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FOCUS Online/AdobeStock/iStock/Composing: Sascha Weingartz Der Tatort in Voerde.

Er stieß eine 34-jährige Frau vor Zug: Bahnsteig-Mord von Voerde: Täter wird nicht angeklagt und kommt nicht ins Gefängnis

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FOCUS Online exklusiv: Der Mann, der im Juli 2019 in Voerde (NRW) eine 34 Jahre alte Mutter vor einen einfahrenden Zug gestoßen haben soll, wird nicht wegen Mordes angeklagt, obwohl die Staatsanwaltschaft Mordmerkmale bejaht. Stattdessen soll der Beschuldigte dauerhaft in der Psychiatrie untergebracht werden. Laut Gutachten war er zur Tatzeit nur eingeschränkt schuldfähig.

Nach dem tödlichen Bahnsteig-Angriff auf eine 34-jährige Frau im Juli 2019 in Voerde (Nordrhein-Westfalen) wird der mutmaßliche Täter nicht wegen Mordes angeklagt und kommt deswegen nicht ins Gefängnis. Stattdessen soll der 28-Jährige dauerhaft in der Psychiatrie untergebracht werden.

Das geht nach Informationen von FOCUS Online aus der am 8. November 2019 erhobenen Antragsschrift der Staatsanwaltschaft Duisburg für das Sicherungsverfahren gegen Jackson B. hervor.

Die für Kapitaldelikte zuständige Staatsanwältin Jill Mc Culler bestätigte auf FOCUS-Online-Anfrage, dass die Antragsschrift dem Landgericht Duisburg sowie dem Beschuldigten und dessen Verteidigern zugestellt wurde.

Gutachten: Beschuldigter nur eingeschränkt schuldfähig

Mc Culler sagte weiter, dass die Staatsanwaltschaft bei der Gewalttat zwar von Mord ausgehe, aber keine entsprechende Anklage erhoben habe. Grund sei das vorläufige psychiatrische Gutachten über den in Deutschland geborenen Serben Jackson B. „Laut dieser Einschätzung gehen wir von einer eingeschränkten Schuldfähigkeit des Beschuldigten aus“, so die Staatsanwältin.

Die offenbar schwere psychische Erkrankung von Jackson B. könnte nach FOCUS-Online-Informationen im Zusammenhang mit jahrelangem Drogenkonsum stehen. Kurz nach der Tat von Voerde wurden im Blut des mutmaßlichen Täters Kokain-Rückstände gefunden.

 

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Mutmaßlicher Täter war polizei- und justizbekannt

Der Mann – Vater von neun Kindern – war der Polizei immer wieder durch Straftaten aufgefallen. Aktenkundig sind unter anderem Delikte wie Freiheitsberaubung, Betrug, Diebstahl, Körperverletzung, Drogenvergehen und Widerstand gegen Vollzugsbeamte.

Die Attacke im niederrheinischen Bahnhof Voerde am 20. Juli 2019 hatte in ganz Deutschland für Entsetzen gesorgt. Völlig grundlos und ohne Vorwarnung hatte Jackson B. die 34-jährige Frau von hinten attackiert und vor einen einfahrenden Regionalzug gestoßen. Opfer und Täter kannten sich nicht, zuvor hatte es keinerlei Streit zwischen ihnen gegeben.

Die Frau hatte erst im Sommer 2018 geheiratet, sie hinterließ ihren Mann und eine 13-jährige Tochter.

Ähnlicher Vorfall in Frankfurt, andere juristische Bewertung

Wenige Tage nach dem Drama von Voerde war es auf dem Hauptbahnhof in Frankfurt am Main zu einem ähnlichen Gewaltverbrechen gekommen: Der Eritreer Habte A. soll einen acht Jahre alten Jungen und dessen Mutter vor einen einfahrenden ICE gestoßen haben. Der Junge starb.

So wie in Voerde soll auch der mutmaßliche Täter von Frankfurt seelisch schwer erkrankt sein. Die Staatsanwaltschaft plädiert in ihrer Antragsschrift deshalb für eine dauerhafte Unterbringung des Beschuldigten in der Psychiatrie. Anders als im Fall von Voerde stuft die Behörde die grausame Tat jedoch nur als Totschlag ein, nicht als Mord.

Der Rechtsanwalt der Familie des Jungen, Ulrich Warncke, sagte nach dieser Entscheidung zu FOCUS Online: „Ich habe die Einstufung der Staatsanwaltschaft mit großer Verwunderung zur Kenntnis genommen und kann sie nicht nachvollziehen.“

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