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Gitarrist Christoph „Lupus“ Lindemann von der Berliner Band KadavarFoto: Marcus Flesch
Kadavar in Köln

Aufgewärmt schmeckt in diesem Fall besser

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Köln - Rock im Stil der sechziger und siebziger Jahre erlebt seit einigen Jahren ein lebhaftes und durchaus interessantes Comeback. Vor allem aus Schweden kommend schwappt eine große Welle sogenannter Retrorock-Bands über den Kontinent. Sie sprechen ein erstaunlich junges Publikum an, das Gefallen an der Musikrichtung der Väter oder gar Großväter findet. So auch in der Essigfabrik am späten Donnerstagabend. Vom Teenager bis zum ergrauten Rocker in Metal-Kutte waren alle Altersstufen vertreten.

Das Berliner Trio Kadavar hat sich in den letzten Jahren einen festen Platz zwischen der skandinavischen Übermacht erspielt. Anfänglich aus Geldnot kleidete sich die Gruppe in Second-Hand-Läden ein. Inzwischen ist es ein Markenzeichen von Bandgründer Christoph Bartelt, genannt „Tiger“, und seinen Kollegen. Bereits fünf Studioalben haben Kadavar seit dem Debüt 2012 veröffentlicht, das letzte im Oktober: „For The Dead Travel Fast“ landete immerhin auf Platz 8 der deutschen Albumcharts. Dabei legt die Formation großen Wert auf Authentizität. Die Aufnahmen finden wie in der Blütezeit ihres Musikstils noch analog statt.

Kadavar in Köln: Ein beinahe ekstatisches Spiel

Beim Auftritt in Köln gelang es der Band mit großer Spielfreude das Publikum vom ersten Song „The End“ an mitzureißen. Die ganz coolen nickten im Takt mit den Köpfen, während die besonders Begeisterungsfähigen ausgelassen tanzten. Anders als bei den meisten anderen Musikgruppen stand das Schlagzeug von Bartelt auf einem kleinen Podest direkt am Bühnenrand.

Gitarrist Christoph „Lupus“ Lindemann und Bassist Simon „Dragon“ Bouteloup rahmten ihren Taktgeber ein. Vor allem der Franzose Bouteloup fiel durch sein beinahe ekstatisches Spiel auf. Er tänzelte wie ein Turniertänzer auf den Zehenspitzen vor und zurück, bleckte furchterregend die Zähne und sprang immer wieder zu Bartelt auf das Podest.

In hoher Schlagzahl, kaum unterbrochen durch knappe Ansagen Lindemanns, folgte Song auf Song. Nach gut 80 Minuten verabschiedete sich der Frontmann von den Fans, kündigte aber noch zwei Nummern an. Mit „All Our Thoughts“ und „Come Back Life“ lieferten Kadavar einen fulminanten Endspurt. Als das Licht im Saal anging war es, als hätte man auf der Party im schönsten Moment den Stecker gezogen. Retrorock wird gerne als einfallsloses servieren alter Kost verspottet. Das aufgewärmt manchmal besser schmeckt ist aber auch keine neue Erkenntnis und Kadavar lieferten den Beweis dafür.