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Tausende Wohnungen wurden in Wolfen-Nord schon abgerissen. Der WK4-4 steht inzwischen fast einsam im Grünen.Foto: André Kehrer
Trotz in Wolfen-Nord

Wird Wohnkomplex 4-4- zur Adresse für Eigentumswohnungen?

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   •  Trotzig klingen die Plakate, die gerade rund um den riesigen Plattenbau am Wohnkomplex 4-4 (WK) in Wolfen-Nord aufgehängt wurden. „Wir bleiben hier.“ Punkt.
   •  Doch endgültig entschieden ist rund um den Betonklotz am äußersten Rand der Trabantenstadt Wolfen-Nord gar nichts.
   •  Wird es hier künftig Eigentumswohnungen geben oder weiter abgerissen?

Wolfen - Trotzig klingen die Plakate, die gerade rund um den riesigen Plattenbau am Wohnkomplex 4-4 (WK) in Wolfen-Nord aufgehängt wurden. „Wir bleiben hier.“ Punkt. Es klingt entschieden und endgültig. Doch endgültig entschieden ist rund um den Betonklotz am äußersten Rand der Trabantenstadt Wolfen-Nord gar nichts.

Manche wollen das Überbleibsel der Chemiearbeiterstadt endlich abreißen, so wie es bereits großen Teilen von Wolfen-Nord ergangenen ist. Andere wollen hier etwas entwickeln und träumen von günstigen WBS70-Eigentumswohnungen für die Arbeiter der Papierfabrik oder der geplanten Batteriefabrik am Solar Valley.

Die, die hier eine blühende Zukunft sehen, sind die Genossenschafter der WGW Wolfen. Die WGW hat auch die Plakate an den Eingängen aufgehängt.

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Viele Wohnungen sind leer, davor liegt teilweise Müll.Foto: Krippendorf

„Im WK4-4 wohnen noch so viele Familien, die pünktlich ihre Miete zahlen. Warum sollte man die Häuser abreißen?“

„Im WK4-4 wohnen noch so viele Familien, die pünktlich ihre Miete zahlen. Warum sollte man die Häuser abreißen?“, fragt Sabine Barth, Vorstand in der WGW. Sie will das Gebiet am Fuhnetal weiterentwickeln und wieder attraktiver machen.

Ähnlich sieht das auch Pro Wolfen, die Organisation, die mal als Bürgerverein und mal als Wählergemeinschaft auftritt. Auf politischem Wege versucht Pro Wolfen gerade, den WK 4-4 wieder vom Abstellgleis der Stadtentwicklung auf das Gleis in Richtung Zukunft zu stellen.

Fraktionschef André Krillwitz sagt: „Wir wünschen uns eine Entwicklung am WK 4-4. Zum einen hält auch die WGW an dem Standort fest und nach meinem Wissen wird auch einer der Wohnblöcke an einen dritten privaten Investor verkauft.“ Man müsse sich deshalb von der Vorstellung verabschieden, dass dort künftig nur eine grüne Wiese vorhanden sei.

Pro Wolfen will die Wohnungs- und Baugesellschaft Wolfen (WBG), dazu bringen, den Abriss zu verhindern

Pro Wolfen will deshalb den bisher zweiten großen Vermieter, die Wohnungs- und Baugesellschaft Wolfen (WBG), dazu bringen, den Abriss zu verhindern und Eigentumswohnungen einzurichten. Gesellschafter der WBG ist allerdings die Stadt Bitterfeld-Wolfen, die sich in ihrem Stadtentwicklungskonzept eindeutig für einen Rückbau „von außen nach innen“ in Wolfen-Nord ausgesprochen hat. Wenn der Stadtrat also dem Antrag von Pro Wolfen folgen würde, handelte es sich um einen Gesellschafterbeschluss, der zumindest in Teilen prinzipiell den eigenen Zielen widersprechen würde.

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Die Plakate der WGW an den HauseingängenFoto: Krippendorf

Die Geschäftsführung der WBG wurde zu dem Vorhaben bisher nicht angehört, wie auch Krillwitz zugibt. Gegenüber der MZ wollte sich diese ebenfalls nicht zu den Plänen äußern. Bitterfeld-Wolfens Oberbürgermeister Armin Schenk (CDU), der zugleich Aufsichtsratschef der WBG ist, äußerte sich im Ortschaftsrat Wolfen zurückhaltend: „Ich halte es nicht für ratsam, Gesellschafterbeschlüsse zu fassen, bevor man sich mit der Geschäftsführung auseinandergesetzt hat.“

Ortschaftsrat Wolfen will, dass die WBG-Wohnungen künftig als Eigentumswohnungen vermarktet werden

Der Ortschaftsrat Wolfen stimmte trotzdem mehrheitlich dafür, dass die WBG-Wohnungen künftig als Eigentumswohnungen vermarktet werden sollen. Gleichzeitig soll Immobilienspekulationen vorgebeugt werden und die Wohnungen nur zur Eigennutzung zur Verfügung stehen.

Pro Wolfen geht noch einen Schritt weiter und setzte durch, dass der Stadtrat darüber abstimmen muss, ob die seit etwa einem Jahr gesperrte Fuhnestraße saniert und wieder für den Verkehr freigegeben wird - „im Sinne der Erschließung des WK 4-4“, wie Krillwitz sagt.

Mit dem Vorstoß von Pro Wolfen wird nun eine seit Jahrzehnten immer neu hochkochende Debatte um die Zukunft von Wolfen-Nord wieder aufgewärmt. Wann es zum Siedepunkt kommt und wer sich verbrennt, muss der Stadtrat entscheiden. (mz)