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Vor Weihnachten brummt der Handel.© picture alliance/dpa
Gastwirtschaft

Schluss mit der Abzocke

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Der Gesetzentwurf zur Regulierung der Geldeintreiber fällt viel zu schwach aus. Die Bundesregierung muss nachbessern.

Vor Weihnachten brummt der Handel. Viele Menschen kaufen Geschenke. Schnell passiert es dann im Trubel, dass eine Rechnung vergessen wird.

In dem Fall kann ein Unternehmen, das auf den Zahlungseingang wartet, einen Inkassodienstleister beauftragen, die Forderung einzutreiben. Und das passiert ziemlich oft: Fast sechs Millionen Menschen waren schon mit Inkasso konfrontiert.

Unabhängig davon wie hoch die unbezahlte Rechnung ist – mögen es nur ein paar Euro sein – verlangen Inkassodienstleister dann häufig gut 70 Euro. Und das zum Teil für ein einfaches Schreiben nach dem Motto: „Hallo, wir sind mit der Inkassodienstleistung beauftragt. Wir sind jetzt für das Eintreiben der Schuld zuständig. Zahle, sonst passiert dies und jenes.“

So etwas kann in Zeiten der Digitalisierung eigentlich nicht so aufwendig sein, dass solche Kosten gerechtfertigt wären.

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Gerhard Schick ist Vorstand der gemeinnützigen Bürgerbewegung Finanzwende e.V.© Privat

An der Stelle mag mancher geneigt sein zu denken: Die Inkassodienstleister können verlangen, was sie wollen. Doch die Sache liegt anders: Denn der Zahlungspflichtige hatte nie die Chance, mit dem Inkassounternehmen über die Kosten zu verhandeln. Diese werden nur zwischen dem Gläubiger und der Inkassofirma ausgemacht. Deswegen sieht unser Rechtssystem zum Schutz der Verbraucher Regeln vor, allerdings viel zu schwache.

Die Bundesregierung hat nun einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der für deutliche Verbesserungen sorgen soll. Dies war bereits 2013 bei der letzten Reform das Ziel. Doch es steht zu befürchten, dass dieser Plan erneut scheitert. So soll es einen stärkeren Deckel für die Kosten geben, aber dieser Deckel ist für viele Fälle zu hoch und hat große Löcher. Auch unseriöses Inkasso wird man ohne die notwendige Zentralisierung der Aufsicht nicht in den Griff bekommen. Immerhin waren 20 Prozent der Inkassoforderungen laut Inkasso-Check der Verbraucherzentrale komplett unberechtigt.

Natürlich sind Schulden möglichst zu begleichen, keine Diskussion. Es ist auch in Ordnung, dass sich kleine Betriebe Unterstützung holen, wenn jemand die Rechnung nicht zahlt. Aber es muss Schluss sein mit Geschäftspraktiken beim Inkasso, die Menschen schikanieren und deutlich über Gebühr belasten. Die Bundesregierung muss nachbessern.