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dpa/Christin Klose/dpa-tmn Das Gehalt spielt im Bewerbungsgespräch eine wichtige Rolle

Job richtig auswählen: Fünf Fragen, die Sie Ihrem zukünftigen Chef im Vorstellungsgespräch stellen sollten

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Es sind ja vor allem die Bewerber, die im Vorstellungsgespräch ausgefragt werden. Allerdings sollten auch die Kandidaten für den Job sich nach ein paar Dingen erkundigen, um zu erfahren, ob der Arbeitgeber wirklich der richtige für sie ist.

Auf der Suche nach neuen Herausforderungen und damit beschäftigt, sich auf das nächste Vorstellungsgespräch vorzubereiten? Sicher beschäftigen Sie sich dabei intensiv mit dem Portfolio des neuen Unternehmens und Ihrem eigenen Lebenslauf, mit dem Ziel, auf jede Frage souverän antworten zu können. Schließlich versucht ein Unternehmen in der Regel, den Bewerber oder die Bewerberin kritisch zu prüfen und einen Eindruck vom potenziellen Mitarbeitenden zu bekommen.

Doch wie sieht es umgekehrt aus? Wie gut passen das Unternehmen und die für Sie zuständige Führungskraft zu Ihnen? Sie sollten Ihr Vorstellungsgespräch gekonnt dafür nutzen, um selbst Ihren potenziellen neuen Arbeitgeber auf Kompatibilität zu prüfen. Vermeiden Sie böse Überraschungen nach Vertragsunterzeichnung, indem Sie bereits im Vorstellungsgespräch die richtigen Fragen stellen.

Über die Autorin

Katja Gose-Krüger ist Geschäftsführerin von Kompetenzmagnet, einer Personalberatung, die sich auf die Vermittlung von Interim Managern, Spezialisten sowie Fach- und Führungskräften spezialisiert hat.

Fragen Sie: Wie empfinden Sie als Führungskraft Fehler und was ist Ihnen bei Fehlern wichtig?

Obacht bei der Antwort: „Ich erwarte, dass Sie keine Fehler machen. Falls Sie dennoch einen Fehler machen, müssen Sie selbstverständlich dafür gerade stehen. Ich wünsche Ausbesserung, keine Ausflüchte.“ Sie könnte ein Hinweis darauf sein, dass Ihr künftiger Chef auf Fehler vor allem mit der Suche nach dem Schuldigen reagiert und sie für ihn nur die Schwäche eines Mitarbeitenden belegen. Diese Haltung bietet wenig Raum zur Weiterentwicklung. Vielmehr sorgt solche Führungskraft für ein Klima der Angst und leistet Vertuschungen und gegenseitigen Schuldzuweisungen im Team Vorschub. Scheuen Sie sich nicht, genauer nachzufragen und messen Sie Ihren potenziellen Chef daran, wie konstruktiv und offen er mit Fehlern umgeht – auch mit eigenen!

Fragen Sie: Wie ist die Handhabung der Arbeitszeiten fürs Team?

Arbeiten 4.0 verlangt auf vielen Ebenen nach Flexibilität, doch wird das, was sich ein Unternehmen auf die Fahnen schreibt, auch wirklich gelebt? Fragen Sie konkret nach den Erwartungen Ihres Gegenübers, was die Arbeitszeit vor Ort und vorhandene Strukturen angeht. Wenn es heißt: „Klar können Sie gelegentlich auch mal von zu Hause arbeiten oder früher gehen.“, was heißt dann gelegentlich? Schließt das regelmäßige Home Office-Tage aus? Und welche Möglichkeiten gibt es, wenn Ihr Kind wegen Krankheit Betreuung braucht?

Faule Kompromisse sind keine Basis für eine gute, langfristige Zusammenarbeit. Der Zusammenprall dessen, was Sie logistisch leisten können und wollen und jenem, was Ihr Arbeitgeber tatsächlich an Umsetzung erwartet, ist vorprogrammiert. Achten Sie darauf, dass Ihre Erwartungen und die Ihres potenziellen Chefs hier deckungsgleich sind!

Fragen Sie: Wie sind die einzelnen Stärken der Teammitglieder und mit welchen Kompetenzen könnte ich das Team perfekt ergänzen?

Als Neuankömmling werden Sie in der Regel Teil eines bestehenden Teams. Doch dieses Team sitzt nicht mit im Vorstellungsgespräch – Sie lernen es erst richtig kennen, wenn Sie schon längst unterschrieben haben. Fragen Sie deshalb genau nach: Ist das Team homogen oder heterogen besetzt? Wie hat Ihr potenzieller Chef die Auswahl der Mitglieder getroffen – werden sie ihren vorhandenen Stärken entsprechend eingesetzt? Kennt er diese Stärken überhaupt? Wo sieht er Ihre Stärken? Glücklich werden Sie auf Dauer nur, wenn Sie Ihre Stärken im neuen Job voll ausspielen dürfen!

Fragen Sie: Wie würden Sie sich als Führungskraft beschreiben?

Die Persönlichkeit Ihres potenziellen Chefs, seine Werte, Haltung, Vorlieben und Gefühle spiegeln sich in seinem Führungsstil wider. Fragen Sie also genauer nach, auf welche Weise die Führungskraft führt. Gesteht sie ihren Mitarbeitenden Eigenverantwortung und Handlungsspielraum zu oder zeichnet sich ihre Führungsarbeit durch Direktiven und Kontrollen aus? Erwartet sie von Ihnen unaufgefordert Rückmeldungen oder möchte sie weitgehend unbehelligt bleiben? Erkennt sie Ihre Kompetenzen an? Wenn hier Ihre Erwartungen und das tatsächliche Agieren Ihres Chefs weit auseinander gehen, birgt das jede Menge Konfliktpotenzial!

Tipp: Verrate mir deinen Stil und ich weiß, was mich erwartet

Jeder Führungsstil bringt Vor- und Nachteile für die Zusammenarbeit mit sich. Wenn Sie herausfinden wollen, ob der Stil Ihres neuen Vorgesetzten zu Ihnen passt, sollten Sie deshalb verschiedene Stile kennen: So ist der sogenannte formale Führungsstil von klaren Zuständigkeiten geprägt. Wie zeigt sich das? Wenden Sie sich z.B. mit einer Frage an Ihren Chef, wird er selbst eher die Lösung parat haben als darauf hinzuwirken, dass Sie die Lösung eigenständig ermitteln. Ein formell führender Vorgesetzter findet es oft motivierender, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, als sie an andere weiterzugeben oder um Unterstützung zu bitten. Mitunter ist es für ihn eine Herausforderung, Aufgaben zu delegieren und Mitarbeitende in sein Handeln miteinzubeziehen. Gleichzeitig gewähren solche Führungskräfte ihren Mitarbeitenden in der Regel relativ viel Freiheit, solange sie die erwartete Leistung erbringen und gesetzte Rahmenbedingungen akzeptieren.

Ein anderes Beispiel ist der integrative Führungsstil, der sich einerseits durch klare Vorstellungen Ihres Chefs auszeichnet, andererseits aber durch den persönlichen Austausch. Integrative Führungskräfte suchen den Kontakt zu ihren Mitarbeitenden und beziehen sie in Aufgaben und Entscheidungen mit ein. Was Sie wissen sollten: Solche Vorgesetzten empfinden es als schwierig, wenn das Team ihre Meinung nicht teilt und sie dennoch ihre Entscheidung durchsetzen wollen. Je besser Sie einen Stil durch gezielte Fragen einordnen können, desto genauer können Sie einschätzen, ob Sie sich eine Zusammenarbeit unter diesen Gesichtspunkten langfristig vorstellen können.

Fragen Sie: Wann möchten Sie involviert werden und wie lange darf ich Entscheidungen allein treffen?

Es gibt Chefs, deren Naturell von einem großen Kontrollbedürfnis geprägt ist. Über ihren Tisch muss von der Büromaterialbestellung bis zum Urlaubsantrag einfach alles laufen. Solche Vorgesetzten legen großen Wert auf streng eingehaltene hierarchische Abstimmungen und wünschen, in jede Entscheidung miteinbezogen zu werden. Andere möchten wiederum nicht wegen jeder Lappalie gefragt werden und erwarten bis zu einem bestimmten Grad eigenverantwortliches Handeln. Prüfen Sie für sich selbst, was Ihnen persönlich lieber ist, und stellen Sie dann die entsprechenden Fragen im Vorstellungsgespräch – nur so finden Sie heraus, ob Sie gut zueinander passen.

Böse Überraschungen in den Monaten nach Ihrer Einstellung müssen nicht sein. Verwenden Sie künftig genauso viel Zeit auf die Vorbereitung Ihrer Schlüsselfragen zum potenziellen Vorgesetzten wie auf die Vorbereitung zum Unternehmen selbst, ganz nach dem Motto: Wer fragt, erfährt mehr!

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