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Telefónica-Konzernchef José María Álvarez-Pallete(Bild: Telefónica)

Telefónica konzentriert sich auf Deutschland und Europa

Die Expansion in Lateinamerika kostete die spanische Telefónica über 100 Milliarden US-Dollar. Doch das soll fast alles weg. Neue Schwerpunkte sind Spanien, Großbritannien, Deutschland und Brasilien.

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Telefónica hat angekündigt, ihre Netze in Lateinamerika bis auf Brasilien in ein neues Unternehmen auszugründen und möglicherweise zu verkaufen. Konzernchef José María Álvarez-Pallete sagte der Financial Times, die Änderung sei auf die Überzeugung zurückzuführen, dass die Zeit für die "traditionelle Formel" in der Telekommunikation abgelaufen sei - der Verkauf von Smartphones und Verträgen an Millionen von Kunden. Das Unternehmen plant, sich auf Spanien, Großbritannien, Deutschland und Brasilien zu konzentrieren, wo es mehrfach versucht hat, die O2-Netze zu verkaufen, auf die rund 76 Prozent seines Umsatzes entfallen.

Das viertgrößte Telekommunikationsunternehmen Europas mit mehr als 300 Millionen Kunden kämpft um ein solides Gewinnwachstum. Die Aktie, die 2019 ihren tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahrzehnten erreichte, hat in diesem Jahr neun Prozent an Wert verloren. Die Bruttoverschuldung des Unternehmens belief sich Ende September auf 57 Milliarden Euro.

Telefónica hatte mehr als 100 Milliarden US-Dollar für die Expansion in Lateinamerika ausgegeben, aber das Geschäft machte nur ein Viertel des Umsatzes des spanischen Konzerns aus. Das Unternehmen übernahm dennoch im Jahr 2004 die südamerikanischen Aktivitäten von Bellsouth im Wert von 9,5 Milliarden US-Dollar und überbot den mexikanischen Milliardär Carlos Slim. Der lateinamerikanische Geschäftsbereich sollte mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes der Telefónica erreichen.

Der Verkauf läuft bereits: Telefónica hat in diesem Jahr Netze in Guatemala und El Salvador an Slims America Movil und in Panama, Costa Rica und Nicaragua an Millicom verkauft. Die verbleibenden Unternehmen, die große Märkte wie Chile, Mexiko, Argentinien und Kolumbien abdecken, werden mit rund 11 Milliarden Euro bewertet, könnten laut Analysten jedoch bis zu 14 Milliarden Euro erzielen.