlichen Unfug des Jahres“ und könnte diesmal an den Verein gehen, der wegen Missbrauchsverdacht in die massive Kritik geraten war. Auf der Shortlist stehen weiters die deutsche Homöopathie-Firma Hevert und der deutsche Lungenfacharzt Dieter Köhler. Verliehen wird der Preis am Freitag in Wien.
Die breite Diskussion um den Einsatz des wissenschaftlich nicht anerkannten "Spielkonzepts" der "International Foundation for Original Play" in Kindergärten und Schulen in Deutschland und Österreich hat dem Verein wohl die Nominierung eingebracht. "Original Play" werde "ohne wissenschaftliche Basis zum Allheilmittel für das Kind und sogar zum 'spirituellen Ausdrucksmittel' erklärt", heißt es in der Begründung für die Nominierung. Anstatt die These psychologisch oder pädagogisch zu untermauern, werde bloß auf "Natürlichkeit" und die "Gnade Gottes" verwiesen.
Der in Österreich von dem Amerikaner Fred Donaldson gegründete Verein war in die Kritik geraten, als in Deutschland, wo der Verein wie in Österreich an Schulen und Kindergärten tätig war, Missbrauchsvorwürfe von Eltern erhoben wurden. Deutsche Behörden warnten offiziell vor "Original Play". Obwohl in Österreich keine konkreten Vorwürfe bekannt wurden, gab, verbot die Bildungsministerin Iris Rauskala den Bundesschulen faktisch eine Zusammenarbeit.
Homöopathie und harmloser Feinstaub
Der homöopathische Präparate vertreibende deutsche Arzneimittelhersteller Hevert geht laut der Skeptiker-Vereinigung GWUP (Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften) per Anwalt gegen Homöopathie-Kritiker vor. In Abmahnungen wurden diese aufgefordert, die Behauptung zu unterlassen, Homöopathie sei nicht über den Placeboeffekt hinaus wirksam. Andernfalls drohe eine Strafe in Höhe von 5100 Euro. Diese Vorgehensweise birgt für die GWUP eine "ernste gesellschaftliche Gefahr: Wenn wir rationale gesellschaftliche Diskussionen führen wollen, darf Wissenschaft nicht eingeschüchtert werden."
Eine Stellungnahme, in der er Feinstaub und Stickoxide für wahrscheinlich harmlos erklärte, brachte dem deutschen Lungenfacharzt Dieter Köhler eine Nominierung für den Negativpreis ein. Mit seiner Erklärung, man sehe als Lungenfacharzt niemals Feinstaubtote, stelle er die gesundheitlichen Gefahren von Luftverschmutzung "auf wissenschaftlich unhaltbare Weise als harmlos dar", meint die GWUP. Eine von ihr eingesetzte Jury hat die drei Finalisten aus Hunderten Nominierungen ausgewählt.
Die von der Wiener Regionalgruppe der GWUP, der Gesellschaft für kritisches Denken, organisierte Verleihungsfeier für "Das Goldene Brett vorm Kopf" findet am Freitag (13. Dezember) um 20.15 Uhr in der Urania in Wien statt.