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Weihnachtsmarkt
Bahnhofsweihnacht

Weihnachtsmarkt am Bahnhof Honau: Kleiner, aber dafür etwas feiner

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Geräuchertes, Käsespezialitäten, Schupfnudeln und Dinnete hier, Strickwaren, Schmuck, handgemachte Bommelmützen, wärmende Socken, Keramik und Holzbasteleien dort: Mit 23 Ständen hatte sich der Lichtensteiner deutlich – aber willentlich – verkleinert. Das kulinarische Angebot hatte dort bislang deutlich dominiert. Dies befanden die Veranstalter als Schieflage.

Mit dem neuen Konzept von „etwas kleiner und dadurch aber feiner“ lagen die Macher richtig, wie das viele der Besucher positiv vermerkten. Klaus Beck, der Vorsitzende des Fördervereins Bahnhof Honau, machte dann auch, stellvertretend für seine Mitstreiter klar: „Weniger ist mehr – und so wollen wir das beibehalten.“

Aufwendig illuminiert

Mit dutzenden Lämpchen weihnachtlich beleuchtet war beim Lichtensteiner Weihnachtsmarkt nicht nur der restaurierte Bahnhof Honau. Auch der neue Bar-Wagen hatte eine aufwendige Illumination bekommen. Das war umso mutiger von den Aktiven des Fördervereins, als der wohl größte Haufen „Metallschrott“ auf dem Gelände noch seiner liebevollen Aufarbeitung harrt. Erst unlängst war der 20 Meter lange, 62 Jahre alte „Umbauwagen B4yg“ auf der Straße von der Alb ins Echaztal auf seine künftige Schiene gebracht worden (wir berichteten).

Umso freundlicher war er für seine Premiere auf dem Weihnachtsmarkt im Inneren gestaltet worden. In jeder Hinsicht elegant und gehaltvoll war auch das Angebot im neuen „Bar-Wagen“. Die Longdrinks lockten nach dem Einkauf ihrer Geschenke zum Fest am Samstagabend so viele Besucher an, „dass der Wagen beinahe Schlagseite bekam“, wie Klaus Beck schmunzelnd erzählte. Jasmin Lorch, die Frau am Tresen, hatte nicht nur Longdrinks wie den trendigen „Lillet Wild Berry“ im Repertoire, sondern wagte auch eine Neukreation: Erhitzter Apfel- und Orangensaft bekamen als Topping einen guten Schuss Gin.

Viele hübsch geschmückte Buden und ein großes Zelt: Die Höhlenforschungsgruppe Pfullingen hatte dort, in wohliger Wärme erneut ihre mobile Gaststätte eingerichtet. Maultaschen, Rostbratwürste und Krautschupfnudeln sorgten für eine gute Basis, denn schließlich wollte sich kaum ein Gast danach das flüssige „Höhlenfeuer“ entgehen lassen.

Handwerkliche Spezialitäten hatte auf dem Markt Georg Müller aus Ringingen im Angebot. Und bei der Produktion seiner Models, den Holzleisten für die leckeren Springerle, ließ er das Publikum auch zuschauen. Die waren dann auch ordentlich erstaunt angesichts des aufwendigen Herstellungsprozesses.

Und noch eine Neuerung war auf dem Weihnachtsmarkt zu sehen. Im Bahnhofsgebäude, das 1892 im Schweizer Chaletstil erbaut worden war –und seit den 2000er Jahren aufwendig restauriert wird – gab’s zum Auftakt eine ökumenische Adventsandacht mit der evangelischen Pfarrerin Stephanie Bauspieß und dem katholischen Dekan Hermann Friedl.

Zeitlich passend zu dem Gemeinschaftsunternehmen Weihnachtsmarkt von Vereinen, Erzeugern und Privatleuten wurde auch das Thema Zukunft des Schienenverkehrs neu befeuert. Nur noch die Älteren erinnern sich daran, wie empört und traurig die Bevölkerung war, dass vor genau 50 Jahren der letzte Zahnradzug vom Bahnhof Honau auf die nahe Alb fuhr. Wie berichtet, liegt nun ja von den Freunden der Zahnradbahn mit Sitz in Reutlingen ein Positionspapier auf dem Tisch: Der Verein will nicht darauf warten, bis das Milliardenprojekt Regionalstadtbahn irgendwann auch ins Obere Echaztal vordringt. Sie verlangen eine Reaktivierung der Echazbahn, was, so der Vereinsvorsitzende Ralf Stoll, in einer Bauzeit von nur zwei Jahren möglich wäre.

Die Trasse jedenfalls wird weiter freigehalten. Und die Leute vom Förderverein Bahnhof Honau würden dann auch mit Freude ihre musealen Waggons aus dem Weg räumen. Überdies ist der Warteraum des Bahnhöfles mit einem gut funktionierenden, wärmenden Bollerofen gegen die Kälte ausgerüstet.