Wird der V60 zum Sportkombi?
by Stefan VoswinkelVolvo hat in den vergangenen Jahren ziemlich viel richtig gemacht. Das Design von Thomas Ingenlath? 1A. Die Motoren? Nur noch Vierzylinder. Schmeckt nicht jedem, macht trotzdem Sinn – vor allem, weil Volvo sie auch elektrifiziert. So eindeutig hat sich kaum ein anderer Hersteller Richtung Zukunft positioniert. Die Verkaufszahlen? Kennen folgerichtig nur eine Richtung, nämlich nach oben.
Als Polestar Engineered wird der V60 zum Hingucker
Und doch fehlt Volvo etwas, das haben unsere Vergleichstests immer wieder gezeigt: Feinschliff, vor allem beim Fahrwerk. Die schicken Schweden sind nämlich stramm abgestimmt – ohne, dass sie dafür bei der Dynamik auffallen würden. Damit soll jetzt Schluss sein, die für Performance zuständige Tochter Polestar ("Polarstern") hat den V60 (und den XC60) unter ihre Fittiche genommen und bietet ihn jetzt als "Polestar Engineered"-Version an. Mit spannenden technischen Lösungen. Auch in der neuen Version bleibt der V60 in erster Linie ein V60. Heißt: Es gibt praktischere Autos in dieser Klasse, nur wenige, die in der gleichen Stil-Liga fahren. Und hier setzt die Performance-Abteilung einen drauf. Felgen im Lambo-Stil mit goldenen Bremssätteln fallen ebenso auf wie das dezente Optikpaket. Trotz grauem Lack – plötzlich drehen sich Leute am Straßenrand um. Nach einem Volvo.
Die Aufwertung des Fahrwerks ist deutlich spürbar
Das Leergewicht von 2049 Kilogramm zeigt schon: Ein Sportwagen kann dieser Kombi nicht sein. Und doch fährt er viel sportlicher als viele andere. Das liegt vor allem an den sündhaft teuren Öhlins-Stoßdämpfern, die zwar straff federn, der Vorderachse aber die Stuckerneigung der Serienmodelle komplett nimmt. Wahrscheinlich eins der besten Sportfahrwerke dieser Klasse, das vor allem lange Wellen einfach so wegschnupft. Und selbst die lästige Untersteuerneigung des normalen V60 abmildert. Die Fahrleistungen (0-100 km/h: 5,2 s; Vmax laut Tacho: 254 km/h) sind mit vollem Akku tipptopp, mit leerem Akku immer noch okay. Dazu kommt: Die Elektrounterstützung nimmt dem etwas rauen Vierzylinder die akustische Härte, er klingt jetzt erstaunlich sonor. Auch wenn für viele Ohren natürlich trotzdem ein in dieser Leistungsklasse üblicher Sechszylinder fehlt. Gute Nachricht: Rein elektrisch sind knapp 50 Kilometer drin. Die man so oft wie es geht ausnutzen sollte – wenn der Verbrenner läuft, dann säuft er. Die gut 11 Liter jedenfalls hat bei uns neulich auch ein A45 S von AMG gebraucht. Und das ist nur die halbe Wahrheit. Denn auch die Anschaffung ist teuer. Es geht bei knapp 70.000 Euro los – das sind gut 7000 Euro mehr als für einen vergleichbaren V60 mit R-Design. Wenn Kunden bereit sind so viel Geld auszugeben, dann hat Volvo viel richtig gemacht. Das Fazit von Stefan Voswinkel: "Der V60 Polestar Engineered bietet viel Auto – für viel Geld. Das neue Fahrwerk unterscheidet ihn spürbar von den Serienmodellen, die Bremsen sind eine Wucht. Und: Es gibt ihn nur als Plug-in. Den man so oft es geht elektrisch fahren sollte, der Verbrenner ist ziemlich durstig."
AUTO BILD-Testnote: 3+