Spenden nachhaltig investiert

Mozambik – Taxi rettet Leben

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Dank Entwicklungshilfe bauen sich Taxifahrer eine Existenz auf und transportieren im Gegenzug schwangere Frauen umsonst ins Spital.

Die Provinz Cabo Delgado gehört zu den ärmsten Regionen im südostafrikanischen Land Mozambik. Hochschwangere Frauen stehen in der Regel vor der Herausforderung, zu Fuss zur Entbindung ins nächstgelegene Gesundheitszentrum oder Spital gehen zu müssen, da Autos oder Motorräder weitgehend fehlen oder eine Fahrt für sie unerschwinglich ist. Oder Männer vom Dorf tragen sie auf einem Bett die mehrere Kilometer lange Strecke. Regelmässig kommt es dabei zu Geburten im offenen Gelände. Dabei sterben immer wieder Frauen und ihre Neugeborenen.

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Ratima Mariu, fünf Kinder, Marilene, Provinz Cabo Delgado
«Bei meinen ersten vier Geburten musste ich noch zu Fuss ins Spital.»SRF / Jürg Oehninger
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Juanita Valer (27), Marilene, Provinz Cabo Delgado
«Vor drei Tagen hatte ich einen Kaiserschnitt im Spital. Mit der Motoambulanz ging der Transport zum Glück schnell.»SRF / Jürg Oehninger

Welche Hilfe hilft?

«Okhalihera», ein Notfalltaxidienst mit TucTucs - dreirädrige Motorräder mit einer Plache überdachte Ladefläche und Bahre - schliesst die Lücken zwischen den Dörfern und den Gesundheitszentren. Hinter der Idee steht das Schweizer Hilfswerk SolidarMed. SolidarMed leistet Hilfe bei der medizinischen Grundversorgung von rund 2,5 Millionen Menschen in fünf verschiedenen Ländern in Afrika, darunter auch Mozambik. SolidarMed arbeitet in diesem Projekt eng mit der ETH Lausanne zusammen.

Finanziert wird das Projekt durch einen Innovationsfond der «Glückskette», der seit 2018 besteht. Für innovative Hilfsprojekte typisch, ist die Zusammenarbeit von Hilfswerken mit Hochschulen, teilweise mit anderen NGO's oder auch mit der Wirtschaft. In einer globalisierten Welt ist das Zusammenspannen, das Zuammenfügen von Know How und Ressourcen von grosser Bedeutung.

Dass der schwache Staat Mozambik ein Notfalltaxi unterhält, ist illusorisch. Deshalb ist der kleine private Sektor mit unternehmerischer Initiative der erfolgversprechende Weg.Barbara Kruspan
Länderverantwortliche für SolidarMed in Mozambik

Kombination von kommerziellem Taxidienst und unentgeltlicher Nothilfe

Was auf den ersten Blick irritiert - ein kommerzielles privates Taxiunternehmen wird durch Spendgelder aufgebaut - entpuppt sich auf den zweiten Blick als nachhaltige Verbesserung im Gesundheitswesen, weil die Taxifahrer verpflichtet sind, Schwangere zur Entbindung rasch und kostenlos ins Spital zu bringen.

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Romolia Damiau, Motoambulanzfahrer, Manrasse, Cabo Delgado
«Rufen mich der Dorfvorsteher oder die Matrona an, dann transportiere ich die Schwangere umgehend ins Spital.»SRF / Jürg Oehninger
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Schon bald soll das Taxiunternehmen auf eigenen Füssen stehen
Das Schweizer Hilfswerk SolidarMed hat das Projekt angestossen und will es sobald als möglich einer privaten Unternehmung übergeben.SRF / Jürg Oehninger
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Das Mototaxi ist auch eine Kleinambulanz
Auf der Ladefläche kann die schwangere Frau auf einer Liege mitreisen.SRF / Jürg Oehninger

Erfolg verspricht ein Hilfsprojekt dann, wenn es vor Ort entwickelt wird, mit den dortigen Bedingungen und Ressourcen. So ist es zum Beispiel wichtig, dass Ersatzteile für die Mototaxiambulanz lokal erhältlich sind und dass das Wissen und Können zum Reparieren vorhanden ist.

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Markt an der Hauptstrasse in Chiúre, Provinz Cabo Delgado
Der Markt in der Distrikthauptstadt Chiúre ist weitläufig und bunt. Auto- und Motorradverkehr existiert, mit Ausnahmen, praktisch nicht.
SRF / Jürg Oehninger
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Spontanes Posieren für Radio SRF
Dorfbewohner von Manrasse, Provin Cabo Delgado, Mozambik
SRF / Jürg Oehninger
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Die Menschen sind vor allem zu Fuss unterwegs
Autos und Motorräder sind in der Provinz Cabo Delgado rar. Unterwegs trifft man höchstens auf ein paar wenige Fahrradfahrer.
SRF / Jürg Oehninger

Neue Wege der Entwicklungszusammenarbeit

Entwicklungshilfe verändert sich. Neben der klassischen Hilfe, etablieren sich immer mehr auch neue Formen von Hilfe. Entwicklungshilfe wird zur Entwicklungszusammenarbeit, die Spende zur Auslandhilfe, die lokale Strukturen stärkt, statt blosse Hilfsgüter liefert.

Schweizerinnen und Schweizer spenden gerne. Im Jahr 2018 haben Hilfswerke, die in der Schweiz Spenden sammeln 1,812 Milliarden Franken erhalten. Beim Spenden sind oft noch die gleichen alten Bilder im Kopf von früher: Man hilft Brunnen bauen oder spendet alte Brillen und Fahrräder. Nachhaltiger wird der Spenderfranken allerdings genutzt, wenn lokale Strukturen in einem Land gestützt werden.

Der Sinn von Innovationen ist nicht, an Stelle von Regierungen zu handeln und Regierungen ihre Verantwortung abzunehmen, sondern Strukturen zu stärken.Jochen Ehmer
Geschäftsleiter SolidarMed

Sendebezug: «Input» vom 27.11.2019