http://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/banane-103~_v-modPremiumHalb.jpg
Kunstwerk "Comedian" von Maurizio Cattelan auf der Messe Art Basel in Miami | Bildquelle: RHONA WISE/EPA-EFE/REX

Is(s)t Kunst und kann weg

Teuerste Banane der Welt

by

Wenn der Künstler Hunger hat, muss das nicht profan sein. Vielmehr kann auch daraus große Kunst erwachsen. In Miami wurde nun aktionsartig eine Banane verspeist. Allerdings war sie zuvor als Installation teuer verkauft worden.

Die Scherzfrage, ob etwas Kunst sei oder weg könne, ist einerseits so abgenudelt, dass sie selbst weg kann. Andererseits ist sie nun im fernen Miami auf erfrischende Weise neu beantwortet worden auf nachgerade versöhnende Art: Ja, es ist Kunst und ja, es kann weg. Und zwar gleich in den Schlund.

Zu verdanken ist dieser frische Zugang dem Aktionskünstler David Dutana, der auf der Art Basel Miami Beach, immerhin einer der größten Kunstmessen der Welt, beherzt nach einer jüngst für 120.000 Dollar als Installation verkauften Banane langte und sie vor den Augen reichlich verblüffter Sicherheitsleute und Besucher genüsslich verputzte. Datuna gab der Aktion gleich einen griffigen - und naheliegenden - Namen: "Hungry Artist"

Wenn das Beuys wüsste

Damit dürfte auch dem mit Feinheiten moderner Aktionskunst nicht vertrauten Laien klar sein, dass es sich hier nicht um einen grobschlächtigen Akt ignoranter Putzwut handelt, wie er vor Jahren über eine Badewanne von Beuys kam, als zwei reinliche Sozialdemokratinnen sie am Rande einer kleinen Feier von Mullbinden, Pflastern und Fett befreiten und so ein Kunstwerk im Wert von damals geschätzt 80.000 Mark zerstörten.

Dutana jedenfalls wollte sein Vorgehen als ausgesprochene Würdigung des Kunstwerks verstanden wissen. "Ich liebe Maurizio Cattelans Kunst, und ich liebe diese Installation wirklich. Sie ist köstlich", beteuerte er anschließend gut gesättigt.

http://www.tagesschau.de/banane-miami-107.jpg
Wertvoller als ein kleines Steak: Die Banane war eine Installation und endete schließlich doch als Sättigungselement - im Magen von David Datuna. Hier zeigt er die Überreste. | Bildquelle: REUTERS

Auf die Idee kommt es an

Ob das die Käufer der Instellation ähnlich werten? Falls nicht, dürfen sie nicht auf Unterstützung der für die Ausstellung verantwortlichen Galerie Perrotin rechnen. Diese stellte laut der Zeitung "Miami Herald" nüchtern fest, das Kunstwerk sei keinesfalls zerstört worden. Vielmehr hätten die Käufer lediglich ein Authentizitäts-Zertifikat und die Rechte an der Idee erworben. Die Banane an sich sei austauschbar.

Wie das geht, demonstrierte Galeriebesitzer Emmanuel Perrotin gleich vor Ort, wie die Zeitung weiter berichtet. Perrotin sei von einem Besucher eine Ersatzbanane gereicht worden, die ein Mitarbeiter umgehend - Achtung: Kalauer - artgerecht ebenfalls mit Klebeband an die Wand drapierte.

http://www.tagesschau.de/banane-miami-101.jpg
Eine Banane ist auch nur eine Art Idee - und schwupps befestigte ein Galeriemitarbeiter eine neue Südfrucht an der Wand. | Bildquelle: RHONA WISE/EPA-EFE/REX

Und der Künstler selbst?

Fehlt zu einem guten Schluss noch die Reaktion des Künstlers, von dem die Installation stammte. Noch ist von Maurizio Cattelan keine Einordnung überliefert, und ob dies als stumme Zustimmung oder Empörung, vielleicht sogar als Schockstarre gedeutet werden darf, ist einstweilen Spekulation.

Immerhin: Der Mann habe eine gewisse leidvolle Erfahrung damit, dass seine Kunstwerke verschwinden, erwähnte die Nachrichtenagentur dpa hintersinnig. Im September wurde ein von ihm geschaffenes goldenes WC aus dem britischen Blenheim-Palast in der Nähe von Oxford gestohlen. Das allerdings kostete mehr als fünf Millionen Euro. Im Vergleich dazu handelte es sich bei der festgeklebten Banane um ein regelrechtes Schnäppchen.

http://www.tagesschau.de/banane-miami-103.jpg
Und das geneigte Fachpublikum? .... | Bildquelle: AFP
http://www.tagesschau.de/banane-miami-105.jpg
.... Hat durchaus seinen Spaß. | Bildquelle: AFP