Umfrage
Schulen vermitteln kaum Finanzwissen
Vor allem die erste Steuererklärung bringt junge Deutsche mit der Welt der Finanzen in Kontakt. Von der Schule fühlen sie sich extrem schlecht vorbereitet.
Berlin. Junge Deutsche fühlen sich in Finanzfragen von der Schule extrem schlecht informiert. In einer Befragung für das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) gaben 41 Prozent an, die Schule informiere sie schlecht. Bei Eltern und Ausbildern lag der Wert nicht einmal halb so hoch. Die Studie, für die 517 Bürger zwischen 16 und 29 befragt wurden, liegt dem Handelsblatt exklusiv vor.
Ihr Wissen schätzen sie sehr unterschiedlich ein: Bei Sparen und Miete fühlt sich eine Mehrheit gut informiert. Bei Themen wie Kredite, Steuern, Altersvorsorge Börse sagt das gerade mal ein Drittel.
Junge Frauen bewerten ihr Finanzwissen schlechter als junge Männer. Das deckt sich mit diversen Tests, so die Studienautoren. Zugleich habe sich aber auch gezeigt, dass Frauen im Umgang mit Geld „umsichtiger und risikoaverser sind“ und „länger im Voraus planen als Männer“.
Das schlechte Urteil über die Schule als Quelle von Finanzwissen verwundert nicht, denn in den allerwenigsten Bundesländern gibt es bisher ein Schulfach Wirtschaft. Und selbst dort, wo wie in Baden-Württemberg oder NRW ein solches eingerichtet wurde, fehlt es bis auf weiteres an den nötigen Fachlehrern dazu.
Das erklärt vermutlich auch, warum die Kultusminister bei der jüngsten Pisa-Studie auf einen zusätzlichen Test-Block zum Finanzwissen der 15jährigen verzichtet haben. 18 andere OECD-Länder beteiligten sich an dem Spezialtest.
Die Chance, Schülern Finanzwissen mit auf den Weg zu geben, wäre jedoch sehr gut, denn ihr Vertrauen in die Institution ist hoch: Drei Viertel der Befragten bezeichneten Schulen als vertrauenswürdige Informationsquellen - ebenso wie Ausbilder und Eltern.
„Besorgniserregend“ ist nach Ansicht der Studienautoren vor allem die Tatsache, dass sich vor allem solche jungen Leute ohne Schulabschluss selbst besonders gute Kenntnisse in Finanzfrage attestieren. Das sei angesichts der hohen Überschuldungsraten „alarmierend“, warnt das DIA.
Der Hauptgrund, sich überhaupt mit Geldthemen zu befassen, ist für junge Menschen die Steuererklärung, die fast 40 Prozent nennen. Jeweils rund ein Viertel sieht sich aus Interesse an Altersversorgung, wegen eines Ferienjobs oder des Kaufes eines Handys oder Autos veranlasst, sich für Finanzthemen zu interessieren.
Als Konsequenz empfehlen die Autoren allen damit befassten Institutionen, die jungen Menschen „da abzuholen, wo sie stehen“. Dabei sei es enorm wichtig, sie möglichst zu einem „Realitätscheck ihres Wissens“ zu motivieren.
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