Autobauer

Daimler will mindestens 10.000 Stellen streichen

Der Autobauer will 1,4 Milliarden Euro an Personalkosten einsparen. Ein entsprechendes Eckpunkteprogramm sei mit dem Betriebsrat ausgehandelt worden.

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Ola Källenius

Der Daimler-Chef will Personalkosten einsparen.(Foto: dpa)

München, Frankfurt. Schleppender Absatz, schwache Rendite und mäkelnde Investoren: Management und Betriebsrat haben sich bei Daimler auf einen massiven Stellenabbau geeinigt. Bis Ende 2022 sollen weltweit mehrere Tausend Stellen gestrichen werden, erklärte der Konzern am Freitag.

Während Daimler zunächst keine genaue Zahl nennt, ist in Industriekreisen von mindestens 10.000 Stellen die Rede. In Deutschland soll der Abbau sozialverträglich erfolgen, die deutschen Beschäftigten sind per Jobgarantie bis 2029 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. Dabei soll es auch bleiben. Stattdessen will Daimler vor allem freiwerdende Stellen nicht nachbesetzen. Dazu sollen die Altersteilzeit ausgeweitet und Mitarbeitern in der Verwaltung in Deutschland Abfindungen angeboten werden.

Daimler kündigte auch an, auslaufende Verträge von Zeitarbeitern in der Verwaltung nur noch sehr restriktiv zu verlängern. Ähnlich sparsam will der Konzern künftig mit 40-Stunden-Verträgen umgehen und damit Kosten sparen. Zudem will der Autobauer die Beschäftigten mit Anreizen dazu bringen, ihre Arbeitszeit selbst zu reduzieren. Die Umsetzung dieser Eckpunkte-Vereinbarung werde in den nächsten Wochen beschlossen, erklärte Daimler am Freitag.

„Mit den jetzt gemeinsam mit dem Betriebsrat beschlossenen Eckpunkten zur Verschlankung des Unternehmens können wir dieses Ziel bis Ende 2022 erreichen“, betonte Personalvorstand Wilfried Porth in der Mitteilung. „Wir werden die Maßnahmen so sozialverträglich wie möglich gestalten.“

Das Vorhaben, mögliche Tarifsteigerungen in der Metall- und Elektroindustrie im kommenden Jahr nicht bei Daimler zu übernehmen, ist dagegen laut Betriebsrat vom Tisch. „Den Beschäftigten darf nicht in die Tasche gegriffen werden“, betonte der stellvertretende Gesamtbetriebsratsvorsitzende Ergun Lümali. „Wir wollen keine reine Debatte über Köpfe führen - der Fokus der Personalkostenreduzierung muss auf der Verbesserung von Prozessen und Abläufen liegen.“ Der Abbau von Kapazitäten dürfe nicht zu einer Leistungsverdichtung führen.

Daimler-Chef Ola Källenius, der seit Mai 2019 das Unternehmen führt, steht massiv unter Druck. Das Unternehmen musste in den vergangene Monaten mehrfach die Gewinnerwartungen reduzieren. Daimler leidet unter der schleppenden Autokonjunktur, aber auch an hausgemachten Problemen. Källenius hatte Mitte des Monats schon angekündigt, konzernweit rund 1,4 Milliarden Euro Personalkosten einsparen und jede zehnte Management-Stelle streichen zu wollen, aber keine Details genannt.

Neben der Dieselkrise kämpft die Autosparte Mercedes mit Fertigungsproblemen bei wichtigen Modellen. Hinzu kommen hohe Investitionen in die Elektromobilität, die Mercedes nun beschleunigt angehen muss, um die Klimaziele der Europäischen Union zu erreichen. Auch das Transporter- und Lkw-Geschäft laufen nicht nach Plan.

Erst am Dienstag hatte Audi angekündigt, in den kommenden Jahren 9500 Jobs in Deutschland abzubauen. BMW will seine Stellen konstant halten, kürzt aber Erfolgsprämien und baut Leiharbeiter ab. Die Zuliefererkonzerne Bosch und Conti haben ebenfalls massive Sparprogramme angekündigt.

Mit Agenturmaterial.

Mehr: Mit einem Sparprogramm will sich auch BMW für die Zukunft rüsten. Bei den Prämien wird gekürzt, für jede neue Stelle muss eine andere abgebaut werden.