https://image.kurier.at/images/cfs_landscape_1864w_1049h/3959699/46-150435833.jpg
© APA/AFP/ANP/WILBERT BIJZITTER

Ruinerwold: War Josef, der Österreicher in Wirklichkeit Opfer?

Der Sektenvater missbrauchte seine Kinder und verkrüppelte Josef, den Österreicher. Das Leben auf dem Bauernhof war die Hölle.

Sektenvater Gerrit Jan van D. (67) hielt sechs seiner neun Kinder gegen deren Willen neun Jahre lang auf einem Bauernhof im niederländischen Ruinerwold gefangen. Aus den Ermittlungsakten geht hervor, dass Josef, der Österreicher eher Opfer denn Täter war. Und dann taucht noch ein weiterer Österreicher auf, der in den Akten Hermann heißt. Hermann war offenbar ein Hilfstischler, der auf dem Hof gefangen gehalten wurde. Und Josef war der Diener, der nach draußen durfte und Aufträge bringen musste. Denn Van D. brauchte immer viel Geld. 

Erst nach seinem Herzinfarkt wagte es der 25-jährige Jan am 14. Oktober in einem Gasthaus des Ortes um Hilfe zu bitten.

In den Ermittlungsakten heißt es, Van D. habe ein von der Außenwelt abgeschlossenes Paradies schaffen wollen. Doch es war die Hölle. Zwang, Missbrauch, Angst vor Tod und Gewalt beherrschten den Alltag.

Der Vater soll seine Kinder geschlagen und bestraft haben. Dann mussten sie tagelang hungern. Der Staatsanwalt wirft Van D. vor, dass er zwei seiner drei älteren Kinder sexuell missbraucht habe. Das war nach dem Krebstod seiner Frau, die er Urmutter nannte. Ab 2004 nahm sich Van D. den Geist seiner Frau und legte ihn in den Körper eines der Kinder. Dieses Kind musste dann zu ihm ins Bett.

Die drei älteren Kinder flüchteten schließlich vor dem "Urvater" und retteten sich zu Verwandten.

Die sechs jüngeren Kinder und Josef, der Österreicher, mussten Van D. auf dem Bauernhof dienen und gehorchen. Obwohl Josef, der Österreicher nicht auf dem Bauernhof übernachtete, war er seinem Guru hörig. Laut den Akten bestrafte Van D. den Österreicher Hermann, indem er ihn tagelang an einem Seil befestigt von der Decke der Tischlerei des Hofes hängen ließ. Durch das Hängen habe Van D. "böse Geister" vertreiben wollen. Widerspruch wurde nicht geduldet.

Eine Zeugenaussage aus dem Akt: "Er hing an einem Seil, aber das war nicht am Hals befestigt. Ich wagte kaum, hinzuschauen. Ich denke er hing da länger als einen Tag."

Der Österreicher wurde durch diese Torturen verkrüppelt.

Inzwischen haben die vier ältesten Kinder, dazu gehört auch Jan (25) verkündet, dass sie mit einer niederländischen Dokumentarfilmerin zusammenarbeiten wollen, um ihre Erlebnisse zu verarbeiten.

Die jüngeren Geschwister stehen offenbar noch immer unter dem Einfluss ihres Vaters und wollen nicht, dass er angeklagt wird. "Wir haben eine andere Erfahrung als unsere drei ältesten Brüder und Schwestern verkünden sie. 

newsletter_signupnewsletter_inline_box