Limite bei Jungfraubahnen

«Eine Besucherlimite an Spitzentagen ergibt total Sinn»

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Die Jungfraubahnen im Berner Oberland wollen ab nächstem Jahr pro Tag noch höchstens 17'800 Skifahrerinnen und Snowboarder auf den Berg lassen. Die Verknappung des Angebots soll die Exklusivität der Destination steigern, aber auch der Umwelt nützen, erklärte das Unternehmen im «Sonntagsblick». Laut Martin Nydegger von der Branchenorganisation Schweiz Tourismus (ST) braucht es solche Gästelenkungsmassnahmen.

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Martin Nydegger

Martin Nydegger ist seit Anfang 2018 Direktor von Schweiz Tourismus (ST). Der Touristiker ist bereits seit 2005 für die öffentliche Branchenorganisation tätig. Diese fördert im Auftrag des Bundes die touristische Nachfrage für das Ferien-, Reise- und Kongressland Schweiz im In- und Ausland.

SRF News: Was halten Sie von dieser Limite?

Martin Nydegger: Zugangsbeschränkungen bei touristischen Einrichtungen sind eigentlich nichts Neues, wenn man an die Kapazitäten in Hotels, Restaurants oder etwa auch Thermalbädern denkt. Hier steht das Wohlbefinden der Gäste im Vordergrund und letztlich auch die Sicherheit. Eine solche Limite auch in Skigebieten an Spitzentagen ergibt total Sinn. Ähnliches gibt es bereits in den Flumserbergen oder im bündnerischen Laax.

Zahlen von über 17'800 im Berner Oberland sind relativ selten. Ist die Ankündigung nur ein Marketing-Gag?

Nein. Den Jungfraubahnen wird hin und wieder der Vorwurf gemacht, es habe zu viele Gäste. Da ist es klug, zu signalisieren, dass die Qualität wichtig ist. Das wurde jetzt auch mit dem Bau der neuen V-Bahn in Grindelwald bekräftigt.

Eine neue V-Bahn für eine halbe Milliarde Franken ist im Bau. SBB und ST werben zugleich mit Gratis-Transport fürs Wintergepäck. Wie passt das zu Besucherlimiten?

Das hängt damit zusammen, dass nicht alle Skigebiete in der Schweiz die gleiche Strahlkraft haben wie die Jungfraubahnen. Die Region ist ein touristischer Leuchtturm. Viele Skigebiete haben noch sehr viel Platz, und die meisten brauchen solche Limiten nicht. Zugleich sollen sich die Gäste an möglichst vielen Tagen in den Skigebieten aufhalten und nicht nur an den Wochenenden. Es geht also auch um kluge Gästelenkungsmassnahmen.

Ist es nicht kontraproduktiv, wenn Gäste plötzlich vor geschlossenen Kassen stehen?

Idealerweise kann aufgrund von Erfahrung und Wetterverhältnissen prognostiziert werden, welche Tage besonders gut laufen. Man versucht also, die Leute bereits auf der Anreise zu erreichen – übers Radio und andere Medien – ähnlich wie bei Staus oder Sperrungen.

Gibt es klimafreundlichen Tourismus?

Der Klimawandel ist ein sehr wichtiges Thema. Die nachhaltige Tourismusform beschäftigt uns Tag und Nacht ganz extrem. Da ist die Anreise mit dem Auto, Zug oder Flugzeug. Hier soll beispielsweise auch das vergünstigte Bahnangebot greifen. Denn wenn das schwere Gepäck wegfällt, gibt es kaum noch einen Grund, mit dem Auto anzureisen.

Wenn die Gäste dann einmal in der Schweiz sind, sollen sie sich nachhaltig und verantwortungsbewusst bewegen: Lokale Speisen essen, mit der Bahn statt mit dem Auto herumfahren. Auch mit der Wasserkraft als Energiequelle ist die Schweiz gut aufgestellt. Die Schweiz ist führend im Environmental Performance Index und auch im WEF-Rating sehr gut. Wir sind gut, aber wir müssen es noch besser kommunizieren.

Das Gespräch führte Susanne Stöckl.