Neue Aufgabenteilung
Soll der Kanton die Primarschulen von den Gemeinden übernehmen?
Bildungsdirektorin Monica Gschwind (FDP) prüft, ob die Trägerschaft von den Gemeinden an den Kanton gehen soll.
Der Baselbieter Landrat hat am Donnerstag drei Vorstösse an die Regierung überwiesen. Sie kommen aus verschiedenen politischen Lagern und haben alle haben die gleichen Stossrichtung: Die Regierung soll eine Auslegeordnung machen, wie man die Trägerschaft der Primarschulen zwischen Kanton und Gemeinden in Zukunft aufteilen kann. Heute haben Gemeinden die finanzielle Verantwortung, der Kanton macht Vorgaben.
Beschliesst der Kanton Änderungen bei der Primarschule, müssen die Gemeinden diese umsetzen und bezahlen. «Das heutige Modell der Trägerschaft ist nicht mehr zeitgemäss», sagt CVP-Landrätin Beatrice von Sury. Würden die Gemeinden die Primarschulen an den Kanton abgeben, wäre sie dort angesiedelt, wo Änderungen beschlossen werden.
Von einer Primarschule weiss ich, dass sich drei Klassen zwei Computer teilen müssen.Ernst Schürch
SP-Landrat
SP-Landrat Ernst Schürch führte die Chancengleichheit ins Spiel. Als Präsident der Kantonalkonferenz der Lehrerinnen und Lehrer sei er mit vielen Schulen in Kontakt: «Von einer Primarschule weiss ich, dass sich drei Klassen zwei Computer teilen müssen», erzählte er als ein Beispiel aus dem Schulalltag. Und das, obwohl die Schulen mit Digitalisierung arbeiten müssten. «Das ist ein riesiger Unterschied zu anderen Gemeinden.»
Es drohe eine «Zwei-Klassen-Bildung», schreibt auch von Sury in ihrem Postulat. Derzeit könnten sich nämlich nicht alle Gemeinden denselben Standard für ihre Primarschulen leisten.
Wären die Primarschulen hingegen beim Kanton angegliedert, wäre dieser auch für das Schulmaterial wie beispielsweise Computer verantwortlich. So kann umgangen werden, dass Schülerinnen und Schüler in ärmeren Gemeinden auf schlechteren Computern arbeiten müssen, während solche in reicheren Gemeinden neuere Computer im Klassenzimmer haben.
Bildungsdirektorin ist dem Anliegen gegenüber offen
Bildungsdirektorin Monica Gschwind (FDP) war bereit, die Vorstösse anzunehmen und eine Auslegeordnung vorzunehmen. Möglich sei auch eine Art Zwischenlösung, wie sie der Kanton Bern habe, sagten mehrere Landratsmitglieder. Dort teilen sich Kanton und Gemeinden die Kosten für die Primarschule.