Freigabe der EU-Kommission

Europa startet Aufholjagd bei E-Auto-Batterien: Deutschland steuert 1,25 Milliarden Euro bei

Deutschland und Frankreich schieben mit Milliardensummen den Aufbau einer Batterieproduktion an. Die beiden Staaten wollen das Geschäft nicht länger den Asiaten überlassen.

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E-Mobilität

Die EU-Staaten zahlen insgesamt 3,2 Milliarden Euro an Fördergeldern für die Batterieproduktion.(Foto: dpa)

Brüssel. Die Zahl der Verkauften Elektroautos soll in den nächsten Jahren deutlich steigen. Um das Geschäft in Gang zu bringen, geben Länder in der Europäischen Union Milliarden Euro für Kaufanreize aus. Bislang kommen die Batterien für europäische E-Autos allerdings häufig aus Asien. Um das zu ändern, wollen Deutschland und Frankreich der Industrie mit weiteren Milliarden helfen: Die Bundesregierung stellt bis zu 1,25 Milliarden Euro aus Steuermitteln in Aussicht, die französische Regierung weitere 960 Millionen Euro. Da sich auch fünf weitere EU-Staaten an dem Vorhaben beteiligen, summiert sich die gesamte Fördersumme auf 3,2 Milliarden Euro. 

Die EU-Kommission hat die Beihilfen nun genehmigt: „Eine Batterie-Produktion in Europa ist von strategischem Interesse für unsere Wirtschaft und Gesellschaft“, sagte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager.

Ein Konsortium aus 17 Unternehmen wiederum will rund fünf Milliarden Euro investieren. Daran beteiligt sind unter anderem BMW, BASF sowie die Batteriespezialisten Varta und Saft. Mit den Geldern soll die Entwicklung besonders leistungsfähiger und umweltverträglicher Batterien entlang der gesamten Wertschöpfungskette finanziert werden - von der Rohstoffgewinnung über die Fertigung der Speicherzellen bis zur Wiederverwertung.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und sein französischer Kollege Bruno Le Maire wollen sicherstellen, dass ein wichtiger Teil der Wertschöpfung in der Automobilindustrie nicht nach Asien abwandert. Bislang dominieren Hersteller aus Japan, Südkorea und China den Markt für Batteriezellen.

Das nun von Vestager genehmigte Projekt war von der französischen Regierung koordiniert worden, beteiligt sind auch Belgien, Italien, Finnland, Polen und Schweden. Das Ziel ist, sowohl die derzeit verbreiteten Lithium-Ionen-Batterien weiter zu verbessern als auch neuartige Feststoffbatterien zu entwickeln.

Laut Le Maire sollen im Ergebnis mindestens zwei große Batteriezellfabriken entstehen – die erste 2022 in Frankreich, die zweite 2024 in Deutschland. Dadurch sollen Tausende neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Interesse als Abnehmer hat unter anderem der französische Autohersteller PSA mit den Marken Peugeot, Citroen und Opel signalisiert.

Von einem Erfolg des Vorhabens hätten auch die Steuerzahler etwas: Sollten die Gewinne der beteiligten Unternehmen höher als erwartet ausfallen, sollen sie einen Teil der Subventionen wieder zurückzahlen.

Das Zustandekommen des Konsortiums bedeute einen „Durchbruch“ für ein paneuropäisches Batterie-Ökosystem und sei „das richtige Rezept für die Industriepolitik im 21. Jahrhundert“, sagte Kommissions-Vizepräsident Maroš Šefčovič. Dazu gehöre eine enge Zusammenarbeit der Unternehmen, private und öffentliche Mittel und ein passender regulatorischer Rahmen.

Altmaier arbeitet bereits an einem zweiten Industriekonsortium, das ebenfalls massiv finanziell gefördert werden soll. Nach monatelangen Vorbereitungen steht das Konsortium von mindestens 40 Unternehmen aus mehreren EU-Staaten inzwischen weitgehend und soll in Kürze bei der Kommission vorangemeldet werden. Diese muss Beihilfen genehmigen, um eine Verzerrung des Wettbewerbs im Binnenmarkt zu verhindern.

Mehr: Wirtschaftsminister Altmaier treibt die Batteriezellfertigung in Europa voran. Damit handelt er zwar unorthodox – aber möglicherweise genau richtig.