Experten geben Rat: Dax-Rekord noch vor Weihnachten? Was Anleger jetzt wissen müssen
by FOCUS OnlineKommt das Beste dieses Jahr wirklich zum Schluss? Der Dax ist einem neuen Rekord so nah wie seit anderthalb Jahren nicht mehr. Börsenprofis erklären, was Anleger jetzt wissen müssen.
13.000, 13.100, 13.200 Punkte! Mit solchen Dax-Ständen haben noch zu Jahresanfang wohl die wenigsten Anleger gerechnet. Alles, was im Börsenjahr 2018 schief gelaufen ist, hat 2019 wieder gutgemacht. Was für ein wirklich grandioses Jahr für den deutschen Aktienmarkt noch fehlt – und was die US-Börsen voraushaben –, ist ein neuer Rekord.
Der MDax als Index mittelgroßer Werte hat das in dieser Woche bei 27.636 Punkten geschafft, doch beim Dax fehlen, vom Jahreshoch aus gerechnet, noch rund 300 Punkte, oder etwa 2,3 Prozent. Nach Auffassung einiger Experten stehen die Chancen nicht schlecht, dass der Dax diese Differenz bis Weihnachten überbrückt - und mehr.
Gute Chancen auf einen neuen Rekord
„Ein Dax von 14.000 Punkten bis Weihnachten ist durchaus möglich“, meint beispielsweise Frank Wieser, Geschäftsführer bei PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf. Laut Wieser ist der Dax auf einem guten Weg zu einem neuen Rekord, weil sich institutionelle Investoren nach dem Durchbrechen alter Marken nun mit Papieren eindecken.
DAX
13.284,92 Pkt.
+39,34 (+0,30%)
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Zurückhaltender, aber dennoch optimistisch ist auch Portfoliomanager Harald Kärcher von Eberhardt & Cie. Vermögensverwaltung: „Bis zum Jahresende scheint ein weiteres Jahreshoch, welches dann auch das All-Time-High sein könnte, wahrscheinlich.“ Realistisch erscheint Kärcher ein Dax-Stand von 13.500 Punkten zum Jahresende.
Skeptischer sind unterdessen Uwe Eilers von der Frankfurter Vermögen AG sowie Thomas Wüst, Geschäftsführer bei ValorVest. Eilers weist darauf hin, dass eine Lösung des Handelskonflikts zwischen den USA und China schon eingepreist sei, und eher die Neigung zu Gewinnmitnahmen zunehme. Auch Wüst sieht in den neuen Spannungen zwischen den USA und China, etwa wegen der Lage in Hongkong, einen Stolperstein für die Jahresendrally.
Drin und dran bleiben
Trotzdem sind sich die Experten einig: Wer schon investiert ist, sollte am Ball bleiben – auch, wenn der Rekord kommt. „In diesem Jahr sind fast alle Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt worden“, sagt Wieser und merkt an, dass die Belastungsfaktoren mehr und mehr an Kraft verloren hätten, während etwa Brexit und Handelskrieg fast nur noch positiv überraschen könnten und das Wachstum letztlich doch nicht so schlecht wie befürchtet sei.
Laut Wieser „spricht das eher für weiter steigende Kurse“. Anlegern sollte aber bewusst sein, dass die Kurse durchaus auch mal schwanken können, bis sich das weltweite Wachstum stabilisiert, so Wieser - „Am besten dürften die Anleger liegen, die ,mit angezogener Handbremse' investieren – dabei sein ja, aber nicht übergewichtet investieren.“
Auch Börsenprofi Wüst geht davon aus, dass sich die bestehenden Unsicherheitsfaktoren für die Konjunktur im kommenden Jahr ausbalancieren werden, und „dadurch neue, positive Impulse resultieren, die zu einer Auflösung des Investitionsstaus führen können“. Heißt: Anleger, die schon im Markt sind, können dort auch bleiben.
Laut Eilers und Kärcher schade es aber auch nicht, das Portfolio noch einmal mit der persönlichen Risikobereitschaft abzugleichen. „Gegebenenfalls kann durch stark gestiegene Aktienkurse eine Reduzierung der Bestände sinnvoll oder erforderlich sein“, sagt Kärcher, während Eilers zu Gewinnmitnahmen zumindest bei den Unternehmen rät, die strukturellen Problemen ausgesetzt sind oder relativ hoch bewertet sind.
Positionen sukzessive aufbauen
Wenngleich die Profis noch genügend Rückenwind aus der Wirtschaft und von der Nullzinspolitik der EZB für die Dax-Hausse – und beileibe keine Spekulationsblase hierzulande – sehen, müssen Anleger trotzdem auf kleinere Kurskorrekturen eingestellt sein. Laut Kärcher sollten deshalb „auf aktuellem Niveau lediglich ein sukzessiver Aufbau der Aktienpositionen erfolgen“. Dann nämlich sie noch genügend Liquidität da, „um Rückschläge für Nachkäufe nutzen zu können.“
Wer bislang an der Seitenlinie stand, für den gilt: „Nicht investierte Anleger sollten unabhängig von dem aktuellen Stand der Märkte den Mut haben, wenigstens einen Teil der freien Liquidität am Aktienmarkt zu investieren“, rät etwa Experte Eilers.
Dem pflichten die übrigen Profis zu: „Attraktive Dividendenrenditen, sowie im Wesentlichen noch fair bewertete Aktien, sprechen für einen sukzessiven Aufbau dieser Anlageklasse“, meint Kärcher, während Wieser anmerkt, dass es in den vergangenen Jahre das größte Risiko an den Börsen war, eben nicht investiert gewesen zu sein. Und: „Stark im Preis gestiegene Immobilien und negativ verzinste Anleihen sind keine wirkliche Alternative zu einer dividendenstarken Aktie.“
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