Neue Stiftung fördert digitale Bildung
Germering
by Klaus GreifJürgen Biffar, Gründungs-Geschäftsführer des Software-Unternehmens Docuware, und seine Ehefrau Michaela Wienke haben die „Stiftung Digitale Bildung – Digital Education Foundation“ errichtet. Ziel ist unter anderem, dem ebenfalls von Biffar initiierten Digiclub Vereins- und Veranstaltungsräume im Stadtzentrum zu kaufen.
Germering – Im Januar hat sich Jürgen Biffar aus dem operativen Geschäft seines Unternehmens, das er 30 Jahre zuvor gegründet hatte, zurück gezogen. Er habe seine Anteile verkauft und sich mit Ehefrau Michael Winke überlegt, was man mit dem Geld Sinnvolles unternehmen könne. Denn eines sei ihm klar gewesen: „Ich wollte etwas zurückgeben.“
Der Gedanke, eine Stiftung zu gründen, war schnell gefasst. Und auch der Zweck hat sich fast von alleine angeboten. Denn das Ehepaar engagiert sich seit Jahren in der Förderung digitaler Bildung von Kindern und Jugendlichen. Was mit dem Angebot von Technikcamps für Mädchen begann, die zunächst noch in den Räumen von Docuware durchgeführt wurden, mündete schließlich vor einem Jahr in der Gründung des Digiclubs.
Den leitet Biffar als Vorsitzender, der überwiegende Teil der Mitglieder sind Mädchen. Der erste Zweck der Stiftung soll deswegen vor allem dem Digiclub gelten, so Biffar. Rund ein Drittel des Kapitals soll verwendet werden, um im Zentrum von Germering eine Heimstatt für den Verein zu kaufen. Das sei wichtig für die Motivation der ehrenamtlichen Digiclub-Aktiven. Die Nähe zur S-Bahn sei wichtig, weil viele der jungen Mitglieder keinen Führerschein besitzen. Biffar denkt an Büroräume in der Größenordnung von 200 bis 400 Quadratmeter, in denen dann auch die Technikcamps durchgeführt werden können.
Die Räume sollen aber nicht exklusiv dem Digiclub gehören. Andere gemeinnützige Organisationen, die sich ebenfalls die Förderung der digitalen Bildung auf die Fahnen geschrieben haben, dürfen dort auch Veranstaltungen abhalten.
Der zweite Zweck der Stiftung Digitale Bildung
Der zweite Stiftungszweck klingt noch ambitionierter. Jürgen Biffar und Michaela Wienke haben mit dem restlichen Stiftungskapital ein Start-Up-Unternehmen gegründet. Mit Lehramtsstudenten der Uni Eichstätt und Software-Entwicklern in Sofia – in der bulgarischen Hauptstadt existiert seit Jahren ein Docuware-Büro – soll Software entwickelt werden, die im Schulunterricht eingesetzt werden kann. Ziel ist es, den Lehrerfolg von Lehrern und den Lernerfolg von Schülern zu verbessern, so Biffar.
Notwendig ist die Entwicklung der Software aus seiner Sicht, weil die Politik zwar reagiert hat und die Bundesregierung im Rahmen ihrer Digitaloffensive viel Geld in die Bildung steckt. Das Problem sei aber, dass die Mittel vor allem in die Infrastruktur und die Hardware fließen, so Biffar. Gute Software sei aber mindestens genauso wichtig.
Mit der Entwicklung habe man schon vor eineinhalb Jahren begonnen, erzählt Biffar weiter. Geplant ist, im September 2020 mit einem Pilotprojekt an einigen ausgewählten Schulen zu starten. Es handelt sich vorerst um Programme für den Englisch- und Mathe-Unterricht an den 6. Klassen der Gymnasien. Die Software wird alle Erfordernisse des bayerischen Lehrplans erfüllen.
Im Jahr 2021 soll das Projekt ausgeweitet werden. Er sehe dem Projekt mit Spannung entgegen, erzählt Biffar weiter. Ob es gelingt, werde man sehen.
Einen ersten formalen Erfolg hat die Stiftung mittlerweile schon feiern können. Die Regierung von Oberbayern hat gestern mitgeteilt, dass sie die Stiftung am 19. November staatlich anerkannt habe.