UBS: Der talentierte Herr Zhao und seine Millionen-Trades
Mit chinesischen Ramschanleihen hat ein Händler der UBS in Hongkong eine Rekordsumme für die Grossbank verdient. Doch die Trades hätten auch in die andere Richtung gehen können.
Seine Chancen auf den Titel «Mitarbeiter des Jahres» dürften dieses Jahr gut stehen: Kelvin Zhao, ein Trader der Schweizer Grossbank UBS in Hongkong, scheffelte Millionen – genauer gesagt waren es 30 Millionen Dollar, welche das Geldhaus dank seinen Trades verdient hat. Zhao handelt laut einem Artikel des «Wall Street Journals» (Artikel bezahlpflichtig) vornehmlich mit Dollar-Anleihen von chinesischen Schuldnern mit niedriger Bonität, so genannten Junk Bonds.
Und genau dort liegt auch eine Teilursache von Zhaos Erfolg: Die Emissionen von solchen Hochverzinslichen steigen und steigen seit einigen Jahren. Laut der Rating-Agentur Fitch sind nun fast 229 Milliarden Dollar dieser Papiere ausstehend, gegenüber 8,7 Milliarden Dollar Ende 2014.
Siebenstelliger Bonus?
Doch es liegt nicht nur am Markt. Laut Insidern gelte ein jährlicher Ertrag von 8 bis 10 Millionen Dollar für einen einzelnen Trader schon als ziemlich gut. Ein Ertrag von rund 20 Millionen ist äusserst selten und überragend. Von seinen spektakulären 30 Millionen wird Zhao – wie normalerweise üblich – einen ein- bis tief zweistelligen Prozentsatz als Bonus behalten können. Was ist das Geheimnis des Traders?
Das Magazin hat versucht, die Zhaos Erfolgsrezept nachzuzeichnen. Nach der Finanzkrise 2008 war die Liquidität an den asiatischen Anleihemärkten stark gesunken, was bedeutet, dass Anleger Schwierigkeiten haben, grosse Wertpapier-Blöcke schnell zu kaufen oder zu verkaufen.
Lukratives Risiko
Kommt nun jemand wie Zhao mit einem riesigen Risikohunger und ist bereit, als erster Angebote auf Anleihen abzugeben, die in Bewegung geraten und sich besonders für Positionen interessiert, deren Preise sich gerade im Sinkflug befinden, eröffnen sich dadurch viele Chancen.
Und natürlich auch Risiken: Kommt es zu politischen Spannungen oder die Liquidität sinkt noch weiter, könnte Zhao plötzlich auf seinen erstandenen Bonds-Positionen sitzen bleiben oder sich gezwungen sehen, sie mit massivem Abschlag zu veräussern.
Bis 2010 arbeitete Zhao als Distressed Debt Analyst bei Carval Investors für drei Jahre in Singapur und Peking. 2012 wechselte er als Executive Director in den Bereich Asian High-Yield Trading von Goldman Sachs und 2017 in dieselbe Position bei der UBS.