Einzelhandel

Lidl und dm eröffnen Preiskampf bei Tampons und Damenbinden

Die Senkung des Mehrwertsteuersatzes auf Menstruationsartikel tritt eigentlich erst 2020 in Kraft. Doch der Handel senkt die Preise bereits jetzt.

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Tampons

Ob der Preiskampf am 1. Januar mit der Umsetzung der Mehrwertsteuersenkung beendet ist, ist noch nicht klar.(Foto: Image Source/Getty Images)

Düsseldorf. Im Geschäft mit der Monatshygiene von Frauen hat sich im deutschen Einzelhandel ein Preiskampf entwickelt. Unter dem Vorwand, eine gesellschaftliche Diskussion über eine niedrigere Mehrwertsteuer auf Menstruationsartikel aufzugreifen, senkte der Discounter Lidl in der vergangenen Woche die Preise für Tampons und Damenbinden deutlich. Zuvor hatten bereits der Drogist dm und die Lidl-Schwester Kaufland die Preise abgesenkt.

Nun zieht Edeka nach. Der größte deutsche Händler wird die geplante Senkung des Mehrwertsteuersatzes auf diese Produkte, die eigentlich erst am 1. Januar 2020 in Kraft tritt, durch eine Preissenkung vorziehen. Ab sofort sind die Endpreise so gestaltet, als ob nicht mehr 19 Prozent, sondern bereits sieben Prozent Mehrwertsteuer darauf berechnet würden.

Dies gelte beispielsweise für Markenprodukte wie o.b. und Always, aber auch für die Produkte der Edeka-Eigenmarke Elkos Women. Die Ketten Netto, Marktkauf und Budni, die auch zum Edeka-Verbund zählen, nehmen ebenfalls an der Preissenkung teil. Edeka stütze damit das Verständnis, dass Monatshygiene-Produkte keine Luxusgüter, sondern Produkte des Grundbedarfs seien, heißt es zur Begründung.

Ähnlich argumentierte bereits Lidl. „Menstruationsprodukte sind keine Luxusgüter, sondern ein Grundbedarf. Daher ist es für Lidl selbstverständlich, die Preise von Tampons und Damenbinden schon vor der Steueränderung zu senken“, sagte Jan Bock, Geschäftsleiter Einkauf bei Lidl Deutschland. Schon seit dem 5. Dezember gibt Lidl in seinen 3200 Filialen Produkte der Eigenmarke Siempre, aber auch Markenartikel entsprechend billiger ab.

Kaufland hatte die niedrigeren Preise schon am 1. Dezember als erster Händler in Kraft gesetzt. Die Verbrauchermarktkette hatte diese Aktion öffentlichkeitswirksam als „Zeichen der Solidarität mit seinen Kundinnen“ verkauft. Das Drogerieunternehmen dm hatte fast zeitgleich nachgezogen.

Einen wichtigen Anstoß für den Gesetzgeber, die Mehrwertsteuer auf Damenhygieneartikel von 19 auf sieben Prozent zu reduzieren, gab eine Onlinepetition, die das Start-up Einhorn zusammen mit dem Magazin „Neon“ initiiert hatte – und die in rund vier Wochen auf 81.000 Unterschriften kam. Das Unternehmen, das mit seinen veganen Kondomen bekannt geworden ist, bietet seit einiger Zeit auch Tampons und Damenbinden in Bio-Qualität an.

Zeitgleich kam eine weitere Petition sogar auf mehr als 170.000 Unterschriften. Nachdem sich die Unionsfraktion der Idee angeschlossen hatte, nahm die Sache rasch Fahrt auf. Ende November stimmte der Bundesrat einer entsprechenden Gesetzesänderung zu.

Ob dieser Preiskampf am 1. Januar mit der Umsetzung der Mehrwertsteuersenkung beendet ist, ist noch nicht klar. Bisher hat keiner der Händler verkündet, dass er mit dem Jahreswechsel die Preise wieder entsprechend anheben wird.

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