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Rund 20 Prozent der Sechstklässler müssen zum Orthopäden.Foto: Symbolfoto/CC0
Medizin im Landkreis Wittenberg

Diagnose bei Jüngsten: Haltungsschwäche

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   •  Ein Bericht des Fachdienstes Gesundheit geht auf Rückenprobleme von Kindern und Jugendlichen ein.
   •  Rund 20 Prozent der Sechstklässler müssen zum Orthopäden.

Wittenberg - Die Haltungsschäden bei Kindern und Jugendlichen nehmen zu. Zumindest bei Sechstklässlern wissen die Experten das ziemlich genau. Was an einer Reihenuntersuchung des Fachdienstes Gesundheit beim Landkreis liegt, die sämtliche Schüler in dem Alter erfasst. „Das sind immerhin rund 1 000“, erklärt Amtsarzt Michael Hable. Er zitiert aus dem frisch vorliegenden Gesundheitsbericht für das Jahr 2018. Danach mussten rund 20 Prozent der Sechstklässler zum Orthopäden geschickt werden - etwa wegen eines Rundrückens, wegen Skoliose (einer Verkrümmung der Wirbelsäule) oder allgemeiner Haltungsschwäche.

„Die jungen Leute machen zu wenig Sport“, nennt Hable eine der Ursachen. Dass unentwegtes Smartphone-Gucken ebenfalls nicht gerade der Gesundheit förderlich ist, erwähnt der Arzt überdies und spricht vom „Handy-Nacken“. Auch Kopfschmerzen und Adipositas können zu den Folgen eines übermäßigen Starrens auf Bildschirme gehören. Apropos Adipositas: Krankhaftes Übergewicht musste laut Report bei nicht wenigen Schülern festgestellt worden, dabei zeigen sich erhebliche Unterschiede bei den Schulformen.

In Gymnasien wiegen rund fünf Prozent der Sechstklässler deutlich zu viel, in Sekundarschulen zwölf, in Förderschulen 16. Die Kinder seien für ihr Leben gezeichnet, mahnt Hable, das Problem nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Die Untersuchungen haben ebenfalls ergeben, dass es um die Sehfähigkeit nicht zum Besten bestellt ist. Im Schnitt jeder sechste Sechstklässler hat eine Überweisung zum Augenarzt bekommen. Die hohe Zahl führt der Amtsarzt nicht zuletzt darauf zurück, dass regelmäßige Untersuchungen oft nicht mehr stattfinden in diesem Alter - und Augenprobleme dann bei der Reihenuntersuchung auffallen.

Auch „Befindlichkeitsstörungen“ sind laut Jahresbericht des Fachdienstes nicht selten bei Schülern im Landkreis. Dabei handelt es sich um Kopf- und Bauchschmerzen oder um Schlafstörungen. Reden etwa zehn Prozent der Einschüler-Eltern von solchen Symptomen, sind es bei den Sechstklässlern deutlich mehr.

Michael Hable: „Jeder dritte Junge und jedes zweite Mädchen sind betroffen.“ Werden die Kinder gefragt, steigen die Werte deutlich. Der Amtsarzt führt das unter anderem auf Stress in der Schule zurück und bemerkt: „Lernen soll doch Spaß machen.“

Erfreulich ist nach seinen Worten hingegen der Erfolg der Impfaktion bei den zehnten Klassen, die der Fachdienst Gesundheit beim Landkreis regelmäßig durchführt und die keine Selbstverständlichkeit ist. Laut Hable liegen die sogenannten Durchimpfungsraten vor der Aktion bei Sekundarschülern bei 70 und bei Gymnasiasten bei 80 Prozent. Danach sind es 92 beziehungsweise 94 Prozent.

Aber natürlich kümmert sich der Fachdienst nicht allein um Kinder und Jugendliche. Das Aufgabenfeld ist vielfältig. Der Jahresbericht listet zum Beispiel auf, dass die Belehrungen zum Umgang mit Lebensmitteln stark gestiegen sind - von 846 (2013) auf 1312. Was mit den zahlreichen Unternehmen der Branche in der Region und Personalfluktuation zusammenhängt. In mehr als 20 Sprachen kann die Belehrung durchgeführt werden.

Was ebenfalls kontinuierlich wächst: reisemedizinische Beratungen samt der Impfungen, die daraus resultieren. Wurde 2013 in 773 Fällen beraten, sind es 2018 bereits nahezu 1000 gewesen. Bei Impfungen im Gesundheitsamt stieg die Zahl von 900 (2013) auf 1528.

Ebenfalls angewachsen ist die Zahl der aufwendigen Gerichtsgutachten, die die Ärzte im Amt anfertigen (bei Betreuungsfällen, Haft- oder Verhandlungsfähigkeit): von 17 auf nun etwa 100. (mz)