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Fliegerärzte erhalten höchste militärische Auszeichnung des Freistaats

Fürstenfeldbruck

Große Ehre für das Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin. In einer feierlichen Zeremonie nahm Generalarzt Rafael Schick das Fahnenband des Freistaates Bayern in Empfang – die höchste Ehrung, die ein militärischer Verband erhalten kann. Doch nicht jeder freute sich über die Auszeichnung. Am Rande des Appells gab es Demonstrationen.

Fürstenfeldbruck – Einen solche feierlichen Rahmen gibt es auch im Kloster Fürstenfeld nicht oft zu bestaunen. Knapp 200 geladene Gäste wohnten dem Appell vor den historischen Gemäuern bei – allen voran Florian Herrmann, Leiter der Staatskanzlei und Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten und Medien. Ihm oblag es, das Fahnenband an den Leiter des Zentrums für Luft- und Raumfahrtmedizin Rafael Schick zu übergeben.

Demonstranten am Rande der Veranstaltung

Dabei hatte er allerdings mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen. So wurde das auf einem roten Kissen präsentierte Fahnenband vom teils böigen Wind von seinem Podest geweht. Die umstehenden Offiziere hatten dieses Malheur aber schnell behoben. Außerdem versuchten einige Demonstranten Soldaten vom Veranstaltungsort fernzuhalten. Diese Personen wüssten nicht, was die Bundeswehr geleistet habe, monierte Herrmann. „Ohne Bundeswehr, würde es heute kaum plastische Chirurgien geben und auch der technische Fortschritt wäre nicht in diesem Maße möglich gewesen.“ Deshalb sei es wichtig, sich für eine Kultur der Akzeptanz und Anerkennung der Bundeswehr einzusetzen.

Die Wiege der Luftfahrtmedizin

Von diesen Zwischenfällen ließ sich Generalarzt Schick aber nicht seine Laune verderben. „Die Auszeichnung ist eine besondere Ehre für die geleistete Arbeit“, sagte er. Das Band, das ab sofort die Truppenfahne ziert, sei die Krönung einer mehr als 60-jährigen Zusammenarbeit der Luftfahrtmedizin und des Standortes Fürstenfeldbruck. Denn die Kreisstadt sei nicht nur die Wiege der Luftwaffe, sondern auch eine Wiege der Luftfahrtmedizin in der Bundeswehr.

Deren Ursprünge reichen bis zum Aufbau der Bundeswehr in die 1950er Jahre zurück. Damals war die medizinische Betreuung der fliegenden Verbände erforderlich geworden. Um die Pilotenanwärter auf Herz und Nieren zu prüfen, musste eine fliegerärztliche Dienststelle eingerichtet werden. Das Institut wurde so zur alleinigen und zentralen Untersuchungsstelle für die Piloten der Bundeswehr.

Alle nötigen Flugzeugtypen

Der Standort war bewusst gewählt worden, denn der Militärflugplatz im Fliegerhorst konnte alle nötigen Flugzeugtypen bereitstellen. Durch die enge Verbindung von Flugmedizin und Militärflug entwickelte sich Fürstenfeldbruck zu einem internationalen Begriff für Luftfahrtmedizin.

Die Wiedervereinigung leitete jedoch das Ende der Luftfahrtmedizin in Fursty ein. Die mittlerweile in „Flugphysiologische Ausbildung“ umbenannte Abteilung kehrte zurück in das Institut für Luftfahrtmedizin nach Königsbrück (Sachsen). Im Oktober 2013 wurden schließlich mit der Schaffung des Zentrums für Luft- und Raumfahrtmedizin am Standort Köln-Wahn weitere Kräfte aus Fürstenfeldbruck abgezogen. In der Kreisstadt gibt es jetzt lediglich noch eine Außenstelle.

Wegen der engen Verbindung des Instituts mit Fürstenfeldbruck wurde dennoch das Kloster Fürstenfeld als Ort für die Feierlichkeiten auserkoren. Und so stand auch im Anschluss daran der obligatorische Eintrag in das Goldene Buch der Stadt auf dem Programm. (Matthias Gschwind)