96-Meinung: Schlaudraff muss beim Ausgeben so kreativ werden wie Kind beim Sparen

Hannover 96 wird nicht umhinkommen, für die Mission Klassenerhalt das Festgeldkonto zu strapazieren. Allerdings ist der Klub klamm, Sportdirektor Jan Schlaudraff wird also beim Geldausgaben so kreativ sein müssen wie Martin Kind beim Sparen. Ein Kommentar von Hannover-Sportchef Carsten Bergmann.

In der Tasche eines nackten Mannes findet sich in der Regel nicht wirklich Zählbares. Das wusste damals meine Oma schon. Nun denn, ganz so dramatisch dürfte sich die Situation bei Hannover 96 nicht darstellen. Hoffen wir an dieser Stelle zumindest. Der klamme Bundesliga-Absteiger wird nicht umhinkommen, für die Rettungsmission in der Zweitklassigkeit das Festgeldkonto zu strapazieren.

Kind lässt keinen Posten ungeprüft

Handlungsfähigkeit, so nennt das Profichef Martin Kind, wenn er offiziell über Kaderveränderungen spricht. Zum Umfang der Winter-Transfers hält sich der Geschäftsführer bedeckt. Fakt ist aber: Kind lässt keinen Posten ungeprüft, ob sich für die Marke 96 nicht hier oder da eine Kleinigkeit für das große Ziel, den einstelligen Tabellenplatz, einsammeln lässt. Das führt offenbar auch zu seltsam anmutenden Sparmaßnahmen.

Aus Spielerkreisen hört man, dass sie in diesem Jahr den fettarmen Gänseflügel mitsamt Knödel und Apfelsaftschorle bei der 96-Weihnachtsfeier selber bezahlen sollen. Statt Festtagsschmaus auf Chef-Kosten wird einzeln abgerechnet. Keine Sorge, die balltretenden Gehaltsmillionäre bekommen zum Fest zwar keine Erfolgsprämie für die Pleiten-Hinserie, aber ihren Volkswagen-SUV können sie sicher auch nach Weihnachten noch volltanken

So kreativ wie beim kindschen Geldeinsparen muss Sportmanager Schlaudraff dann beim sportlichen Geldausgeben werden. Die Situation ist, wie sie ist: prekär. Spielerwechsel zur Weihnachtszeit sind in der Bundesliga in etwa so beliebt wie Kreuzbandrisse in der Saisonvorbereitung. Hilft ja nichts.

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Das hat auch der neue Trainer Kenan Kocak schnell feststellen müssen. Der im sommerlichen Sparkurs zusammengeflickte Kader offenbart qualitative Lücken. Mehr noch: Abläufe, Laufwege, Absprachen – eigentlich Tagesgeschäft in der Saisonvorbereitung – funktionieren auch am 14. Spieltag nicht. Ein Unding, das natürlich die elementare Frage nach dem Warum aufwirft. Doch eine Antwort darauf können wir uns besser sparen ...