Hauptrolle für "Haraduckschi": Die Missverstandenen drehen bei Hannover 96 auf
Genki Haraguchi und Marvin Ducksch hatten beide keine einfache Zeit bei Hannover 96. Am Samstag drehte das Duo gegen Erzgebeirge Aue auf - und zahlte für das Vertrauen von Trainer Kenan Kocak zurück. Manager Jan Schlaudraff zeigt Verständnis für Ducksch' Anlaufschwierigkeiten.
by Jonas SzemkusVom Problemfall zum Erfolgsgrund – und das gleich im Doppelpack. Für Genki Haraguchi und Marvin Ducksch lief es gegen Aue, und deshalb auch für 96 – Heimsieg und Aufwind dank Haraduckschi!
Kritik sind der WM-Japaner und der frühere Torschützenkönig der 2. Liga gewohnt in Hannover. Der eine, weil ihm anderthalb Jahre meist die Durchschlagskraft fehlte, der andere wegen mangelhafter Körpersprache. Doch das Duo zeigt endlich seine Qualität, seit Kenan Kocak neuer Trainer ist. Gegen Aue glänzten sie als Vorkämpfer, Vorbereiter, Torschütze.
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Schlaudraff kann Ducksch' Problem nachempfinden
Ducksch kam im Sommer, ist bester Scorer mit vier Toren und fünf Vorlagen. Doch so richtig angekommen wirkt er trotzdem nicht. Seine Körpersprache steht dem früheren Torschützenkönig häufig im Weg. Der 25-Jährige schlurft über den Platz, lässt den Kopf hängen. Auch wenn’s gut läuft. Doch die negative Ausstrahlung kam bei Fans, im Umfeld und bei einigen Mitspielern nicht allzu gut an. Vor allem, als es bei 96 so gar nicht lief.
„Das ist nicht so ganz einfach für ihn, er macht sich viele Gedanken“, weiß Sportdirektor Jan Schlaudraff. „Ich kann das gut nachempfinden, weil die Körpersprache auch bei mir Thema war. Dann spielt er noch neben dem Henne (Weydandt), der das krasse Gegenteil ist. Das ist so, als wenn man Altin Lala und mich verglichen hat. Da ist es nicht so einfach.“
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Haraguchis Tor-Knoten ist geplatzt
Gegen Aue ließ sich Ducksch von den Ausstrahlungsproblemen nicht bremsen. Er wurde nach einer Stunde eingewechselt, machte Dampf, hatte Ideen und Mut. „Er hat viel durcheinandergewirbelt, Struktur in die Offensivspielzone gebracht. Das war enorm wichtig“, lobte Sturmpartner Weydandt. Auch Kapitän Marvin Bakalorz fand’s gut: „Man sieht, dass er ein Schlitzohr ist und der Mannschaft weiterhelfen kann.“ Das 2:2 bereitete Ducksch mit einem zielgenauen Freistoß auf Weydandt vor. Der warf dem Sturmkollegen dafür ein Handküsschen zu. Neue Liebe für Ducksch bei 96.
"Irgendwas ist passiert"
Das gilt auch für Haraguchi. Der WM-Japaner spielt endlich auf dem Niveau, das sich 96 seit Sommer 2018 erhofft – inklusive zwei Toren in drei Spielen unter Kocak. In den anderthalb Jahren zuvor waren es null. „Irgendwas ist passiert. Ich hab’s noch nicht rausgefunden, aber ich frag mal nach“, kommentierte Weydandt mit Witz. Gegen Aue schoss Haraguchi das entscheidende 3:2 in der Nachspielzeit. Da gab er vor lauter Freude sogar erstmals ein Interview auf Deutsch. Seine Worte: „Der erste Heimsieg, mein Tor. Ich bin glücklich, sehr, sehr glücklich. Ich glaube und ich hoffe, dass wir noch besser werden.“
Das sind die Stimmen zum Spiel Hannover 96 - FC Erzgebirge Aue:
Kocak beordert den Japaner zurück ins Zentrum
Dass es langsam besser wird für Hannover, daran hat der Japaner einen Anteil, so wichtig war er für 96 wohl noch nie. „Wir haben geschlossen versucht, ihm Vertrauen zu schenken“, erklärt Schlaudraff. Hat wohl geklappt.
Auch gut für Haraguchi: Bei Kocak spielt er wieder im Mittelfeldzentrum statt auf den Außen. „Er arbeitet gut, ist sehr wichtig für uns. Für ihn freut es mich, dass er sein zweites Tor gemacht hat“, lobt der neue Coach. Kocak hat den Japaner endlich hinbekommen – trotz Kommunikationshürden. „Japanisch kann ich nicht“, sagt Kocak und lacht. „Die Kommunikation ist sehr interessant zwischen ihm und mir. Da müsst ihr mal zuhören, wenn wir miteinander reden.“ Er scheint ihn trotzdem zu erreichen. Endlich!