D. "legte" Geist in Kinder
Akte offenbart Details über Hof des Grauens
by n-tv NACHRICHTENMisshandelt, geschlagen und gequält: In dem Bauernhaus in Ruinerwold sollen sich grausame Dinge abgespielt haben, wie die Kriminalakte jetzt ans Licht bringt. Mit Wahnvorstellungen über Geister soll der Vater jahrelang seine Kinder tyrannisiert haben. Diese äußern sich zu den Vorfällen überraschend.
Der Vater der jahrelang isolierten Familie auf einem Bauernhof in den Niederlanden soll mit "Geistern" kommuniziert haben. Das geht aus einer Polizeiakte hervor, die der niederländische Zeitung "De Telegraaf" nach eigenen Angaben vorliegt. Das Blatt veröffentlicht grausame Details aus dem Leben auf dem Hof in Ruinerwold. Daraus geht hervor, dass Gerrit van D. seine Kinder geschlagen und bestraft hat und ihnen tagelang keine Nahrung gegeben haben soll. Zwei seiner ältesten Kinder, die bereits vor Jahren geflohen waren, habe van D. zudem sexuell missbraucht.
Der niederländischen Tageszeitung zufolge soll sich der 67-Jährige als "Urvater" und seine Frau als "Urmutter" angesehen haben. Er sei überzeugt gewesen, mit Geistern kommunizieren und diese in andere Körper transferieren zu können. Als die Mutter im Jahr 2004 an Krebs starb, suchte van D. nach einer neuen Frau oder einem neuen Körper für ihre Seele.
Mit dem Glauben, ihre Seele könne weiterleben, habe er ihren Geist regelmäßig in den Körper eines der Kinder "gelegt". Dieses musste dann mit ihm im Bett schlafen. Die sexuellen Handlungen, die er von dem Kind verlangte, wurden laut Kriminalakte nach D.s Verständnis von der Seele der "Urmutter" an dem "Urvater" durchgeführt. So hätte er es auch seinen Kindern erklärt. Nach dem Tod der Mutter lagen zunächst alle neun Kinder mit dem Vater im Bett. Letztendlich blieb nur noch eines dort. Seit 2014 sei es nicht mehr von seiner Seite gewichen.
Mit Seilen an Decke aufgehängt
Auch andere körperliche Misshandlungen mussten die Kinder dem Bericht zufolge von van D. über sich ergehen lassen: Schläge, Tritte gegen den Kopf und eiskalte Duschen, bis die Kinder nicht mehr laufen konnten, seien regelmäßig an der Tagesordnung gewesen. Sie seien zudem in Schränken oder Kammern eingeschlossen worden, wie es weiter heißt. Van D., der sich selbst als Prophet und später sogar als Gott sah, misshandelte demnach nicht nur seine eigenen Kinder. Ein Österreicher namens Herrmann und seine Frau, die treue Gehorsame waren, sollen ebenfalls zu seinen Opfern gehört haben.
Wenn Herrmann es wagte, seine Stimme gegenüber van D. zu erheben, sei er mit einem Seil an die Decke des Bauernhofs gehängt worden. Dort habe er oft anderthalb bis zwei Tage verbracht und Verletzungen davongetragen, heißt es in der Kriminalakte. Van D. glaubte demnach, Herrmann sei von "bösen Geistern" besessen und sperrte ihn deshalb wochen- oder monatelang in eine Hütte, wo er nur Äpfel und Honig zu essen bekam und sich in einem Eimer erleichtern musste.
Kinder drehen Dokumentarfilm
Die vier ältesten Geschwister wollen nun mit einer niederländischen Dokumentarfilmerin zusammenarbeiten und so ihre Erlebnisse verarbeiten. Darunter sind drei der Geschwister, die bereits 2010 aus der Familie flüchteten, bevor sie auf den Hof zogen und Jan van D., der die Sekte auffliegen ließ, als er dieses Jahr in einer Kneipe um Hilfe bat. Zwei von ihnen wurden laut Staatsanwaltschaft sexuell missbraucht.
Die fünf jüngeren Kinder, die neun Jahre lang auf dem Bauernhof eingesperrt waren und von der Polizei am 14. Oktober gefunden wurden, zeichnen ein anderes Bild der Geschehnisse. Sie gaben in einer Erklärung bekannt: "Wir haben von unserem Vater gelernt, Glück in der Beziehung zu Gott zu suchen und die Lehre in unsere eigenen Hände zu nehmen. Daran glauben wir immer noch."