https://www.tagesschau.de/cop25-103~_v-modPremiumHalb.jpg
Teilnehmer vor COP25-Schild | Bildquelle: JUAN CARLOS HIDALGO/EPA-EFE/REX

Jetzt muss geliefert werden

UN-Klimakonferenz in Madrid

by

In Madrid geht die Klimakonferenz in die entscheidende Phase. Laut dem Pariser Abkommen sollen die Länder bis spätestens 2020 konkrete Klimaschutz-Zusagen geben.

Die Erwartungen sind vielleicht so hoch wie nie - vor allem, wenn in dieser Woche die Minister kommen. 150 Ressortchefs sind angekündigt, morgen und übermorgen übernehmen sie die Verhandlungen. Bundesumweltministerin Svenja Schulze vertritt Deutschland.

Die Chefin des UN-Klimasekretariats, Patricia Espinosa, schwört sie schon einmal ein: "Die Wissenschaft muss unsere gemeinsame Sprache sein und die Aussagen sind sehr klar. Wir stehen vor einem Klimanotstand und nähern uns einer ganzen Serie von Wendepunkten. Wir müssen dringend handeln!"

Bisherige Beschlüsse reichen nicht aus

Johan Rockström vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung macht das konkret: "Schon mit den bestehenden Kohlekraftwerken weltweit und den geplanten - über deren Laufzeit hin - würden wir doppelt so viel CO2 produzieren, wie wir nach dem Paris-Abkommen insgesamt dürfen."

Aber die große Frage ist, was diese Konferenz überhaupt liefern kann. Hier stehen die Regeln für den Austausch, den Handel von Klimagutschriften zwischen Staaten und Unternehmen auf dem Programm. Da aber wird es eher darum gehen, die Beschlüsse aus dem Paris-Abkommen gegen Schlupflöcher zu verteidigen, als mehr Klimaschutz zu organisieren.

Schnell mehr Anstrengungen, das müssen die Staaten zuhause beschließen, sagt Nicole Wilke, die deutsche Verhandlungsführerin: "Die Forderungen von 'Fridays for Future' sind politische Forderungen. Dazu muss eine Regierungsmeinung geformt werden. Wir kennen das aus den deutschen Prozessen: Das dauert ein wenig, und insofern erwarte ich nicht, dass die Staaten hier neue Ankündigungen machen."

Gnadenfrist bis ins nächste Jahr?

Nach den Regeln des Pariser Abkommens haben sie dazu auch bis zur Konferenz im nächsten Jahr Zeit. Aber das muss in Madrid angeschoben werden, sagt Wilke. Christoph Bals von der Denkfabrik Germanwatch konkretisiert: "Der zentrale Punkt ist, dass der große Club der G20, der 80 Prozent der Emissionen weltweit repräsentiert, dass dieser Tanker in Bewegung gesetzt wird. Es muss hier eine klare Ankündigung dieser Länder geben, dass sie bis nächstes Jahr ihre neuen Ziele einreichen und am besten ist, wenn sie dabei schon eine Größenordnung ankündigen." 

Als leuchtendes Beispiel sehen die Klimaschützer Dänemark, das seine Ziele verschärft hat und seinen Teibhausgas-Ausstoß bis 2030 um 70 Prozent reduziert haben will gegenüber 1990. Deutschland hat bisher 55 Prozent weniger zugesagt. Die EU verhandelt aber als ganzer Block und hat schon angekündigt, dass sie mehr tun wird - aber nicht, wie viel.

Auch so, meint Nicole Wilke, ist das ein Anreiz für andere: "Ich glaube, dass uns das schon sehr geholfen hat, dass wir sagen können, die EU ist ernsthaft dabei zu arbeiten. Nicht nur die technischen Informationen zu liefern, sondern auch, dass wir eine politische Diskussion angefangen haben, ob wir unseren Beitrag erhöhen können."

Das offizielle Ende der Konferenz in Madrid ist am Freitagnachmittag. Erfahrungsgemäß gehen die Verhandlungen aber in die Verlängerung.

Klimakonferenz geht in entscheidende Woche
Werner Eckert, SWR
08.12.2019 23:21 Uhr