Hilfe, ich werde nicht gehört!
So trainieren Sie Ihre Stimme für mehr Selbstbewusstsein
Von Gizem Schumann
Kennen Sie das auch? Ihr Mann kommt abends nach Hause, Sie erzählen, wie Ihr Tag verlief. Und der Partner sitzt gemütlich vor dem Bett und bekommt wieder mal nichts mit: "Hast du was gesagt?" - ist die einzige Reaktion. Und so geht es auch mit den Kindern, im Job oder auch im Umgang mit Alexa. Auf unsichere Stimmen reagiert der Smart Speaker erst gar nicht. Was müssen wir also ändern? Unsere Stimme finden, indem wir sie trainieren. Dann gelingt auch ein selbstbewusstes Auftreten. Wer selbstbewusst sein will, muss sich seiner selbst bewusst sein. Vocalcoach Gerrit Winter hat mir gezeigt, wie ich meine Stimme trainiere und bewusster atme. Im Video gibt es einfache Übungen zum Nachmachen.
„Ich hatte das Gefühl, ich werde einfach übersehen und überhört“
Eine unsichere Stimme hatte auch Bettina B. Die Projektmanagerin machte sich Anfang des Jahres selbstständig. Für ihre Verhandlungen und Kundengespräche braucht sie eine klare, selbstbewusste und aussagekräftige Stimme. "Ich hatte das Gefühl, dass mehr in mir steckt und es nur irgendwie rausgekitzelt werden muss", beschreibt die 41-Jährige.
"Meine Unsicherheit im Umgang mit meiner Stimme hat mich auch gefühlt unsichtbar gemacht. Ich hatte das Gefühl, ich werde einfach übersehen und überhört." Selbst Alexa hörte sie nicht. Was anfangs noch witzig war, entwickelte sich später bei ihr zur Wut. "Ich konnte morgens den Wecker nicht ausstellen, da Alexa einfach nicht auf mich gehört hat." Deshalb erledigte das ihr Mann für sie.
Durch das Stimmtraining lernte sich Bettina B. selbst kennen
Durch Stimmtraining und bestimmte Atemübungen konnte sich Bettina B. selbst kennenlernen. Mittlerweile kann sie ihre Stimme bewusst einsetzen. Ob laut oder leise - in Gesprächen mit fremden Menschen ist sie mutiger und selbstbewusster geworden. "Ich benutze meine Stimme, wie sie wirklich ist. Dadurch habe ich das Gefühl, dass ich gehört werde."
Auch Alexa hört endlich auf ihre Stimme. Den Wecker kann sie jeden Morgen selbst ausschalten. Mit der richtigen Atmung und vor allem der richtigen Tonlage hat sie es geschafft, eine sprachgesteuerte Assistenz zum Schweigen zu bringen.
Tipps für eine angenehme Stimme
Damit Ihre Stimme grundsätzlich noch besser klingt, hier noch ein paar Tipps aus dem Stimmtraining:
- Atmen Sie durch die Nase und nicht durch den Mund.
- Trinken Sie ausreichend. Denn so bleibt der Kehlkopf immer schön feucht.
- Vermeiden Sie Kaffee, koffeinhaltige Getränke und Kamillentee. Denn diese Getränke entziehen Ihrem Kehlkopf Feuchtigkeit. Deshalb ist Wasser optimal.
- Bevorzugen Sie - falls möglich - Getränke ohne Kohlensäure. Sie sind gut für die Stimme und verringern auch die Wahrscheinlichkeit, dass Sie während einer Rede oder eines Gesprächs aufstoßen müssen. Achten Sie auf den Kaliumgehalt Ihres Wassers, der sollte unter fünf Milligramm pro Liter sein. Dieser Wert ist auch gut für die Stimme.
- Vermeiden Sie Alkohol, Zigaretten und scharfes Essen. Denn all das kann den Kehlkopf reizen, was sich negativ auf die Stimme auswirkt.
- Lieber husten als räuspern. Die Optimallösung bei einem "Frosch im Hals" ist Wasser oder - wenn möglich - eine Pause.
Als Säuglinge atmen wir noch richtig. Doch je älter wir werden, desto mehr verlernen wir es. Der Grund: Stress! Und wenn man gestresst ist, sind Atemübungen wichtig. Außerdem sollte jeder für sich die optimale Stimmlage finden - egal ob es ein stressiger, aufregender oder ruhiger Tag ist. Wie das geht, zeigt Stimmtrainer Gerrit Winter im Video oben.