Rassismus "macht mir Angst"
Nationalspielerin verlässt Juve vorzeitig
by n-tv NACHRICHTENDie englische Fußball-Nationalspielerin Eniola Aluko verlässt Juventus Turin vorzeitig - und gibt als Mitgrund dafür Rassismus an. In einer Kolumne für eine englische Tageszeitung stellt sie der Stadt und dem italienischen Fußball ein verheerendes Zeugnis aus.
Die 102-malige englische Fußball-Nationalspielerin Eniola Aluko verlässt ein halbes Jahr vor Ablauf ihres Vertrags den italienischen Meister Juventus Turin und hat als einen Grund dafür auch Rassismus genannt. "Die letzten sechs Monate waren sehr schwierig. Manchmal fühlt es sich an, als sei Turin in Sachen kultureller Offenheit ein paar Jahrzehnte zurück", schrieb Aluko in einem Gastbeitrag für die englische Tageszeitung "Guardian": "Ich habe es satt, in einen Laden zu gehen und mich zu fühlen, als würde der Besitzer erwarten, dass ich ihn gleich beraube. Zu oft hat man mich am Flughafen so behandelt, als wäre ich der Drogendealer Pablo Escobar."
Bei ihren Spielen habe Aluko, die mit Juve in der vergangenen Saison das Double gewann, keine rassistischen Beleidigungen erlebt. Allerdings erklärte die in Nigeria geborene 32-Jährige, der italienische Fußball habe ein Rassismus-Problem. Aluko bemängelte, dass Klubpräsidenten und Tifosi Rassismus als Teil der "Fankultur" betrachteten - "Das macht mir Angst."
In Italien gibt es seit Jahren Probleme mit rassistischen Fans. Anfang September hatten Beleidigungen gegen den belgischen Nationalstürmer Romelu Lukaku von Inter Mailand durch Anhänger von Cagliari Calcio für Aufregung gesorgt. Auch der frühere italienische Nationalspieler Mario Balotelli wurde Opfer rassistischer Anfeindungen.
Aluko, die ein Jura-Studium absolviert hat und nach ihrer Karriere als Anwältin arbeiten will, stand bereits im Skandal um den 2017 entlassenen englischen Frauen-Nationaltrainer Mark Sampson im Mittelpunkt. Sampson, der England 2015 zu WM-Bronze geführt hatte, war vom englischen Fußball-Verband FA wegen "unangemessenem und inakzeptablem Verhalten" gefeuert worden. Laut Aluko habe Sampson ihr 2014 gesagt, sie möge sicherstellen, dass ihre Verwandten aus Nigeria bei einem Stadionbesuch in Wembley kein Ebola verbreiten.