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Verkehr in KölnFoto: Thilo Schmülgen
70.000 neue Bürger

Wohnen, Schule, Verkehr – So soll sich Köln bis 2040 entwickeln

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Köln - Die Statistiken sprechen eine klare Sprache. Bis zum Jahr 2040 werden knapp 70.000 Menschen mehr in Köln wohnen als heute. Davon geht das städtische Statistikamt aus, das Land Nordrhein-Westfalen rechnet sogar mit einem noch stärkeren Bevölkerungswachstum. Bei einer Tagung im Rathaus haben sich am Samstag rund 100 Experten aus Verwaltung, Politik und Wirtschaft darüber ausgetauscht, wie Köln sich angesichts dieser Zahlen in den nächsten zwanzig Jahren entwickeln soll. Zu Beginn warnte Oberbürgermeisterin Henriette Reker davor, die Folgen des Wachstums zu unterschätzen. Sie sieht ihre Aufgabe darin, den Einwohnern der Stadt die Folgen des Zuzugs zu erklären. „Es geht nicht darum, ob wir Wachstum wollen oder nicht“, sagte Reker. Denn dass die Stadt wachse, sei nicht aufzuhalten.

Wenn es um die Folgen des Wachstums für die einzelnen Stadtteile geht, ist Baudezernent Markus Greitemann eine der wichtigsten Figuren. „Wir haben da inzwischen richtig Dampf drauf“, sagt er. Doch vor allem die Wissenschaftler und internationalen Experten hätten bei der Tagung gezeigt, woran Köln sich in den kommenden Jahrzehnten orientieren kann. Die fünf größten Baustellen:

Wohnen in Köln

Beim Top-Thema Wohnen bleibt Köln hinter den eigenen Zielen zurück. Statt den gewünschten 6000 Wohnungen sind im Jahr 2018 nur knapp 4000 Wohnungen neu entstanden. Immerhin: Die Zahl der erteilten Genehmigungen liegt bei fast 10.000, sodass an vielen Orten neu gebaut werden kann.

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Plakat zur Tagung im RathausFoto: Uwe Weiser

Bei den Sozialwohnungen könnte sich Köln ein Beispiel an Wien nehmen. Der Koordinator der dortigen Internationalen Bauausstellung im Jahr 2022 berichtete von den enormen Anstrengungen, die die österreichische Hauptstadt unternimmt, um die Mieten möglichst niedrig zu halten. Dort leben etwa 60 Prozent in Gemeindebauten oder geförderten Wohnungen, in Köln beläuft sich der Anteil nur auf sieben Prozent.

Schulen und Kitas in Köln

„Das brummt richtig“, lobt Baudezernent Greitemann. Noch bis Jahresende sollen acht neue Schulgebäude fertig werden. Umfangreiche Sanierungen laufen an vielen Orten, zum Beispiel am historischen Hansa-Gymnasium. Der Etat sieht in den kommenden zwei Jahren 350 Millionen Euro für die städtische „Schulbau-Offensive“ vor – der größte Einzelposten im Haushalt, der allerdings auch dringend nötig ist, da perspektivisch in Köln rund 40 Schulen fehlen.

Ein Vorbild in Sachen Schulbau könnte Düsseldorf sein. Oberbürgermeister Thomas Geisel berichtete von der stadteigenen Firma, die viele Neubauten in kurzer Zeit umgesetzt habe. Allerdings steht Düsseldorf finanziell besser da als Köln: Der dortige Haushalt ist ausgeglichen, teilweise stehen sogar Überschüsse zur Verfügung.

Verkehr in Köln

Bis 2025 soll der Anteil des motorisierten Verkehrs in Köln auf 33 Prozent (2006: 43 Prozent) zurückgehen. Die aktuellsten Zahlen aus dem Jahr 2017 zeigen, dass dieses Ziel mit einem Wert von 35 Prozent nahezu erreicht ist. Viele Kölner steigen demnach häufiger auf das Fahrrad, der Anteil liegt inzwischen bei 19 Prozent. Nicht gewachsen ist dahingegen der Anteil des öffentlichen Nahverkehrs, dessen Ausbau seit Jahren stockt. Mit Blick auf die Erschließung neuer Stadtteile wie Kreuzfeld und Rondorf-Nord rät der Wiener Experte Hofstetter zur Eile: Ein vernünftiger Bahnanschluss mache ein neues Viertel von Anfang an attraktiv – auch wenn zuerst nur wenige Menschen in den Bahnen unterwegs seien.

Gemischte Kölner Viertel

Für den Hamburger Stadtforscher Dieter Läpple ist klar, dass die Stadtteile der Zukunft eine Mischung aus Wohnungen, Büros und Produktionsstätten sein müssen. Köln müsse in diesem Bereich eine gute Mischung bewahren, neue Viertel dürften auf keinen Fall reine Wohn- oder Gewerbeviertel sein. Läpple lobt zwar die Start-up-Förderung der Stadt, doch „urbane Produktion ist nicht nur Hightech.“ Wenig technisierte Kleinbetriebe wie Handwerksbetriebe und Manufakturen sorgten ebenso für hohe Lebensqualität in den Stadtteilen, sagt Läpple.

Kölner Umland

Kaum ein Redner auf dem Podium beendete seine Ausführungen, ohne die Zusammenarbeit zwischen den Kommunen zum wichtigsten Ziel zu erklären. Tatsächlich funktioniere die grenzüberschreitende Absprache an vielen Stellen, so zum Beispiel bei der Arbeit an einem regionalen Fahrradnetz oder im Umweltbereich, wie Mitarbeiter der Verwaltung lobten. In anderen Bereichen hapere es hingegen, so zum Beispiel beim öffentlichen Nahverkehr. Düsseldorfs Oberbürgermeister Geisel forderte deshalb den großen Wurf: Langfristig müssten die beiden Verkehrsverbünde VRS und VRR zusammengelegt werden. Außerdem brauche es einfachere Tarifsysteme, auch ein 365-Euro-Ticket ist für Geisel denkbar. Von seiner Kölner Amtskollegin Reker bekam er dafür zustimmendes Nicken.