Griezmann-Rückkehr: Vom Paulus zum Saulus?
by Matthias RudolphFünf Jahre schnürte Antoine Griezmann seine Schuhe für Atlético Madrid. Der Franzose wurde bei den Rojiblancis zum Weltmeister und zum Liebling der Fans. Doch nach seinem Wechsel zum Konkurrenten aus Barcelona könnte alles anders sein.
Antoine Griezmann ohne Emotionen gibt es nicht. Der französische Nationalspieler genießt das Rampenlicht, inszeniert sich gerne selbst und feiert seine Tore ausgiebig. Aber Griezmann ist auch einer, der sich viele Gedanken macht – und der gerne gemocht werden will.
In Barcelona hat er seinen Platz im Mannschaftsgefüge noch nicht ganz gefunden. Dies und auch die ungewohnte Rolle auf der linken Außenbahn verhindern bislang, dass er sein Leistungslimit im Dress der Blaugrana erreicht. Bei Atlético war das anders.
Dort war Griezmann gesetzt, das Spiel auf ihn zugeschnitten. Und die Fans lagen ihm zu Füßen. Für den Angreifer war es deshalb auch nie ein Thema, zum Stadtrivalen Real zu wechseln. Derart vor den Kopf stoßen wollte er die treuen Anhänger der Rojiblancos nicht. Doch auch den Transfer zu Barça nahmen ihm viele Atletí-Fans übel. Zumal die Katalanen sich wohl schon im vergangenen März mit dem 28-Jährigen geeinigt hatten. Der Deal ging offiziell dann aber erst über die Bühne, als die festgeschriebene Ablöse von 200 auf 120 Millionen Euro gefallen war.
Rückkehr ins alte Wohnzimmer
Wie das Wanda Metropolitano im Kollektiv zum einstigen Torjäger und Publikumsliebing steht, wird sich nun am Sonntag (21 Uhr) zeigen. Dann kommt Griezmann mit Barça erstmals zum Auswärtsspiel nach Madrid. Obendrein ein richtungsweisendes Spiel in Hinblick auf das Meisterrennen.
Wie es wohl sein wird, den Franzosen in einem anderen Trikot auf dem Rasen zu sehen? „Es wird ein bisschen komisch sein“, ist sich Ex-Teamkollege Jan Oblak sicher. „Er war fünf Jahre an meiner Seite, aber er hat sich dann entschieden zu gehen“, sieht es der Keeper aber eher diplomatisch.
Bei den Atlético-Fans wird die Gefühlslage wohl eine andere sein. Es wäre keine Überraschung, wenn sie Griezmann am Sonntag mit Pfiffen empfangen. Wer den Weltmeister kennt, der weiß, dass dies nicht spurlos an ihm vorübergehen würde. Denn einen Griezmann ohne Emotionen gibt es nicht.