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dpa/Kai Remmers/dpa-tmn Wer seinen Stromanbieter wechselt, kann viel Geld sparen - bei Preiserhöhungen gilt ein Sonderkündigungsrecht.

Wechselfreudige Kunden sind unbeliebt: Neuer Stromanbieter lehnt Sie ab? Wie Sie trotzdem einen Vertrag bekommen

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Wer sich einen neuen Stromanbieter sucht, kann teilweise kräftig sparen. Doch nicht immer klappt der Wechsel. Einige Anbieter lehnen Neukunden scheinbar grundlos ab. Eine Auswertung zeigt nun, dass vor allem zwei Gruppen betroffen sind. Wie Sie sich schützen können.

Deutsche Stromkunden sind „wechselfaul“. Das bleibt nicht ungestraft: Verbraucher, die noch nie ihren Stromanbieter gewechselt haben, zahlen jedes Jahr Hunderte Euro zu viel. Laut dem Bundesnetzagentur Monitoringbericht 2019 beziehen 27 Prozent aller Haushalte in Deutschland teuren Strom aus der Grundversorgung. Dabei sind Tarife bei Alternativanbietern häufig deutlich günstiger. Ein Wechseln kann sich daher lohnen. Vorausgesetzt er klappt.

Das Hamburger Unternehmen Wechselpilot hat für die "Stiftung Warentest" knapp 200.000 Verträge ausgewertet. Dabei ist der Wechselservice für Strom- und Gasverträge auf Unregelmäßigkeiten aufmerksam geworden. Nach Aussage von Geschäftsführer Maximilian Both wurde rund jeder zehnte Kunde abgelehnt. Für die Betroffenen ist das mehr als ärgerlich. Die Ablehnung bedeutet nicht nur doppelte Arbeit, wie Both gegenüber der Verbraucherorganisation deutlich macht, sondern kann auch finanziell zu Buche schlagen: „Es kann ihnen auch passieren, dass sie in die teure Grund­versorgung rutschen oder noch ein weiteres Jahr bei einem teuren Versorger sind.“

Einige Anbieter würden Neukunden zudem deutlich häufiger als andere ablehnen, so Wechselpilot. Bei den Anbietern Maingau Energie, Bochumer Stadtwerke, N-Ergie, E-wie-einfach und Vattenfall seien die Quoten besonders hoch.

Auch bei Verivox sind solche geplatzten Wechsel bekannt. Gegenüber FOCUS Online erläutert das Vergleichsportal, dass die überwiegende Mehrheit der Wechsel reibungslos über die Bühne gehen würde, räumt in diesem Zuge aber auch eine prozentual einstellige Stornoquote ein.

Gründe für geplatzte Wechsel

Laut Verivox begründen Energieunternehmen einen fehlgeschlagenen Wechsel meistens mit einem der folgenden Punkte:

  1. Bestehende Vertragsbindung: Ein Wechsel ist an die Vertragsvereinbarungen gebunden. Befinden sich Kunden noch in einem laufenden Vertrag, können sich auch nicht wechseln.
  2. Wechselfristen: Es kommt vor, dass Kunden die Wechselfristen ihres Vertrags nicht beachten und zu spät wechseln. Der Anbieterwechsel dauert drei bis sechs Wochen: Damit der Wechsel reibungslos funktioniert, empfiehlt Verivox den Wechsel schon einige Tage oder Wochen vor Ablauf der Kündigungsfrist einzuleiten. Zu früh (zum Beispiel viele Monate im Voraus) sollte der Kunde aber auch nicht wechseln. Der Grund: Es kann vorkommen, dass der neue Anbieter die deklarierten Konditionen nicht so lang halten kann und den Wechsel später ablehnt.
  3. Mangelnde Bonität: Anbieter dürfen die Bonität eines Kunden prüfen und ihn bei einem zu schlechten Score ablehnen.
  4. Falsche Angaben: Die Zählernummer stimmt nicht, die Adresse kann nicht gefunden werden – Kunden sollten bei der Angabe ihrer Daten aufmerksam sein und diese korrekt machen. Der Wechsel funktioniert sonst nicht.

In Deutschland besteht kein Abschlusszwang

Allerdings lehnen Anbieter Neukunden manchmal auch ohne einen nachvollziehbare Begründung ab, sie wollen spezielle Kunden nicht. Das ist außerhalb der Grundversorgung sogar rechtens, da in Deutschland aufgrund der Vertragsfreiheit kein Abschlusszwang besteht.

Die Auswertung von Wechselpilot hat mit Blick drauf die abgelehnten Kundenverträge auch nach Gemeinsamkeiten unter die Lupe genommen und dabei zwei Verbrauchertypen ausgemacht, die besonders oft betroffen sind.

Das Ergebnis: Zum einen würden Stromkunden mit einem Verbrauch von unter 2000 Kilowattstunden pro Jahr häufiger abgelehnt. Sie sind wirtschaftlich wohl nicht rentabel genug. Zum anderen handele es sich um Kunden mit einem Konsum von mehr als 6000 Kilowattstunden jährlich. Hier würden Pauschalverträge den Unternehmen in vielen Fällen Verluste bescheren. Doch auch Kunden, die vor dem Wechsel von einem Stromdiscounter beliefert wurden, würden häufiger abgelehnt als andere, so Wechselpilot.

So beugen Wechselfreudige der Ablehnung vor

Bei den Verbraucherzentralen ist das Problem unlängst bekannt. Darüber hinaus machen sie noch eine weitere Risikogruppe aus: Gerade Kunden, die jedes Jahr einen hohen Bonus mitnehmen und dann wieder wechseln wollen, werden häufiger abgelehnt, sagte etwa Christina Wallraf, Referentin für Energie bei der Verbraucherzentrale NRW, dem "Tagesspiegel". Einige Anbieter locken Kunden am Anfang mit Preisen, die für sie insbesondere im ersten Jahr nicht kostendeckend sind. Zu hohe Wechselquoten können sie in die finanzielle Schieflage bringen.

Wechselfreudige sollten deswegen vorbeugen und nicht nur den Wechselprozess frühzeitig einleiten (siehe auch Rat von Verivox oben), sondern diesen auch so gut es geht vertuschen. Dazu sollten sie von ihren bisherigen Versorgern verlangen, dass sie bestimmte Daten von ihnen löschen und andere wenigs­tens sperren. Dabei können sie sich auf die Daten­schutz-Grund­ver­ordnung (DSGVO) beziehen. Laut ihr haben Kunden ein „Recht auf Vergessenwerden“.

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