https://www.ksta.de/image/33585702/2x1/940/470/8e7ee9a792cce9db460fe605561029af/BB/schiefen-schornsteine.jpg
Die schiefen Schornsteine sollen die traurigen Überbleibsel der einst so stolzen Titanic symbolisieren.Foto: Hanna Styrie
Austellung in der Abtei Brauweiler

Künstler Holger Hagedorn regt zum Nachdenken an

by

Pulheim - Rund um die Abtei Brauweiler herrschte am Wochenende rege Betriebsamkeit. Der Nikolausmarkt mit seiner bunten Mischung aus kunsthandwerklichen und kulinarischen Angeboten, Musik und Kunst zog schon am frühen Samstagnachmittag zahlreiche Besuchern an, die entspannt über das Gelände flanierten und die familiäre Atmosphäre genossen. Knusprige Reibekuchen waren der Renner am Stand der Jugendfeuerwehr im Abteipark. Ein paar Schritte weiter hatten die Karnevalsfreunde Brauweiler ihren Grill aufgebaut. Der Duft von Flammlachs, Backfisch und Grünkohl lag in der Luft; wer Süßes bevorzugte, kam bei Crêpes und Waffeln auf seine Kosten.

An zahlreichen Ständen konnte man sich mit Kleidung für niedrige Temperaturen eindecken: Mützen, Socken, Schals und kuschelige Schaffelle gab es in reicher Auswahl. Hübsche Dinge konnte man im Wirtschaftshof erstehen. Barbara Sieger bot Weihnachtsdeko aus duftendem Zirbenholz an; am Stand von Alice Kirch funkelten Sterne und Schneeflocken aus bunten Glasperlen.

Kontrapunkt zum heiteren Markttreiben

Den Kontrapunkt zum heiteren Markttreiben setzte die Kunstausstellung „Standpunkte“, zu der der bekannte Pulheimer Künstler Holger Hagedorn elf Kollegen eingeladen hatte. Die spektakulärsten Werke hatte allerdings der Kurator selbst beigesteuert. Gleich eingangs im Prälaturhof war die Installation „Titanifikation“ platziert. Deren schiefe Schornsteine sollten die traurigen Überreste der einst so stolzen Titanic symbolisieren, die nach der Kollision mit einem Eisberg im Ozean unterging, obwohl sie eigentlich als unsinkbar galt. In der Dunkelheit konnte man die Schornsteine rauchen und leuchten sehen. Auf den Klimawandel spielt der Künstler mit diesem Werk an, weitere Themen der Ausstellung waren Macht und deren Missbrauch.

„Alle Arbeiten sind inhaltlich miteinander verbunden, ich suche immer nach Kunstwerken, die eine Aussage haben“, sagte Hagedorn, der auch im Winterrefektorium mit Werken präsent war, die Anlass zum Nachdenken boten.
Ungute Gefühle beschlichen einen beim Anblick eines Thronsessels, den Hagedorn aus altem Eichenholz und korrodiertem Eisen gezimmert hat. Man konnte sich gut einen mittelalterlichen Herrscher darauf vorstellen, der von hier aus unbarmherzig regierte. Aber auch Assoziationen an einen elektrischen Stuhl stellten sich unwillkürlich ein.

Anregung zum Nachdenken und Austauschen

Reichlich Diskussionsstoff lieferte auch die Tornado-Kamera, die der Künstler bei einem Militaria-Händler erstanden hat. Solch plakativen Installationen hatte Hagedorn eher meditative Werke zur Seite gestellt. Vor der schwarzen Fotoarbeit von Konstantinos Angelos Gavrias musste man einen Moment verweilen, um das Selbstporträt zu erkennen, das sich schemenhaft vom Untergrund abhob. Als Mahnung sind die beiden Uhren aus angeflämmtem Papier von Verena Kupper zu verstehen, die auf fünf vor zwölf und fünf nach zwölf stehen. Einen starken Eindruck hinterließ die auf das Kreuzgewölbe projizierte Videoarbeit des Künstlerduos Krüger & Prothmann, deren Bilder von Licht und Schatten vielfältig interpretierbar sind.

Mit den drei Prangern aus alten Kirchenbänken, die im Marienhof aufgestellt waren, erinnerte Hagedorn an die dunkle Zeit, in der die Abtei als Gestapo-Gefängnis diente. „Wir wollten bewusst ein Gegenprogramm zur romantischen Weihnachtsstimmung bieten, schließlich brennt es überall auf der Welt“, sagte der Künstler.