Ski Alpin
Rebensburg verzückt sich selbst
Viktoria Rebensburg gelingt im Super-G von Lake Louise der erste Saisonsieg. Ihre Lieblingsdisziplin soll dennoch der Riesenslalom bleiben.
Nur bei der Siegerehrung hatte Viktoria Rebensburg ein paar Probleme. Der weiße Cowboyhut, den sie als grandiose Gewinnerin des Super-G im kanadischen Lake Louise aufsetzen sollte, passte so gar nicht auf ihren Kopf – Rebensburg hatte versäumt, die Mütze ihres Sponsors abzuziehen. Das sah dann ein wenig albern aus, tat der guten Laune in der deutschen Mannschaft aber keinen Abbruch.
„Es ist mal wieder schön, ganz oben zu stehen“, sagte die freudestrahlende Rebensburg. Und schön war vor allem, wie sie da oben hingekommen war: Mit einem Lauf wie von einem anderen Stern, mit dem Rebensburg auch sich selbst verzückte. „Von oben bis unten wie an der Schnur gezogen, einfach geil“, sei ihre Fahrt gewesen, „geschmeidig, ohne Hackler oder solche Sachen.“ Kurzum: Eine Augenweide.
Auch die Verantwortlichen des Deutschen Skiverbandes (DSV) gerieten ins Schwärmen. „Es war wirklich sensationell, wie sie gefahren ist“, sagte Cheftrainer Jürgen Graller. Siege wie jener von Thomas Dreßen eine Woche zuvor in Lake Louise und nun jener von Rebensburg am selben Ort seien „so etwas wie Elixier für das Team. Das zeigt uns, dass wir in der absoluten Weltspitze mitfahren können“, betonte Alpinchef Wolfgang Maier.
Viktoria Rebensburg spielt mit dem Kurs
Der Vorsprung von Rebensburg auf die zweitplatzierte Nicol Delago (Italien) betrug üppige 0,35 Sekunden, es war ihr 18. Sieg im Weltcup, der mittlerweile vierte im Super-G, der zweitschnellsten Disziplin nach der Abfahrt. Zuvor hatte Rebensburg in den beiden Abfahrten in Lake Louise die Plätze vier und neun belegt. Ihre Saison hatte sie mit einem 13. und einem siebten Platz im Riesenslalom begonnen.
„Ich habe den Übergang vom Riesenslalom zum Speed reibungslos hinbekommen“, sagte Rebensburg zufrieden, „mal schauen, ob mir das andersrum auch gelingen wird.“ Klar, am Riesenslalom hängt nach wie vor das Herz der 30-Jährigen, sie war Olympiasiegerin (2010), Olympiadritte (2014) und zweimal WM-Zweite (2015 und 2019). Doch Cheftrainer Jürgen Graller wird nicht müde darauf hinzuweisen, dass Rebensburg vor allem der Super-G liegt.
Im Super-G kommt es besonders auf das Skigefühl an, auf die Fähigkeit, nach einer kurzen Besichtigung der Strecke mit dem Gelände zu spielen: Rebensburg kann das. Und dennoch will sie alles dem Riesenslalom unterordnen. „Wenn ich nur auf meine aktuellen Resultate schaue, sind die im Speed besser. Aber mein Ziel ist es natürlich, auch im Riesenslalom wieder ganz oben auf dem Podium zu stehen.“
Vor dem Jahreswechsel stehen noch zwei „Riesen“ an, am 17. Dezember in Courchevel/Frankreich und am 28. in Lienz/Österreich. Zuvor könnte Rebensburg am 14. Dezember noch in St. Moritz fahren: einen Super-G. (sid)