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884 auf Strafdelikte mit Bezug zur Drogenkriminalität hat die Polizei 2018 im Burgenlandkreis registriert. Foto: DPA
„Tendenz geht straff nach oben"

Diese Drogen sind im Burgenlandkreis auf dem Vormarsch

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   •  Egal, ob Crystal Meth, Cannabis oder Kokain:
   •  Polizei erfasst steigende Zahl von Delikten im Burgenlandkreis.
   •  Doch wie lässt sich der Drogenkonsum und die damit einhergehende Kriminalität verringern?

Weissenfels - 11.719 Strafdelikte hat die Polizei 2018 im Burgenlandkreis registriert, davon entfielen 884 auf Drogenkriminalität. „Und die Tendenz geht straff nach oben. Wir gehen davon aus, dass die Zahl in diesem Jahr vierstellig wird“, sagte Silvio Klawonn. Der Polizeioberkommissar gab am Dienstag beim Sozial- und Gesundheitsausschuss des Landkreises einen Lagebericht zur Suchtmittelsituation.

Die verbreitetste illegale Droge ist demnach Cannabis, gefolgt von dem synthetischen Aufputschmittel Crystal Meth. Während ersteres zumeist aus den Niederlanden kommt, stammt letzteres hauptsächlich aus Drogenlaboren in Tschechien. Die Nähe zum Nachbarland führe auch zu der hohen hiesigen Verbreitung. Hinzu komme das „gute“ Preis-Leistungs-Verhältnis von Crystal.

Drogen auf dem Vormarsch: Erhöhter Drogenkonsum und Kriminalität

„Aber auch Kokain ist wieder im Kommen“, sagte Klawonn. Offene Handelsstellen wie in Großstädten gebe es im Burgenlandkreis nicht. Drogen würden hier vor allem in Diskotheken verkauft, so Klawonn. „Asylbewerber bilden im Burgenlandkreis keinen Schwerpunkt der Drogenkriminalität“, machte er zudem deutlich.

Doch wie lässt sich der Drogenkonsum und die damit einhergehende Kriminalität verringern? Die Polizei könne nur mit Kontrollen dagegen vorgehen und zudem versuchen, die Geldflüsse zu unterbinden. Der beste Weg, um gegen Drogenmissbrauch vorzugehen, sei jedoch, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen. So lautete der Konsens der Ausschussmitglieder und geladenen Experten.

Es werden mehr Drogen konsumiert: „Das Eintrittsalter von 14 Jahren ist erschreckend“

Klawonn verwies dabei auf die Schulprojekte „Klar sehen - clean bleiben“ in Weißenfels sowie „Stark statt breit“ in Zeitz. Beide liefen „außerordentlich gut“. Er äußerte noch den Wunsch, die Beratung, Hilfe und Präventionsangebote in den sozialen Medien zu erhöhen. Auch Jacqueline Klingler von der Suchtberatungsstelle der Diakonie Naumburg-Zeitz und Barbara Dittrich, Sachgebietsleiterin für Soziale Arbeit des Kreisverbandes des Deutschen Roten Kreuzes in Weißenfels, gaben Einblicke in ihre Präventionsarbeit.

„Das Eintrittsalter von 14 Jahren ist erschreckend“, sagte Klingler. Vielen Drogensüchtigen mangele es an Kompetenz, um Alltagsprobleme zu bewältigen. Die Vermittlung dieser sogenannten „Life-Skills“ sei deshalb ein wichtiger Ansatzpunkt. Dittrich erläuterte die Notwendigkeit, auch Sozialarbeiter auf die Drogenproblematik und -prävention hin zu schulen. Amtsärztin Dr. Ina Schmidt lieferte Zahlen zur stationären, psychiatrischen Behandlung im Burgenlandkreis-Klinikum. Über 40 Prozent der Behandelten seien wegen Suchtproblemen dort.

Drogen im Burgenlandkreis: Crystal an der Spitze

Davon entfallen rund sieben Prozent auf illegale Drogen, wobei Crystal an der Spitze steht. Rund ein Drittel der Patienten sei hingegen wegen einer legalen Droge dort, nämlich Alkohol. Bei alkoholbedingten Erkrankungen und Todesfällen bildet Sachsen-Anhalt bundesweit den traurigen Spitzenreiter, zitierte Schmidt aus dem „Alkoholatlas 2017“.

Und so war es nur eine Formalie, dass der Ausschuss zwei Beschlussempfehlungen an den Kreistag weitergab: Zum einen die Fortführung der Fachstelle für Suchtprävention mit einer Finanzierung bis zu 41.500 Euro jährlich und zum anderen die Teilnahme am Förderprogramm „Aufbau gesundheitsfördernder Steuerungsstrukturen“. (mz)