Verbraucherschützer
Online-Shopping: Achtung vor Fake-Bewertungen und Betrug
by Mechthild HennekeVorsicht beim Online-Shopping: Bewertungen in Online-Shops sind kein Gütesiegel, der Betrug grassiert. Worauf Kunden achten sollten.
Eine Kaffeemaschine, einen Bluetooth-Lautsprecher oder Nordic Walking-Stöcke? Wer Weihnachtsgeschenke im Internet sucht, kommt schnell auf immer neue Ideen. Doch wie ist es um die Qualität der Waren bestellt? Online-Bewertungen sollen eigentlich eine Orientierung, Shop-Siegel Sicherheit bei der Kaufabwicklung geben. Doch Fake-Bewertungen und die Flut an Siegeln verunsichern die Kunden. Verbraucherschützer warnen davor, Bewertungen und Siegeln blind zu vertrauen.
„Es ist für den Verbraucher sehr schwierig zu entscheiden, welche Bewertungen echt sind und welche nicht“, sagt Tatjana Halm. Sie arbeitet in der Verbraucherzentrale Bayern und hat das Thema im Rahmen des Marktwächter-Projekts intensiv beobachtet.
Online-Shopping: Gefälschte Bewertungen für Produkte
Es gibt Firmen, die gefälschte Bewertungen für Online-Produkte erstellen. Dafür erwerben sie zum Teil das Produkt tatsächlich und erstellen dann Bewertungen mit verschiedenen Profilen. „Marketingsprache in Bewertungen, die früher schnell als gefälscht zu erkennen waren, kommt heute nur noch selten vor“, sagt Halm. Online-Portale versuchen die Fake-Bewertungen zu erkennen und zu löschen „Die Portale gehen dabei unterschiedlich vor.“ Manche suchten per Algorithmen, andere zusätzlich mithilfe von Menschen, die geschult sind. Doch manch unehrlich vergebener Stern rutscht im System durch.
Fake-Bewertungen beim Online-Shopping erkennen
Mit diesen Tipps und Tricks können Sie gefälschten Bewertungen auf Online-Shopping-Portalen auf die Schliche kommen:
- Anzahl der Bewertungen: Wichtig sei es deshalb, einzelne Bewerter genau unter die Lupe zu nehmen, rät Halm. Es gebe Menschen, die sehr viel bewerten. Wenn jemand in kurzen Abständen viele Geschäfte und Restaurants an unterschiedlichen Orten bewertet, sei das ein Hinweis auf Fake-Bewertungen.
- Viele negative Bewertungen: Wenn ein Produkt zunächst immer wieder negativ und später plötzlich häufig positiv bewertet wird, kann auch das auf Fake-Bewertungen hinweisen, sagt Halm. In so einem Fall dränge sich der Verdacht auf, dass jemand aktiv versuche, die schlechten Urteile quasi auszugleichen, erklärt die Verbraucherschützerin. Sie schränkt jedoch ein, dass auch so ein Produkt mit echten Bewertungen ausgezeichnet worden sein könnte. „Möglicherweise hat der Hersteller nach den negativen Bewertungen nachgebessert.“
- Abgleich verschiedener Portale: Reisen oder Restaurantbesuche sind besonders beliebte Dienstleistungen, die im Internet bewertet werden. Die Meinung früherer Besucher oder Gäste kann hier die Entscheidung für oder gegen eine Buchung oder einen Besuch wesentlich beeinflussen. Doch Vorsicht: Es gibt Hersteller, Dienstleister oder Portal-Betreiber, die Kunden oder Nutzer mit Gutscheinen belohnen, wenn sie positive Bewertungen abgeben, auch wenn der Urlaub wirklich schön war oder das Essen geschmeckt hat. Kommen Bewertungen mit Hilfe solch manipulativer Praktiken zustande, bewertet Halm diese als unlautere Werbung. „Man sollte sich unterschiedliche Portale anschauen und Vergleiche ziehen“, rät die Verbraucherschützerin deshalb.
- Verifizierter Kauf: Hilfreich sei auch eine klare Information des Portals oder Händlers darüber, wer alles eine Bewertung abgeben darf. Für die Seriosität eines Angebots sprechen sogenannte verifizierte Bewertungen. Das bedeutet, dass tatsächlich nur Kunden oder Käufer eine Bewertung abgeben dürfen und nicht einfach jedermann. Solche Zusätze zur Online-Bewertung finden sich zum Beispiel bei Amazon. Hinter dem Internet-Eintrag steht jeweils ein entsprechender Hinweis. Letztlich bleibe aber fraglich, ob Online-Bewertungen überhaupt ein repräsentatives Bild vermitteln würden, sagt Halm. „Es gibt nicht fünf Kriterien und dann weiß ich zu 100 Prozent, dass eine Bewertung korrekt ist“, sagt Halm. In letzter Konsequenz müsse man immer misstrauisch sein.
Online-Shopping: Gütesiegel sind „nur begrenzt aussagekräftig“
Das Versprechen von Gütesiegeln ist, dass sie das Einkaufen im Internet für die Kunden sicherer machen. Die unabhängige Institution hinter dem Gütesiegel hat den Shop überprüft. Vorrangig geht es darum, dass die Kunden sich beim Bezahlen und bei eventuellen Beschwerden geschützt fühlen. Das Siegel soll einen Hinweis darauf geben, dass der Service gewährleistet ist.
Stiftung Warentest hat vier Siegel für die aktuelle Ausgabe ihres Magazins „Test“ überprüft:
- Safer Shopping vom Tüv Süd
- Trusted Shops
- Internetsiegel
Geprüfter WebshopDas Fazit der Prüfer:
„Die Siegel sind aus Verbrauchersicht nur begrenzt aussagekräftig.“ Nur die Siegel Safer Shopping vom Tüv Süd und Trusted Shops erhielten die Bewertung „mittel“. Der Grund: Gütesiegel für Onlineshops sind keine unabhängigen Prüfzeichen, sondern ein Geschäft. Unternehmen, die Siegel verleihen, wollen damit Geld verdienen, erklärt Stiftung Warentest. Je nach Siegelgeber müssen Shops mehrere tausend Euro im Jahr für ein Siegel bezahlen. Shops mit höherem Umsatz zahlen oft mehr.
Beim Online-Shopping eigene Vorsichtsmaßnahmen gegen Betrug treffen
Verbraucher sollten sich nicht ausschließlich auf Siegel verlassen, sondern eigene Vorsichtsmaßnahmen treffen, empfiehlt Stiftung Warentest. Dazu zählt nach Angaben der Tester, die Geschäftsbedingungen und die Widerspruchsbelehrung sowie das Impressum auf dem Computer zu speichern oder Screenshots von diesen Dokumenten anzufertigen.
Außerdem sollten die Käufer auf das angebotene Gütesiegel klicken. Nur wenn es echt ist, öffnet sich die Webseite des Siegelbetreibers. Noch sicherer sei es, die Webseite des Siegelanbieters direkt aufzurufen und den Shop auf seiner Seite zu überprüfen. Nur wirklich zertifizierte Shops tauchen auf.
Die Polizei und Verbraucherschützer warnen außerdem immer wieder vor Fake-Shops im Internet: Die Shops werden nur ins Internet gestellt, um Verbraucher zu betrügen, sie sind nach Angaben von Experten sehr schwer zu erkennen.