Zehn Schweizer möchten China verlassen – ab in die Quarantäne

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Hotline: Bevölkerung «wissensdurstig, aber nicht beunruhigt» wegen Coronavirus

Die Bevölkerung in der Schweiz ist wegen des Coronavirus «wissensdurstig, aber nicht beunruhigt». Das sagt Cédric Berset von der Coronavirus-Hotline aufgrund der Anzahl Anrufe, die bislang eingegangen sind. Die Hotline unter der Nummer 058 463 00 00 wird von der Basler Firma Medgate im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) betrieben.

31.01.2020

Das BAG informiert über den «logistisch herausfordernden» Rückflug der Schweizer aus Wuhan. In Deutschland soll sich derweil ein Kind infiziert haben. Alles Wichtige zum Coronavirus im News-Ticker.

16.30 Uhr: Zusammenfassung – der neueste Stand in der Schweiz

In der Schweiz gibt es weiterhin keine Person, die positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden ist. Das gab das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Freitag vor den Medien in Bern bekannt. Am Wochenende sollen zehn Schweizer Staatsangehörige aus der stark betroffenen Provinz Hubei ausgeflogen werden. Frankreich sei bereit, die Schweizerinnen und Schweizer in einem zweiten Flug mitzunehmen.

Die Schweizer Botschaft stehe mit allen zehn Personen in Kontakt, sagte Lenz weiter. Es gehe allen den Umständen entsprechend gut, Erkrankungen seien nicht aufgetreten. Die Planung sei aber wegen der Quarantäne komplex, sagte Lenz.

Der Flug soll voraussichtlich in der Nacht auf Sonntag stattfinden. In Frankreich sollen die Evakuierten 14 Tage in Quarantäne verbringen. Das gilt auch für die Piloten und das Personal.

Pascal Strupler, Direktor BAG, 2. von rechts, spricht an der Seite von Daniel Koch, Leiter Abteilung übertragbare Krankheiten BAG, Virginie Masserey, Abteilung übertragbare Krankheiten BAG, und Hans-Peter Lenz, Chef Krisenmanagementzentrum EDA.Bild: Keystone

Es seien bislang rund 100 Proben auf das Coronavirus getestet worden, sagte Virgine Masserey von der Sektion Infektionskontrolle – alle Tests seien negativ ausgefallen. Sollte in der Schweiz eine Person positiv auf den neuen Erreger 2019-nCoV getestet werden, würde das BAG informieren, ergänzte Daniel Koch, Leiter der Abteilung übertragbare Krankheiten. Selbst in einem solchen Fall wäre noch keine Rede von einer Epidemie in der Schweiz.

Die Schweiz bereite sich seit Anfang Januar intensiv vor, sagte BAG-Direktor Pascal Strupler. In enger Zusammenarbeit mit den Kantonen seien die nötigen Massnahmen ergriffen worden, um Verdachtsfälle rasch identifizieren und abklären zu können. Auch seien Vorkehrungen getroffen worden, um bei bestätigten Erkrankungen die medizinische Versorgung gewährleisten zu können. In der Zwischenzeit wurde der Schweiz Zugang zum Frühwarn- und Reaktionssystem (EWRS) der Europäischen Union gewährt.

Dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Gesundheitsnotstand ausgerufen hat, begrüsse die Schweiz, sagte Strupler. Dies festige die internationale Zusammenarbeit. Einen unmittelbaren direkten Einfluss auf die Schweiz habe der Entscheid nicht. Es gebe noch keinen Hinweis, dass es auch ausserhalb Chinas zu einer Epidemie komme oder dass die Situation ausser Kontrolle sei, ergänzte Koch. Eine Prognose sei aber unmöglich und alles sei relativ.

15.50 Uhr: Erste Coronavirus-Fälle in Russland bestätigt

Auch Russland hat nun erstmals Coronavirus-Infektionen offiziell bestätigt. Es handle sich um zwei chinesische Staatsbürger, die mit dem Virus infiziert seien, sagte die russische Vize-Regierungschefin Tatjana Golikowa am Freitag der Agentur Interfax zufolge.

Die Patienten seien in Sibirien isoliert worden. Es gebe kein Risiko der weiteren Ausbreitung des Virus, teilten die Behörden in Moskau mit. Die zwei Fälle gab es demnach in der Region Transbaikalien und im Gebiet Tjumen. Russland hatte zuvor einen Teil seiner Grenze mit China geschlossen, um die Gefahr der Ausbreitung einzudämmen.

15.00 Uhr: Wohl erstmals Kind in Deutschland mit Coronavirus infiziert

In Deutschland ist das Coronavirus zum ersten Mal bei einem Kind festgestellt worden. Das teilt das bayerische Gesundheitsministerium mit. Es ist das Kind eines Mannes aus Siegsdorf im Landkreis Traunstein, dessen positiver Befund am Donnerstag bekannt geworden war, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Damit steigt die Anzahl auf sechs Fälle in Deutschland.

14.40 Uhr: Ende der Pressekonferenz

Zum Ende der Konferenz wird noch über den Zugang zum Frühwarnsystem der EU informiert. Man werde sofort informieren, sollte es Infektionen mit dem Coronavirus in der Schweiz geben.

14.35 Uhr: Destination unklar

Wo genau Frankreich den Flug aus Wuhan landen lässt, weiss EDA-Krisenmanager Hans-Peter Lenz nicht. Der erste Flug sei in Marseille gelandet. Die Planung sei eine grosse logistische Herausforderung gewesen. Wegen der Quarantänebestimmungen gäbe es in Wuhan zahlreiche Checkpoints, die nur mit offiziellen Dokumenten zu passieren sind.

14.33 Uhr: Keine Einreisesperren für Chinesen

Daniel Koch vom BAG sagt, dass es derzeit keine Pläne gibt, Einreisesperren für Chinesen zu verhängen. Wer jetzt einreise, komme nicht aus Quarantäneregionen. Die Schweiz würde damit den WHO-Empfehlungen folgen. «Die können sich aber ändern.» Dass die Weltgesundheitsorganisation den Gesundheitsnotstand ausgerufen hat, begrüsse die Schweiz.

Virginie Masserey, Abteilung übertragbare Krankheiten BAG, spricht neben Daniel Koch, Leiter Abteilung übertragbare Krankheiten BAG.Bild: Keystone

14.30 Uhr: Quarantäne lässt sich nicht vermeiden

Zehn Schweizer Staatsbürger wollen aus der chinesischen Corona-Provinz Hubei ausgeflogen werden. Sie müssen zunächst aber 14 Tage in Quarantäne in Südfrankreich verbringen. Die sei die maximale Inkubationszeit nach derzeitigen Erkenntnissen. Die Quarantäne liesse sich nicht vermeiden, obwohl es bereits Schnelltests zur Erkennung des Virus gibt. Die ausreisewilligen Personen haben die Quarantäne akzeptiert.

14.20 Uhr: Rückflug aus Wuhan wohl am Samstag

«Heute kann man sagen, dass es allen Schweizern und Schweizerinnen in China gut geht», sagt Hans-Peter Lenz vom Krisenmanagement-Zentrum. Der Rückflug mit den Schweizern aus Wuhan soll voraussichtlich am Samstag stattfinden. Aber sicher ist das noch nicht.

Man habe eine Sammelstelle eingerichtet, wo sich die Betroffenen eigenständig melden müssen. Sie würden dann zum französischen Konsulat gebracht. Glücklicherweise habe sich gezeigt, dass Frankreich bereit sei, in einem zweiten Flug Schweizerinnen und Schweizer mitzunehmen. Insgesamt seien zehn Personen interessiert, das Angebot anzunehmen.

14.10 Uhr: Noch keine Infektionen in der Schweiz

In der Schweiz sind noch keine Infektionen mit dem Coronavirus bekannt, bestätigt Virginie Masserey.

14.00 Uhr: Pressekonferenz vom BAG

Das Bundesamt für Gesundheit informiert jetzt vor der Presse in Bern unter anderem über Schweizer in China.

BAG-Chef Pascal Strupler weist zu Beginn der Medienkonferenz des BAG darauf hin, dass die Epidemie nichts an ihrer Dynamik verloren hat. «Über die Dunkelziffer der Infizierten kann nur gemutmasst werden.»

Die Schweiz bereitet sich seit Anfang Januar intensiv auf eine internationale Zusammenarbeit vor. Alle Massnahmen seien getroffen worden, um die Bevölkerung zu schützen.

Fundierte Prognosen über die Ausbreitung des Virus und die Auswirkungen auf die Schweiz seien derzeit nicht möglich.

Was Sie über Viren wissen müssen

Wissenswertes über Viren

Im Vergleich zu Bakterien sind Viren winzig klein. Bakterien haben einen Durchmesser von 0,6 bis 1,0 Mikrometer. Viren kommen gerade einmal auf 22 bis 330 Nanometer. Ein Nanometer entspricht dem Millionstel eines Millimeters.

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Da sie nicht wie etwa Bakterien über einen eigenen Stoffwechsel verfügen, zählen Viren per Definition nicht zu den Lebewesen. Sie bestehen aus genetischem Material und Proteinen. Vermehren können sie sich nur mithilfe eines Wirts. Ob ein Virus in eine Zelle eindringen kann, hängt von den Oberflächenstrukturen des jeweiligen Virus beziehungsweise von der Beschaffenheit der Körperzellenhülle ab.

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Unsere Zellen verfügen über einen Zellkern und eine Hülle aus Proteinen, auch Rezeptoren genannt. Das Aussehen der Rezeptoren ist davon abhängig, um welchen Zelltypen es sich handelt.

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So unterscheiden sich Hautzellen von Zellen im Gehirn oder der Lunge. Passen die Aussenstrukturen des (für uns schädlichen) Virus und der Zelle zueinander, kann das Virus an die Zelle andocken (Adsorptionsphase).

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Jetzt ist es dem Virus möglich, sein Erbgut in die spezifische Körperzelle einzuschleusen (Injektionsphase). Nun beginnt sich das Virus, vereinfacht ausgedrückt, in der Wirtszelle zu vermehren.

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Werden zu viele Viren produziert (Latenzphase), platzt die Wirtszelle und die freigesetzten Viren (Lytische Phase) suchen sich neue, passende Wirtszellen.

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So vielfältig wie die Virenwelt, so unterschiedlich ist ihr Übertragungsweg. Erkältungs- oder Influenzaviren verbreiten sich zum einen über Schmierinfektionen. Das geschieht zum Beispiel, indem sie über das Händeschütteln oder einen gemeinsam genutzten Gebrauchsgegenstand zu einer anderen Person wandern und dann in die Nasen-Rachenschleimhäute gelangen.

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Zum anderen können sie via Tröpfcheninfektion weitergegeben werden. Das geschieht, indem kleine Speicheltröpfchen, wie sie beim Niesen oder Husten entstehen, an die Raumluft abgegeben und von anderen Personen eingeatmet werden.

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Damit infektiöse Tröpfchen beim Husten oder Niesen in möglichst geringem Masse herumwirbeln, macht es Sinn, in die (bekleidete) Armbeuge zu Husten oder zu niesen.

Vor einer «echten» Grippe schützt eine Impfung, die jährlich aufgefrischt werden muss. Wer sich darüber hinaus regelmässig gründlich die Hände mit Wasser und Seife wäscht und den Kontakt zu Menschen mit Erkältungssymptomen meidet, hat gute Chancen, gesund durch die Grippe- und «Pfnüselsaison» zu kommen.

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Andere Viren wie etwa das HI- oder das HBV-Virus (Hepatitis B) werden ausschliesslich über Blut oder Körperflüssigkeiten übertragen.

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Im Zusammenhang mit kursierenden Viruserkrankungen wie der Grippe (Influenza) oder SARS- beziehungsweise Coronavirus-Infektionen, tauchen die Begriffe Ausbruch, Epidemie oder Pandemie auf.

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Von einem Ausbruch spricht man dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) zufolge, wenn eine Krankheit innerhalb einer begrenzten Gemeinschaft, Region oder Saison vermehrt auftritt. Ein Beispiel dafür ist das Norovirus, das den Magen-Darmtrakt befällt.

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Tritt eine Infektionskrankheit stark gehäuft, örtlich oder zeitlich begrenzt auf, wie etwa die saisonale Grippe, spricht man von einer Epidemie.

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Ist von einer Pandemie die Rede, so hat sich eine Infektionskrankheit über mehrere Länder beziehungsweise Kontinente verbreitet. Dann besteht (unter gewissen Umständen) Gefahr für einen grossen Teil der Weltbevölkerung.

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13.50 Uhr: Tokio hält trotz Coronavirus an Olympia-Plänen fest

Die Sorgen wegen des Coronavirus beschäftigen auch die Organisatoren von Olympia in Tokio. Gerüchte um eine Absage der Sommerspiele weisen sie zurück.

Trotz der rasanten Ausbreitung des Coronavirus halten die Olympia-Macher von Tokio an den Sommerspielen fest und stemmen sich gegen Gerüchte um eine mögliche Absage. «Wir haben nie diskutiert, die Spiele abzusagen», teilte das Organisationskomitee in Tokio am Freitag in einer Stellungnahme mit.

Man werde weiterhin mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und relevanten Organisationen kooperieren und, falls nötig, Gegenmassnahmen überprüfen, hiess es weiter. «Vorbereitungen für Tokio 2020 gehen wie geplant weiter», teilte zudem das IOC mit.

Die Sommerspiele sollen am 24. Juli eröffnet werden und bis zum 9. August dauern. Danach folgen vom 25. August bis 6. September die Paralympics in Tokio.

13.08 Uhr: Bevölkerung «wissensdurstig, aber nicht beunruhigt»

Die Bevölkerung in der Schweiz ist wegen des Coronavirus «wissensdurstig, aber nicht beunruhigt». Das sagt Cédric Berset von der Infektionshotline aufgrund der Anzahl Anrufe, die bislang eingegangen sind.

Am Freitagmorgen hätten bis vor dem Mittag rund 170 Personen angerufen, sagte Berset, Kommunikationsleiter des Telemedizin-Anbieters Medgate, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Das sei eine moderate Zahl im Vergleich zu anderen Infektionshotlines, die in den vergangenen Jahren betrieben worden seien. Bei der Schweinegrippe vor zehn Jahren etwa seien es in der gleichen Zeitspanne etwa drei Mal mehr Anrufe gewesen.

Es könne aber gut sein, dass die Zahl noch ansteigen werde. Das sei allerdings schwierig abzuschätzen – es hänge auch von den neuen Erkenntnissen ab, welche bekannt würden.

Erreichbar ist die Hotline für die Bevölkerung unter der Nummer 058 463 00 00. Auch für Fachpersonen (058 462 21 00) sowie für Einreisende in die Schweiz (058 464 44 88) wurde eine Nummer eingerichtet. Die Kosten für die Hotlines werden vom BAG getragen und nach Aufwand verrechnet.

13 Uhr: Schweizer Firmen schützen Mitarbeiter vor Coronavirus

Die Coronavirus-Epidemie stellt für jedes in China tätige Schweizer Unternehmen eine Herausforderung im Personalmanagement dar. Einerseits muss die Fortsetzung der eigenen Aktivitäten trotz Abwesenheit vor Ort gewährleistet werden, andererseits müssen Mitarbeiter geschützt werden, die trotzdem in ein Hochrisikogebiet reisen müssen.

«Die Unternehmen sind nicht völlig unvorbereitet. Sie verfügen über Krisenpläne», erklärt Philippe Guibert, der medizinische Leiter von International SOS. Die Genfer Firma unterstützt Unternehmen sowie internationale Organisationen und NGOs bei Gesundheitskrisen.

Es bestehe kein Grund, in Panik zu verfallen. Man befinde sich in einer Situation, für die es bereits vorbereitete Pläne und Vorgehensweisen gebe. «Wir empfehlen den Unternehmen aber klar, nicht unbedingt notwendige Reisen in die Region Hubei zu vermeiden.» Reisen in andere Regionen Chinas seien auf Anraten der lokalen Behörden ebenfalls eher zu verschieben, sagt er weiter.

Von rechtlicher Seite her sei die Situation in der Schweiz übrigens klar. Die Arbeitgeber hätten die Pflicht, auf die Gesundheit ihrer Arbeitnehmer zu achten und diese mit den notwendigen Massnahmen zu schützen.

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WHO ruft Gesundheitsnotstand wegen Coronavirus aus

Das Auswärtige Amt warnt inzwischen vor Reisen in die Provinz Hubei und rät, nach Möglichkeit nicht notwendige Reisen nach China zu verschieben.

31.01.2020

12.30 Uhr: Hundert Proben auf Coronavirus in Genf überprüft

Das nationale Referenzzentrum für neu auftretende Virusinfektionen (NAVI) in Genf hat seit Dienstag etwa hundert Proben von Patienten auf das Coronavirus überprüft. Die Tests waren alle negativ.

Bis am Dienstag waren im Zentrum noch weniger als zehn Fälle abgeklärt worden, wie das Genfer Universitätsspital, wo sich das NAVI befindet, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.

Das Zentrum hatte vor rund zehn Tagen einen Test zur Diagnose entwickelt. Dafür genügt ein Nasen-Rachen-Abstrich.

12.10 Uhr: Italien ruft nationalen Notstand aus

Die italienische Regierung hat nach Angaben der Nachrichtenagentur ANSA wegen des Coronavirus den nationalen Notstand ausgerufen. «Angesichts der internationalen Notfallerklärung der WHO haben wir die in unserem Land vorgesehenen vorsorglichen Instrumente aktiviert» erklärte Gesundheitsminister Roberto Speranza.