Marburger Frühchen-Prozess

Eltern der kleinen Mia: "Unser Baby wäre fast gestorben"

Marburger-Frühchen-Prozess: Lebenslange Haftstrafe

In der Nachtschicht auf der Frühchen-Station G7 der Marburger Uniklinik hat Elena W. ihren drei kleinen Patienten schwere Betäubungsmittel verabreicht. Die Folge: Muskel-Erschlaffung, Herzstillstand, Koma. Zwei Babys überlebten, ein Kind starb. Am Donnerstag wurde die 30-jährige Ex-Kinderkrankenschwester wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Im Video sprechen wir mit Sarah und Franz M., ihr frühgeborenes Baby wurde von Elena W. heimtüksich vergiftet, doch es überlebte.

"Was ist denn jetzt, es war doch alles gut"

Die kleine Mia kam 2016 auf der Intensivstation der Uniklinik Marburg in Hessen zur Welt, zu früh. Ihre Mama Sarah war da gerade in der 35. Schwangerschaftswoche. Es verlief zunächst alles gut. Schon in der ersten Woche war Mia auf dem Weg der Besserung. Sarah und Franz freuten sich, dass sie ihre Tochter bald mit nach Hause nehmen können.

Doch dann der Schock: Der kleinen Mia ging es plötzlich schlecht. Es herrschte Aufruhr in der Klinik. "Keiner weiß, was los ist. Du siehst dein Kind, da ist der eine Arzt, da der andere", erzählt Sarah im Video. "Was ist denn jetzt, es war doch alles gut", dachte die junge Mutter in dem Moment.

Motiv von Krankenschwester Elena W.: Profilierungssucht

Doch es war nichts gut. Kinderkrankenschwester Elena W., die sich eigentlich um das Frühchen kümmern sollte, hatte dem Baby zuvor absichtlich ein Betäubungsmittel verabreicht und es damit fast getötet. Das weiß zu dem Zeitpunkt aber noch niemand. Die jungen Eltern bangten um das Leben ihres Kindes. "Wir saßen vor diesem Brutkasten und haben gehofft und gebetet, nun mach doch die Augen auf", erinnert sich Sarah.

Was wirklich passiert ist, erfahren die Eltern erst vor dem Marburger Landgericht im Detail. In ihrer Nachtschicht hatte Elena W. der kleinen Mia und zwei weiteren Babys schwere Betäubungsmittel verabreicht. Sie schreckte auch nicht davor zurück, die Dosis immer weiter zu erhöhen. Ihr Motiv: Geltungssucht.

Der Richter beschreibt sie als Narzisstin, die sich auf perfide Art ins Rampenlicht drängte. Sie habe "bewusst russisches Roulette mit dem Leben des Kindes gespielt", sagte er vor Gericht. Die Angeklagte habe sich von den Taten eine "Reanimationssituation" erhofft, in der sie sich als exzellente Krankenschwester hätte profilieren können.

"Es war schon schwer, mit den Tränen zu kämpfen"

Elena W. hatte während des zehn Monate dauernden Prozesses zu den Vorwürfen geschwiegen. Weil die Gerichtsmedizin keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Medikament und dem Tod des Kindes feststellen konnte, wurde die sie nur wegen Mordversuchs angeklagt.

Mias Vater Franz konnte der Angeklagten im Gerichtssaal kaum in die Augen schauen. "Es war schon schwer, mit den Tränen zu kämpfen und auch zu versuchen, ruhig zu bleiben, während du der Angeklagten gegenübersitzt", sagt er. Für das junge Paar gibt es keine gerechte Strafe. Sie hoffen nur, dass Mia keine bleibenden Schäden davonträgt.