Polizei servierte ihm Hamburger
So lief die Vernehmungdes Todespflegers
Wie die Ermittler Grzegorz W. auf die Schliche kamen
by KARL KEIMMünchen – Grzegorz W. (38) soll als Todespfleger sechs Menschen in ganz Deutschland totgespritzt haben!
Seit Dienstag muss er sich wegen sechsfachen Mordes und dreifachen versuchten Mordes vor dem Landgericht München I verantworten. Laut Staatsanwaltschaft spritzte der Pole seine pflegebedürftigen Patienten an verschiedenen Tatorten in Deutschland Insulin, das als Überdosis tödlich sein kann.
So lief die Vernehmung
Freitag sagte der zuständige Sachbearbeiter der Mordkommission (K 11) München vor Gericht aus. Der 40-jährige Kriminalhauptkommissar über die Nacht, in der Franz W. (✝︎ 83) aus Ottobrunn bei München sterben musste: „Der Angeklagte hat uns erzählt, wie die Arbeit war. Er habe die ganze Nacht über Franz W. gewacht und musste achtmal aufstehen.“ Dazu soll die ganze Zeit der Fernseher gelaufen sein und das Licht sei dauerhaft an gewesen. Im Verhör gab Grzegorz W. dann an, er sei nur kurz eingenickt und dann sofort angeschrien worden von Franz W.: „Nicht einschlafen, mit mir Fernsehen gucken!“
„Das stelle ich mir total schlimm vor, wenn man die ganze Nacht nicht zur Ruhe kommt“, so der Ermittler.
Goldene Uhr fehlte
Der Mordermittler: „Der Angeklagte sagt dann, er sei wieder eingenickt und beim Aufstehen habe er festgestellt, dass Herr W. tot sei. Er hat dann den Notknopf gedrückt und nicht den Notruf gewählt.“
Während des Verhörs kam dann ein Ermittler des K 12 (Todesermittlungen) und teilte mit, dass eine goldene Uhr fehlen würde. „Wir wollten dann seine Sachen durchsuchen, um ihn als Beschuldigten auszuschließen. Damit war er einverstanden, aber nur, wenn er mit dabei sein dürfe.“
Der Ermittler weiter: „Er streckte mir die Geldbörse hin, um mir zu zeigen, dass da keine goldene Uhr ist.“ Doch der Kollege vom K 12 fand in W.s Koffern eine Spritze und fragte: „Was is’n des?“ W. antwortete, das sei seine Insulin-Spritze, weil er seit zwei Monaten Diabetes habe.
Die Kripo-Leute waren alarmiert, weil es einen ähnlichen Todesfall mit auffälligen Blutzucker-Werten in Weilheim gab. Sofort riefen sie ihren zuständigen Kollegen in Weilheim an.
In der Geldbörse fand der Mordermittler dann über 1000 Euro Bargeld, EC-Karten und PIN-Nummern des Todesopfers. W.s Reaktion: „Er fing massiv an zu schwitzen, sein Kopf war gerötet, Schweißperlen liefen runter und er setzte sich“, so der Kriminalhauptkommissar.
Die Ermittler wollten genau wissen, was in der Nacht mit Franz W. passiert sei. „Ich habe ihn weder geschlagen, noch mit einem Messer gestochen. Ich habe diese Person nicht umgebracht“, sagte der Hilfspfleger bei seiner Vernehmung.
„Auf Fragen, was zu viel Insulin mit dem Körper mache, antwortete der Pole ausweichend“, sagt der Mordermittler. Der Angeklagte sagte, er sei kein Arzt, aber Insulin „führt zu Schläfrigkeit“.
Das Obduktions-Ergebnis ergab: Franz W. hatte einen geringen Blutzuckerspiegel, der nicht mit seinem Krankheitsbild vereinbar ist. Plötzlich wurde aus der Zeugen- eine Beschuldigtenvernehmung!
Burger von McDonald’s
Der Ermittler: „Herr W. sagte uns dann: ,Sie wollen mich in die Ecke drängen. Sie wollen, dass ich etwas gestehe, was ich nicht getan habe.‘ Weiter sagte er, er habe keine Spritzen verabreicht.“
Verblüfft war der Mordermittler dann, als der Hilfspfleger dann medizinisch untersucht wurde. „Uns wurde gesagt, er habe nur einen Zahn. Da hab ich mich gefragt, wie das sein kann. Er hat doch zwei Hamburger von McDonald's beim Verhör bekommen und gegessen.“
Der letzte Verhandlungstag ist für den 28. Mai 2020 angesetzt. Dem Todespfleger droht eine lebenslange Freiheitsstrafe.