Alle unter einem Dach
Werner-Haus soll soziokulturelles Zentrum werden - Von Dennis Bartz
by Dennis BartzRotenburg. „Wir meinen es durchaus ernst“, betonen Vorsitzender Ole Asmussen, Thomas Riemer und Kassenwart Bernd Braumüller vom neu gegründeten Verein „Soziokulturelles Zentrum e. V.“ in der Presserunde, wohl wissend, dass ihre Idee noch viele Fragezeichen und eine finanzielle Hürde im siebenstelligen Bereich hat. „So teuer wird es bestimmt, das Werner-Haus zu kaufen und für unsere Zwecke umzubauen“, rechnet Braumüller vor. Jedoch: „Es ist zu reizvoll, um es nicht zu probieren“, stellt Asmussen klar. Braumüller warnt vor zu großer Euphorie: „Es kann sein, dass wir am Ende zu dem Schluss kommen, dass sich das Projekt nicht trägt.“
Der Verein hat ein Jahr Zeit, um die Rahmenbedingungen abzuklopfen und zu klären, welche Finanzierungsmöglichkeiten es gibt. „Wir werden in dieser Zeit nicht anderweitig aktiv und warten stattdessen gespannt darauf, was der Verein vorhat“, so Rüdiger Wollschläger von den Rotenburger Werken. In diesem Zeitraum soll auch der Wert des Werner-Hauses ermittelt werden. „Wir haben bislang noch nicht über Zahlen gesprochen“, so Wollschläger.
Das Werner-Haus hat insgesamt 52 Zimmer und stammt aus dem Jahr 1913. Es wurde zuletzt um die Jahrtausendwende umfassend saniert. Ursprünglich waren dort Wohngruppen untergebracht. „Darin hatten früher sehr viele Menschen mit Behinderung gelebt. Es war nicht unser Lieblingshaus, denn die Standards waren nicht die besten und das Werner-Haus hatte deshalb nicht immer einen guten Ruf“, erinnert sich Wollschläger. Derzeit werde es nur noch als Ausweichquartier genutzt.
„Ökologisch, ökonomisch, sozial und nachhaltig“, soll das Zentrum werden, betont Asmussen. Doch dafür seien zahlreiche Umbauarbeiten notwendig. „Es muss statisch etwas gemacht werden. Aber auch Schallschutz und andere Emissionen sind ein Thema, mit dem wir uns beschäftigen werden“, erklärt Braumüller.
Was das inhaltliche Konzept betrifft, sprudeln die Verantwortlichen vor Ideen. Der Verein Villa Rotenburg soll darin mit einem Konzertraum genauso Platz finden wie das Stadtkino der Kir mit einem Saal. Nach etwa zwölf Jahren als Gast in der Aula der Stadtschule soll das Stadtkino damit ein festes Zuhause bekommen, der Kinosaal soll etwa 60 Sitzplätze bieten. Der zeitintensive Aufwand der ehrenamtlichen Helfer für den Aufbau des Mobiliars würde somit entfallen, so Riemer.
Der Konzertraum, der vorrangig von Villa Rotenburg für unkommerzielle Livekonzerte verschiedenster Musikstile genutzt werden soll, bekommt einen Platz im Keller. Multifunktional soll der Raum auch als Diskothek und für andere Tanzveranstaltungen genutzt werden. Dort könnten außerdem Kleinkunstveranstaltungen, Lesungen, Workshops sowie Informationsabende mit anschließender Diskussion stattfinden, zählen die Verantwortlichen auf. Weiterhin soll das Werner-Haus für kleine Chöre, Musik- und Theaterensembles die entsprechende Infrastruktur bieten. Ateliers, Studios und Werkräume für verschiedene Formen künstlerischen Schaffens sollen vorgehalten werden.
Weitere Räume sind für Gruppen aus dem Bereich des Umweltschutzes vorgesehen, „um auf diese Weise die Bildung im Umweltschutz zu fördern sowie nachhaltig umweltbewusste Konzepte zu etablieren und umzusetzen“, so Asmussen. Für den Bereich Gesundheit könne ein multifunktioneller Sportraum für Sportangebote und aktive Gesundheitsförderung entstehen.
Eine wichtige Einnahmequelle sollen günstige Wohnungen für Jung und Alt werden, im besten Fall Clusterwohnungen, eine Kreuzung aus Wohngemeinschaft und Kleinwohnung. Start-ups könnten sich zudem Büros und Arbeitsplätze in Co-Working-Spaces teilen. Des Weiteren wollen Asmussen und seine Vorstandskollegen möglichst viele Vereine und Gruppen wie die VHS und den Rotenburger Bürgerbus unter dem Dach des Werner-Hauses vereinen. Ein Jugendtreff und ein Café beziehungsweise Bistro sind ebenfalls fest eingeplant.
10.000 Euro hat die Stadt Rotenburg im Haushaltsplan für 2020 eingestellt, um die Planungen zu unterstützen. Der Verein möchte alle denkbaren Fördertöpfe nutzen, beispielsweise für nachhaltige Renovierung, Städtebauförderung und Quartiersentwicklung. Aber auch Crowdfunding und die Idee, eine Genossenschaft zu gründen und deren Anteile zu verkaufen, sollen helfen, die Finanzierung zu ermöglichen. Bürgermeister Weber erklärt, es sei wichtig, auch langfristig die Wirtschaftlichkeit zu sichern. Er baut dafür auch auf eine Initiative der SPD in Niedersachsen, die Kultur- und Begegnungsstätten in Mittelzentren unterstützt.
• Der Vereins Soziokulturelles Zentrum sucht Ideengeber und potenzielle Mieter. Interessierte melden sich per E-Mail an info@kultur-rotenburg.de. Auf www.kultur-rotenburg.de gibt es regelmäßig Aktuelles über die weiteren Planungen.