Austauschdirektive für Behörden
China will ausländische Computer verbannen
by n-tv NACHRICHTENPeking erklärt "Made in China" zum Qualitätssiegel für die eigenen Behörden: Diese sollen nämlich ihre IT-Geräte bis 2022 vollständig aus der Heimat beziehen. Das Land revanchiert sich damit für den Ausschluss Huaweis im Westen - stellt sich selbst aber vor große Probleme.
Chinas Behörden sollen nach einem Zeitungsbericht innerhalb von drei Jahren auf ausländische Computertechnologie und Software verzichten. Wie die "Financial Times" berichtete, sieht eine Anweisung des Generalbüros des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei an Regierungsbehörden und Institute vor, im kommenden Jahr schon 30 Prozent durch heimische Produkte zu ersetzen. Bis 2021 sollen noch einmal 50 Prozent und bis 2022 dann der Rest ausgetauscht werden.
Die bereits vor Monaten erlassene vertrauliche Direktive habe wegen des Stufenplans den Namen "3-5-2" erhalten, schrieb die Zeitung, die sich in dem Bericht auf das Wertpapierhaus China Securities, zwei chinesische Cyber-Security-Firmen und die internationale Denkfabrik Eurasia berief. Es sei die erste Anweisung mit klaren Zeitvorgaben, von ausländischer auf einheimische Technologie zu wechseln.
Das Vorgehen spiegelt amerikanische Bemühungen wider, auf den Einsatz chinesischer Ausrüstung wie zum Beispiel des Telekomriesen Huawei zu verzichten. Die USA unterstellen dem Konzern mögliche Spionage und drängen auch ihre Verbündeten, beispielsweise beim Ausbau des Telekom-Netzes auf den superschnellen 5G-Standard auf Netzwerkausrüstung von Huawei zu verzichten. Die beiden größten Volkswirtschaften liefern sich seit mehr als einem Jahr einen erbitterten Handelskrieg. Dabei betreiben die USA auch eine "Entkopplung" von China, das seinerseits seine Abhängigkeit von US-Technologie reduzieren will.
US-Betriebssysteme weit verbreitet
Die Bemühungen wecken Besorgnisse unter anderem in Deutschland und Europa, da es damit in den Lieferketten zunehmend unterschiedliche Standards geben könnte. Als Ergebnis der Anweisung des Zentralkomitees müssten in China viele Millionen Geräte ausgetauscht werden, wofür erhebliche Investitionen notwendig wären. Die "3-5-2"-Direktive ist laut "Financial Times" Teil einer breiteren Kampagne, wonach Regierungsbehörden und Betreiber kritischer Infrastruktur "sichere und kontrollierbare" Technologie benutzen sollen, wie es auch das Gesetz für Cyber-Sicherheit vorsieht.
Ob das "3-5-2"-Vorhaben überhaupt praktikabel und technologisch machbar ist, wird stark angezweifelt. Experten halten es für schwierig, alle Software durch heimische Versionen zu ersetzen, weil Betriebssysteme von Microsoft oder Apple in China weit verbreitet sind und auch heimische, chinesische Software darauf läuft. Zudem werden selbst chinesische Computer wie von Lenovo mit Chips amerikanischer Hersteller oder Festplatten aus Südkorea gebaut.
Wegen der US-Blockade gegen Huawei treibt der chinesische Konzern allerdings bereits ein eigenes Betriebssystem für seine Smartphones voran. Es soll Android von Google ersetzen, wenn die US-Regierung die Lieferung an Huawei in Zukunft tatsächlich verbieten sollte. Auch hat Chinas Universität für Verteidigungstechnologie ein Kylin genanntes Betriebssystem für Computer basierend auf Lynux entwickelt. Es könnte Windows ersetzen, doch laufen darauf deutlich weniger Programme.