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Wurde innerhalb eines Jahres zwei Mal abgeschoben: Ibrahim Miri (46) bei einem Prozess 2018 vor dem Landgericht Bremen
Er wurde In Istanbul von der türkischen Polizei gestoppt und zurückgeschickt

Clan-Chef Miri wollteaus Libanon flüchten

Er kann es nicht lassen.

Istanbul (Türkei) – 111 Tage nach seiner ersten Abschiebung war Ibrahim Miri (46) plötzlich wieder in Deutschland. Vor knapp einer Woche wurde er erneut abgeschoben – und versuchte wieder, nach Deutschland zu gelangen.

Der Clan-Chef probierte am Mittwoch, von Beirut nach Istanbul zu fliegen. Dies berichtet der „Spiegel“. Die türkische Polizei habe ihm jedoch die Einreise verweigert, schickte Miri wieder in den Libanon. Dabei soll er Widerstand geleistet haben, erst im zweiten Anlauf habe die Abschiebung geklappt.

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Foto: BILD, BILD

Die Abschiebung

Miri, der im Laufe seiner Verbrecherkarriere in Deutschland 19-mal rechtskräftig verurteilt wurde, unter anderem wegen bandenmäßigen Drogenhandels, war in der Nacht auf Samstag per Lear-Jet abgeschoben worden. Das Bremer Verwaltungsgericht hatte zuvor seinen Eilantrag gegen die Maßnahme unwiderruflich abgelehnt.

Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) begründete die Abschiebung mitten in der Nacht so: „Es gab begründete Sicherheitsaspekte, ihn jetzt heute so schnell abzuschieben, weil wir Störungen befürchtet haben.“ Gegen 10 Uhr landete die Maschine mit Beamten der Bundespolizei an Bord auf dem Airport in Beirut. Dort übergaben sie den Clan-Chef an die libanesischen Behörden.

Ein Zwischenfall in der Abschiebehaft hatte während der Haftzeit für einigen Wirbel gesorgt. Zwei Männer (50 und 54) hatten Ibrahim Miri am 13. November besuchen wollen. Der 54 Jahre alte Bremer gab ein Taschenmesser bei der Wache ab. Als die Beamten ihn dann durchsuchen wollten, fing er an zu schreien und die Polizisten als „Wichser“, „Arschloch“ oder „Nazis“ zu beschimpfen. Allerdings wurde der Vorfall von den Behörden nicht als Befreiungsversuch des Clan-Chefs gewertet.

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Ein Mannschaftswagen der Polizei in Bremen-Vahr: Auf dem Präsidium im Hintergrund mussten sich Besucher für Ibrahim Miri anmeldenFoto: Sandra Beckefeldt

Miri könne sich im Libanon jetzt frei bewegen. Innensenator Mäurer rechne aber nicht damit, dass sich der Clan-Chef wieder auf die Reise nach Deutschland mache. „Eine Wiedereinreise nach Deutschland wäre für ihn nicht attraktiv, er muss mit einer langen Haftstrafe rechnen – wir haben jetzt ein Problem weniger.“

Der Clan-Chef im Libanon

Allerdings: Dass er wieder nach Deutschland will, obwohl ihm dies untersagt ist, erzählt der Clan-Boss ganz offen: „NDR“ und „Süddeutscher Zeitung“ sagte er in einem Videotelefonat, dass er zurückkehren wolle. Sobald das Geld reiche.

Wo er sich zur Zeit aufhält? Unklar. Ibrahim Miri kam bei seiner ersten Flucht nach Deutschland bei einem Verwandten in der türkischen Hafenstadt Mersin (1,8 Millionen Einwohner) unter. BILD-Reporter trafen den Verwandten in seiner neuen Heimat, er hatte sich 2009 nach einem Mordfall in Bremen in die Türkei abgesetzt.

Er zu BILD: „Nur ein paar Tage nachdem Ibrahim im Libanon war, kam er mit dem Flieger über Adana nach Mersin. Aus dem Libanon hatte er mich angerufen und gesagt, dass man ihn wegen einer Blutrache sucht. Ibrahim gehört zur Familie, natürlich habe ich ihn aufgenommen.“

Der Fall Miri – die Chronologie eines Abschiebe-Krimis

1986: Miri kommt mit 13 nach Deutschland. Sein Asylantrag wird abgelehnt. Weil seine Nationalität unbekannt ist, darf er ­bleiben.

1998: Bremen erteilt eine Ausreiseverfügung. Ohne gültigen Pass kann Miri aber nicht abgeschoben werden. Er wird geduldet.

2014: Miri wird wegen ­bandenmäßigen Drogenhandels zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt.

Juli 2019: Der Libanon nimmt Miri zurück. Ein ­Spezialkommando holt ihn nachts aus dem Bett und setzt ihn ins Flugzeug nach Beirut.

Oktober 2019: Miri besorgt sich einen neuen Pass. Er reist mithilfe von Schleppern illegal nach Deutschland, stellt einen Asylantrag und kommt in Abschiebehaft.

November 2019: Miris Asylantrag wird vom Bremer Verwaltungsgericht abgelehnt. Der Clan-Chef darf sofort abgeschoben werden – und er wird es! Inzwischen befindet sich Miri im Libanon.