PFANDBRIEFBANK IM FOKUS: Börsen-Höhenflug trotz vorsichtigem Ausblick

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Bei der Deutschen Pfandbriefbank (PBB) lief es zuletzt rund - wegen der vielen wirtschaftlichen Risiken rechnet der Finanzierer von gewerblichen Immobilien aber mit schwereren Zeiten. Die Sorge vor einer Konjunkturflaute und daraus folgenden steigenden Kreditausfällen treibt den Vorstand um. An der Börse ist von der Vorsicht bisher noch nichts zu spüren - die Aktie befindet sich seit Monaten auf einem Höhenflug. Ein Blick ins Unternehmen, auf die Analysten und die Aktie.

WAS BEI DER PFANDBRIEFBANK LOS IST:

In den ersten neun Monaten des Jahres konnte die Bank Erträge und Gewinn deutlich steigern, sodass Konzernchef Andreas Arndt im Herbst die Prognose für 2019 anheben konnte. Die für ihre konservative Planung bekannte Bank rechnet im Gesamtjahr jetzt mit einem Vorsteuergewinn von 205 Millionen Euro bis 215 Millionen Euro. Damit würde das Ergebnis vor Steuern im besten Fall auf dem 2018er-Niveau liegen. Arndt hatte aber wegen des nach wie vor scharfen Wettbewerbs, den niedrigen Margen infolge der anhaltend niedrigen Zinsen und höheren Kosten aber mit einem Gewinnrückgang gerechnet.

Der Deutschen Pfandbriefbank spielt ausgerechnet ein Punkt in die Karten, der der Branche sonst viele Sorgen bereitet - die extrem lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese drückt vor allem im Zinsgeschäft auf die Margen. Da viel Kapital im Markt ist, ist der Wettbewerbsdruck hoch, sodass die Kunden von Immobilienfinanzierern ein großes Angebot und damit bei Neuabschlüssen bei den Preisen eine gute Verhandlungsbasis haben.

Doch bei einem Punkt hilft die Geldpolitik der Bank auch - die Refinanzierung der eigenen Geschäfte am Kapitalmarkt war billiger als erwartet. Dies dürfte anhalten, nachdem die EZB Mitte September bekannt gegeben hat, ab Anfang November wieder als Einkäufer auf den Markt für Pfandbriefe zurückzukehren. Damit soll die Kreditvergabe der Banken abgesichert werden. Die deutsche Pfandbriefbank kann sich daher günstig und langfristig am Markt refinanzieren.

Der Verband der Pfandbriefbanken äußerte sich jedoch kritisch, auch wenn die Emittenten von solchen Papieren auf den ersten Blick von den extrem günstigen Refinanzierungsbedingungen profitieren - mittel- und langfristig sei das aber nicht positiv zu sehen. "Die Hoffnung auf eine sukzessive Normalisierung an den Märkten und eine wieder stärkere Rolle traditioneller Pfandbriefinvestoren wird weiter geschmälert", hieß es in einer Stellungnahme des Verbands.

Ungeachtet der günstigen Refinanzierungssituation blickt PBB-Chef Arndt vorsichtig auf 2020 - so wagte er noch keine Prognose auf das Ergebnis im kommenden Jahr. Er ließ aber schon mal durchblicken, dass die zuletzt sehr niedrige Vorsorge für Kreditausfälle anziehen dürfte. Die Bank wird im vierten Quartal ihre Risikovorsorge erhöhen, hatte er bei der Telefonkonferenz zur Erläuterung der Quartalszahlen Mitte November gesagt. Für 2020 sei es wegen steigender gesamtwirtschaftlicher Risiken insgesamt angeraten, "mehr Risikopuffer" aufzubauen.

WIE DIE AKTIE REAGIERT:

Bei den Investoren verhallten die warnenden Worte. Im Gegenteil: Die Anhebung der Prognose Anfang November kam an der Börse gut an - seitdem ging es um rund neun Prozent nach oben und die Aktie hatte erst am Mittwoch mit 13,89 Euro den höchsten Stand seit Mitte 2018 erreicht. In diesem Jahr stieg der Kurs um fast 60 Prozent - damit schnitt das Papier deutlich besser als der MDax und die meisten anderen Bank-Aktien.

Mit der jüngsten Rally rückt auch wieder das Hoch von 15,50 Euro aus dem Januar 2018 in Blickweite - nach diesem war das Papier unter anderem wegen es scharfen Wettbewerbs unter den Gewerbeimmobilienfinanzierern unter Druck geraten und bis auf Kurse unter der Marke von 9 Euro gefallen.

Nach dem Kursanstieg der vergangenen Monate ist die Bank an der Börse zirka 1,85 Milliarden Euro wert. Damit gehört das Unternehmen aber immer noch zu den Leichtgewichten im MDax - immerhin konnte sie die rote Laterne in der Rangliste der Börsenbewertung an die Konkurrentin Aareal Bank , deren Marktkapitalisierung seit Jahresbeginn nur leicht auf knapp 1,7 Milliarden Euro gestiegen ist.

Die Deutsche Pfandbriefbank ist aus der in der Finanzkrise notverstaatlichten Skandalbank Hypo Real Estate hervorgegangen und wurde im Sommer 2015 vom Staat zurück an die Börse gebracht. Dieser hatte die Papiere damals für 10,75 Euro das Stück platziert und dabei rund 1,2 Milliarden Euro eingenommen.

Bis zum Frühjahr 2018 hatte der Bund noch ein Fünftel der Anteile gehalten, sich aber im Mai vom Großteil seiner Aktien getrennt. Derzeit hält der Bund noch 3,5 Prozent an der Bank. Einen Teil der Papiere hat die RAG-Stiftung übernommen, die jetzt 4,5 Prozent der Anteile besitzt.

WAS DIE ANALYSTEN SAGEN:

Viele Experten sprechen auch nach dem Kursanstieg infolge der Quartalszahlen Kaufempfehlungen aus. Vergangene Woche wurde es aber einer weniger. Philipp Häßler von Pareto Securities, der das Papier Ende 2018 mit einem Kursziel von 13,40 Euro mit "Buy" einstufte, nahm diese Empfehlung nach dem Erreichen des Kursziels zurück.

Die Papiere des Immobilienfinanzierers hätten die ihres direkten Wettwerbers Aareal Bank im laufenden Jahr deutlich abgehängt. Er vermisst nun weitere Kurstreiber und hält die Aktien für fair bewertet. Das Analysehaus Kepler Cheuvreux bestätigte dagegen jüngst ihre "Buy"-Einstufung und hob das Kursziel nach Bekanntgabe der Quartalszahlen von 14,50 auf 15,00 Euro an.

Nach dem starken dritten Quartal blickt Kepler-Cheuvreux-Analyst Tobias Lukesch zuversichtlicher auf den weiteren Geschäftsverlauf, er hob seine Prognosen an. Er lobte die attraktive Dividendenrendite der Papiere und ging von einem wachsenden Nettozinsertrag im kommenden Jahr aus. Lukesch erwartet zudem, dass die Pfandbriefbank sich auch 2020 günstig refinanzieren können wird.

Von den zehn bei Bloomberg erfassten Experten haben derzeit fünf eine "Buy"-Einstufung, vier eine "Hold"-Empfehlung, und mit dem Bankhaus Metzler gibt es eine Verkaufs-Empfehlung. Metzler-Experte Jochen Schmitt erhöhte zwar das Kursziel von 8,80 Euro auf 10,50 Euro - dieses liegt aber immer noch fast ein Viertel unter dem aktuellen Niveau. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei etwas über 13 Euro und ist damit ebenfalls niedriger als der derzeitige Kurs. /ssc/zb/fba

 ISIN  DE0005408116  DE0008019001

AXC0116 2019-11-29/10:39

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