Paris versinkt im Verkehrschaos
Versperrte Straßen, Busse, Züge: Aufgrund der Verkehrsblockaden gegen die geplante Rentenreform staute sich der Verkehr am Morgen auf rund 620 Kilometern - doppelt so viel wie sonst. Besser wird es erst mal nicht.
Es ist bereits der fünfte Streiktag in Folge - und in Paris geht fast nichts mehr: Die Straßen waren um 8.30 Uhr auf einer Gesamtlänge von 620 Kilometern blockiert, wie der Verkehrsdienst Sytadin mitteilte. Von den 16 öffentlichen Pariser Metro-Linien blieben neun komplett geschlossen, andere liefen nur eingeschränkt. Nur die zwei autonom betriebenen Metro-Linien fuhren fahrplanmäßig. Buslinien und ein Großteil der Vorstadtverbindungen wurden nicht bedient.
Auch der Fernverkehr auf der Schiene fährt nur eingeschränkt: "Zwischen 15 und 20 Prozent" der Hochgeschwindigkeitszüge TGV sind nach Angaben der französischen Staatsbahn SNCF im Einsatz. Der internationale Bahnverkehr sei entsprechend "stark beeinträchtigt".
Am Donnerstag gingen nach Behördenangaben mehr als 800.000 Menschen auf die Straße, die Gewerkschaft CGT zählte 1,5 Millionen Teilnehmer. Zugleich legte ein Generalstreik das öffentliche Leben weitgehend lahm. Die Proteste waren deutlich größer als jene gegen den Reformkurs von Präsident Emmanuel Macron auf dem Höhepunkt der Gelbwesten-Krise vor rund einem Jahr.
Weitere Streiks angekündigt
Für die kommenden Tage ist keine Besserung in Sicht. Für Dienstag haben die Gewerkschaften zu einem weiteren Massenprotest aufgerufen. Erst am Mittwoch will Premierminister Édouard Philippe die Pläne für die geplante Rentenreform erstmals im Detail vorstellen. Er zeigte sich entschlossen, die Pläne weiter zu verfolgen. "Wenn wir heute keine tiefgreifende, ernsthafte und progressive Reform vornehmen, wird morgen jemand anders eine noch viel härtere durchsetzen", sagte der Regierungschef der Sonntagszeitung "Journal du dimanche".
Der Vorsitzende der Gewerkschaft CGT, Philippe Martinez, kündigte gegenüber der Zeitung an, weiterzukämpfen, bis der Reformplan zurückgezogen werde. Am Montagnachmittag sollten Gewerkschaftsvertreter erneut mit der Regierung zu Gesprächen zusammenkommen.
Mit der Rentenreform will die Regierung Privilegien für bestimmte Berufsgruppen wie Eisenbahner beim Rentenalter auf längere Sicht beenden. Außerdem soll ein universelles System geschaffen werden, das für alle gilt. Zudem will die Regierung Anreize geben, länger zu arbeiten.
Für die Tourismusbranche und den Handel sind die Streiks ein großes Problem. Gerade an einem Wochenende, an dem die Leute mit dem Weihnachtseinkauf beginnen würden, sei alles blockiert, kritisierte Laurent Duc vom französischen Verband der Hotelindustrie. "Wenn man die Feiertage verpasst, ist es schrecklich", sagte er dem Sender France Info über das Geschäft in der Branche.
caw/dpa/AFP