Verantwortlich sollen Ämter ruhen lassen
AWO-Bundesverband fordert Konsequenzen in Frankfurt
Der Druck auf die Verantwortlichen der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Frankfurt wächst. Jetzt geht auch der Bundesverband auf Distanz und fordert Konsequenzen. Doch der Frankfurter Vorstand stellt sich quer.
Nach den Vorwürfen gegen die Frankfurter Arbeiterwohlfahrt (AWO) fordert der Bundesverband in Berlin Konsequenzen. "Der AWO-Bundesverband wird nicht zulassen, dass die gute Arbeit der vielen Ehrenamtlichen in den Ortsvereinen der AWO in Frankfurt gefährdet wird und die AWO insgesamt in Verruf gerät", teilte Vorstandsvorsitzender Wolfgang Stadler am Freitag mit.
"Wir erwarten eine vollständige Aufklärung aller öffentlich gewordener Vorwürfe gegenüber den Ortsvereinen und der Öffentlichkeit", heißt es weiter. Der AWO-Bundesverband fordert den Kreisverband Frankfurt auf, kurzfristig eine außerordentliche Kreiskonferenz einzuberufen." Die beteiligten Mandatsträger des Kreisverbandes müssen ihre Ämter ruhen lassen, damit eine unbeeinflusste Aufklärung erfolgt", lautet eine zentrale Forderung.
"Unterbrechung wäre kontraproduktiv"
Der Vorstand des Frankfurter AWO-Verbands kündigte derweil an, der Forderung aus Berlin nicht zu folgen. Das Eingreifen des Bundesvorstandes sei "nicht hilfreich". Im Rahmen der "Transparenzoffensive sind alle Verantwortlichen mit der Aufarbeitung aller Vorwürfe und Fragen beschäftigt", schreibt der Verband in einer Mitteilung vom Freitag. Und weiter: "Eine Unterbrechung dieses Prozesses wäre kontraproduktiv."
Der Verband habe die Ortsvereinsvorsitzenden und die Delegierten schon zu einer außerordentlichen Sitzung des Kreisausschusses eingeladen, um über den aktuellen Stand zu berichten. Dazu sei auch der Bundesverband herzlich eingeladen. Im ersten Quartal 2020 wolle man dann regulär einen neuen Vorstand wählen.
Krisensitzung am Dienstag
Die Arbeiterwohlfahrt hat bundesweit mehr als 300.000 Mitglieder. Anweisen kann der Bundesverband den Kreisverband nicht. Die AWO ist dezentral organisiert, der Kreisverband eigenständig.
Schon am Donnerstag hatte der Frankfurter Ortsverein Nied als mitgliederstärkster AWO-Verein in Frankfurt die gleichen Forderungen wie der Bundesverband gestellt: Aufklärung. Ruhenlassen der Posten und eine Sondersitzung des Kreisausschuss. Zu dieser Sondersitzung mit Delegierten aller Ortsvereine ging am Freitag dann auch eine Einladung heraus: Sie soll kommenden Dienstag stattfinden.
Vorwurf: Untreue und Günstlingswirtschaft
Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Verantwortliche des Kreisverbands Frankfurt wegen des Verdachts des Betruges und der Untreue mit Geldern der Stadt. Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) steht zudem in der Kritik, weil seine damalige Lebensgefährtin und heutige Ehefrau als Leiterin einer AWO-Kita hr-Recherchen zufolge einen Dienstwagen und ein Gehalt bezogen haben soll, das deutlich über dem von Kollegen in vergleichbaren Positionen lag.
Zwei junge SPD-Politiker kamen ungewöhnlich rasch auf Spitzenposten mit bis zu 100.000 Euro Jahresgehalt samt Dienstagen. Beide verfügten bei der Einstellung über wenig Berufserfahrung, beide waren als Studenten eingeschrieben.
Sendung: hr-iNFO, 29.11.2019, 15.40 Uhr