Die Hausärzte im Landkreis fürchten den Kollaps des Systems

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Ende des Jahres schließen weitere Praxen im Landkreis Lörrach. In einer Mitteilung schlagen die Hausärzte Alarm: Sie sehen sich nicht mehr in der Lage, die ambulante medizinische Versorgung sicherzustellen.

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Zum Jahresende werden weitere Hausarztpraxen im Kreis Lörrach geschlossen (Symbolbild). Foto: Stephan Jansen

Die Ärzte im Landkreis Lörrach sorgen sich um die weitere hausärztliche Betreuung der Patienten, da Ende des Jahres weitere Praxen schließen, ohne einen Nachfolger gefunden zu haben. In einer Mitteilung schreiben Ingolf Lenz, Vorsitzender der Ärzteschaft Kreis Lörrach, und Friedrich Hugenschmidt, Vorsitzender des Ärztenetzes Dreiländereck, von einem drohenden Kollaps.

Mit den Schließungen erhöhe sich die Zahl nicht mehr besetzten Hausarztpraxen im Landkreis. Da ein Hausarzt im Schnitt 900 bis 1000 Patienten betreut, sieht sich die Ärzteschaft im Landkreis nicht mehr in der Lage, die ambulante medizinische Versorgung sicherzustellen. Diese Entwicklung sei bei zunehmender Überalterung der Ärzteschaft seit Jahren abzusehen und sowohl der Politik wie der ärztlichen Selbstverwaltung bekannt. Bisher seien keine entsprechenden Schritte unternommen worden, dieses Problem anzugehen.

Ärzte sehen ein Versagen der Politik

Die Ärzte sehen keine Möglichkeit mehr, Patienten aus nicht mehr besetzten Praxen medizinisch ausreichend zu versorgen und damit das Versagen der Politik zu kompensieren. Die angedachte "ohne Arzt Praxis" im Rems-Murr-Kreis mit Besetzung der Praxis lediglich mit einer erfahrenen Medizinischen Fachangestellten, die die Aufgaben des Arztes übernehmen soll, könne dieses Defizit nicht ausgleichen.

Da wirke es erschreckend, dass bisher Ärzte immer wieder durch Regressanträge der Krankenkassen wegen zu teurer Verordnungen von Medikamenten oder physikalischer Therapie bedroht werden. Diese Regresse führten letztlich dazu, dass Ärzte in ihrer Existenz bedroht werden und ihre Praxis nicht mehr weiterführen können. Mit dieser Aussicht ließen sich keine jungen Kollegen für den Hausarztberuf begeistern. Lenz und Hugenschmidt fordern eindringlich alle Verantwortlichen auf, gegenzusteuern und geeignete Maßnahmen zur Aufrechterhaltung einer guten ambulanten medizinischen Versorgung zu sorgen.