Ehrenamt oder Honorarkraft?

Ausbildungssystem bei den Feuerwehren gefährdet

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   •  Ausbildungspläne sorgen für große Unstimmigkeiten.
   •  Führungskräfte sehen ein funktionierendes System gefährdet.
   •  Welche Folgen das Rundschreiben für die Ausbildung in den Feuerwehren hat und weshalb das Ehrenamt auf dem Spiel steht.

Hettstedt/Eisleben/Sangerhausen - Mögliche Änderungen in der Feuerwehrausbildung haben im Landkreis Verunsicherung ausgelöst. Mehrere Feuerwehr-Führungskräfte äußerten ihr Unverständnis. „Das kann nicht der richtige Weg sein“, sagte Thomas Klaube, Stadtwehrleiter in Sangerhausen. Dennis Amey, Gemeindewehrleiter in der Verbandsgemeinde Mansfelder Grund-Helbra, meinte: „Ich kann die Diskussion nicht nachvollziehen.“

Feuerwehr verunsichert durch Rundschreiben

Am vergangenen Freitag waren Inhalte eines Rundschreibens des Landesverwaltungsamts publik geworden. Es hieß, dass sogenannte Kreisausbilder, selbst aktive Kameraden aus den Feuerwehren, künftig für ihre Ausbildungsstunden Honorarverträge mit den Landkreisen abschließen und sich privat versichern sollten.

Bislang bekommen die Ausbilder von den Landkreisen eine Aufwandsentschädigung. Laut Kreissprecherin Michaela Heilek beträgt diese in Mansfeld-Südharz zwölf Euro die Stunde. Versichert seien die Ausbilder über die Feuerwehrunfallkasse. Derzeit gebe es 43 Kreisausbilder, sagte Heilek.

Wie Ingo Warschawsky, Sachbearbeiter für Brand- und Zivilschutz in Hettstedt und ehemaliger Stadtwehrleiter, erläuterte, verfügen diese Kameraden über eine spezielle Ausbildung, „die auch pädagogische Aspekte“ enthalte. Sie bilden andere Mitglieder der Feuerwehren beispielsweise zu Truppführern oder Atemschutzgeräteträgern aus.

Feuerwehr: Ausbildung findet im Kreis statt

„Wir haben auch Kreisausbilder für Funk oder technische Hilfeleistungen wie das Rausschneiden von Verletzten bei Unfällen.“ Ein Vorteil dieses Systems sei, dass die Ausbildung im Kreis stattfinde und die Mitglieder der Feuerwehren daher nicht so weit fahren müssten. „Ohne Kreisausbilder läuft keine Ausbildung in den Feuerwehren“, sagte Warschawsky.

In der Hettstedter Wehr seien derzeit sieben Mitglieder Kreisausbilder. Sollte es tatsächlich dazu kommen, dass sie Honorarverträge abschließen und sich privat versichern müssten, befürchtet Warschawsky Konsequenzen. „Das schreckt ab und die Ausbilder werden sagen, da mache ich nicht mit.“

Unverständnis bei den Feuerwehren in Sangerhausen und Eisleben

Ganz ähnlich Stimmen kommen aus anderen Orten: „Ich glaube, das würde der Feuerwehr schaden“, sagt Sangerhausens Stadtwehrleiter Klaube. Roman Friedling, Feuerwehrchef in Eisleben, spricht von einem „falschen Signal“. Er habe zwar noch keine Detailkenntnisse der Pläne, es sei jedoch unverständlich, warum ein seit Jahren funktionierendes System infrage gestellt werde.

Die mangelnde Klarheit, wie genau die Pläne aussehen und was für Folgen sie haben, sorgt zusätzlich für Verunsicherung. Inzwischen heißt es, dass das Innenministerium im Zusammenhang mit der Regelung nachgebessert habe.

Kreisausbilder: Ehrenamt oder Honorarkraft?

Demnach bleibe es zwar grundsätzlich bei der Auffassung, dass Kreisausbilder nicht mehr als Ehrenamtliche, sondern als Honorarkräfte eingestuft werden. Die Kreise dürften jedoch ihrerseits die Kreisausbildung als ehrenamtliche Tätigkeit werten. Allerdings sollen offenbar die Aufwandsentschädigungen abgesenkt werden.

Feuerwehrmann und Gemeindewehrleiter Dennis Amey, der selbst als Kreisausbilder tätig ist, hat dafür wenig Verständnis. Die Entschädigung, die derzeit gezahlt werde, hält er angesichts des Aufwands für angemessen. Für die Ausbildungsstunden müssten Unterrichtsmaterialien vorbereitet und Kopien gemacht werden, zudem müsse man nachbereiten, da es in vielen Lehrgängen Prüfungen gebe.

„Keiner macht das wegen des Geldes“, sagte er. Wer über sein ehrenamtliches Engagement in der Feuerwehr hinaus noch zusätzliche Aufgaben übernehme, sollte dabei unterstützt werden. Statt über eine Absenkung der Aufwandsentschädigung oder Honorarverträge zu debattieren, solle man über die Frage sprechen, wie man mehr Kreisausbilder gewinnen könne. „Da schadet die derzeitige Diskussion.“ (mz)